Der herbstliche Apothekenschrank

Bei angenehmen Temperaturen und Sonnenschein lädt der Herbst zu Bewegung an der frischen Luft ein. Regelmäßiger Sport stärkt das Immunsystem, wirkt sich positiv auf Herz und Kreislauf aus und beugt dem Übergewicht vor. Zahlreiche gesundheitliche Beschwerden bessern sich bei Bewegung ebenfalls. Je nach Kondition und Können sollte individuell die richtige Sportart gewählt werden. Ob Wandern, Laufen oder Radfahren – kleine Verletzungen sind schnell passiert. Auch Bakterien und Viren haben um diese Jahreszeit wieder Hochsaison. Die Hausapotheke sollte daher auch im Herbst gut gefüllt sein!

Die Tücken des Sports

Jede Art von Sport bedarf einer gründlichen Vorbereitung. Durch regelmäßiges Training wird einerseits die Kondition verbessert, was wiederum das Verletzungsrisiko deutlich senkt, andererseits dient es der Kräftigung der Muskulatur, welche die Gelenke stabilisiert. Auch bei sehr gutem Trainingszustand bleiben mitunter Verletzungen nicht aus. Harmlose Blessuren können sehr gut selbst behandelt werden. Sogenannte Sportgele enthalten schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkstoffe sowie Heparin gegen die Schwellung und einen möglichen Bluterguss. Stumpfe Verletzungen wie etwa Prellungen oder Verstauchungen, aber auch Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen, Nerven-, Gelenk- und Muskelschmerzen können damit effektiv behandelt werden. Neben Heparin enthalten Sportgele lokale Analgetika wie etwa Dic­lofenac, Ibuprofen, Dimethylsulfoxid oder Salicylate. Eine gelartige Formulierung bringt zusätzlich einen kühlenden Effekt, der durch Lagerung des Gels im Kühlschrank noch verstärkt werden kann. Keinesfalls dürfen Sportgele auf offene Wunden aufgebracht werden.

Eine wirksame Alternative zu synthetischen Arzneimitteln sind Präparate mit pflanzlichen Inhaltsstoffen. Extrakte aus der Beinwell-Wurzel (Symphytum officinale) wirken analgetisch, antiphlogistisch und antiödematös. Salbenartige Zubereitungen bewähren sich bei stumpfen Verletzungen sowie bei Muskel- und Gelenkschmerzen. Auch Arnica montana ist als klassische Pflanze bei Verletzungen bekannt. Zur äußerlichen Anwendung eignen sich Salben, Gele oder die allseits beliebte Arnica-Tinktur. Sowohl Arnica montana als auch Symphytum werden auch als Homöopathika erfolgreich eingesetzt.

Wer im Herbst sportlich unterwegs ist, sollte nicht auf Blasenpflaster, Insektenschutz und Verbandszeug vergessen. Mittel zur Wunddesinfektion und vorgeschnittene Pflaster zählen jedenfalls dazu.
Wer seine Muskeln stark beansprucht, sollte auf die Zufuhr von Magnesium nicht vergessen. Magnesium ist ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Enzyme und Coenzyme und ist u. a. für den ATP-Stoffwechsel und somit für die Energiebereitstellung wichtig. Die erforderliche Tagesdosis an Magnesium beträgt 300–400 mg, kann aber bei starker Belastung deutlich höher liegen. Zur Auswahl stehen Tabletten, Brausetabletten bzw. -granulate sowie Sachets zur Einnahme ohne Wasser für unterwegs.

Vitamine und Mineralstoffe stärken die Abwehrkräfte

Das Herbstwetter mit kühlen Temperaturen am Morgen und teils noch sommerlichen Mittagsstunden bringt auch die eine oder andere Erkältung mit sich. Höchste Zeit also, das Immunsystem auf die kühlere Jahreszeit vorzubereiten. Besonders wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, um den Körper mit allen essenziellen Makro- und Mikronährstoffen zu versorgen. Meist wird der Bedarf jedoch über die Ernährung allein nicht oder nur unzureichend gedeckt, eine gezielte Substitution ist daher ratsam.

