Die Lebergesundheit durch einen intakten Darm unterstützen

Zwischen der Leber und dem Darm besteht eine enge Allianz, wie die Forschung in den vergangenen Jahren festgestellt hat. Die Pfortader transportiert venöses, nährstoffreiches Blut des Darms in die Leber und enthält dabei auch Fragmente der Bakterien des intestinalen Mikrobioms sowie deren Stoffwechselprodukte. Diese haben metabolische und immunologische Auswirkungen auf die Leber, die wiederum Galle produziert, die in das Duodenum abfließt und damit die Zusammensetzung und Diversität der Darmmikrobiota beeinflusst.1

70 % des Blutes der Leber werden über die Portalvene bereitgestellt. Daher gelangen auf diesem Weg auch Toxine und mikrobielle Produkte aus dem Darm in die Leber. Es erreichen jedoch auch kurzkettige Fettsäuren als Produkt der Fermentation von Dickdarmbakterien die Leber. Bacteroidetes produzieren beispielsweise Acetat und Propionat, welche die Cholesterinsynthese und den Lipidstatus beeinflussen. Propionat wird von der Leber fast vollständig aufgenommen und für die hepatische Glukoseproduktion eingesetzt. Auch Immunogene aus dem Darm erreichen über den Portalkreislauf die Leber.1

Darmbakterien fungieren weiters als kritischer Regulator der Wirkungen von Gallensäuren. Es kommt dabei zu einer wechselseitigen Beeinflussung zwischen Darmmikrobiom und Gallensäuren. Treten in diesem Wechselspiel Störungen auf, können diese ein wesentlicher Beitrag für intestinale und hepatobiliäre Erkrankungen sein.1

Unter normalen Bedingungen treten nur wenige bakterielle Bestandteile in das Blut über und werden dann in der Leber auch rasch eliminiert. Ist allerdings die Darmbarriere gestört, dann