Selen und Zink sind an zahlreichen Abwehrleistungen des Immunsystems beteiligt. Zink hat antioxidative Eigenschaften und ist u. a. an der Phagozytose, der Lymphozytenproliferation und der Komplementaktivierung beteiligt. Zink kann prophylaktisch, evtl. in Kombination mit Vitamin C, empfohlen werden, es verkürzt auch die Dauer einer bestehenden Rhinitis. Selen ist ebenfalls ein Modulator der humoralen und zellulären Abwehr sowie ein wichtiges Antioxidans.

Vitamin D3 (Cholecalciferol) hat ebenfalls eine bedeutende Rolle innerhalb des Immunsystems. Bei ausreichender UV-Bestrahlung kann Vitamin D3 vom Körper selbst synthetisiert werden, gerade in den Herbst- und Wintermonaten ist die Strahlung in unseren Breiten jedoch zu gering. Empfehlenswert sind daher eine Kontrolle des Vitamin-D3-Spiegels sowie gegebenenfalls eine Substitution.

Vitamin C ist ein wichtiges Antioxidans und spielt im Rahmen der humoralen und zellulären Immunantwort eine bedeutende Rolle. Vitamin C kann sowohl prophylaktisch als auch therapiebegleitend bei Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Besonders effektiv sind Retard-Präparate, welche die wasserlösliche Ascorbinsäure verzögert freisetzen und somit eine längere Verweildauer im Körper ermöglichen. Für magenempfindliche Personen kann gepufferte Ascorbinsäure angeboten werden. Der tägliche Bedarf an Vitamin C liegt für Erwachsene bei 100 mg, Mengen bis zu 1.000 mg/Tag sind jedoch unbedenklich. Natürliche Vitamin-C-Quellen sind beispielsweise Beerenfrüchte wie etwa Johannisbeeren, Acerolakirschen, Hagebutten, Holunderbeeren, Sanddornfrüchte und viele andere Obstarten wie Kiwis und natürlich Zitrusfrüchte.

Pflanzenkraft fürs Immunsystem

Neben Vitaminen ist die Gabe immunstärkender Pflanzenextrakte eine weitere Option. Bekannt für seine immunstärkende Wirkung ist beispielsweise der Rote Sonnenhut (Echinacea purpurea). Zum Einsatz kommen sowohl der wässrige Presssaft der frischen oberirdischen Teile als auch alkoholische Extrakte der ganzen Pflanze. Die Pflanze wirkt als unspezifisches Immunstimulans. Die Einnahme erfolgt dreimal täglich über einen Zeitraum von maximal 8 Wochen. Nach einer 4-wöchigen Pause kann die Kur wiederholt werden.

Ebenfalls immunstärkende Wirkung hat die Zistrose (Cistus incanus), die u. a. auch in Europa beheimatet ist. Wirksamkeitsbestimmend soll v. a. ihr hoher Gehalt an Polyphenolen sein, für die Anwendung gilt keine zeitliche Begrenzung. Auch dem Wurzelextrakt der Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) konnte eine immunstimulierende Wirkung nachgewiesen werden. Die Wirkung der heimischen Holunderbeeren kommt durch den hohen Gehalt an antioxidativ wirksamen Bestandteilen wie Flavonoiden (v. a. die farbgebenden Anthocyane) und Vitamin C zustande.

Ein bekanntes Adaptogen ist die nordostasiatische Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus). Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Saponine, Lignane, Sterole, Triterpene, Cumarine etc., die unter der Bezeichnung „Eleutheroside“ zusammengefasst werden. Auch Spirulina-Extrakt stärkt aufgrund seines Gehaltes an immunaktiven Polysacchariden das Immunsystem.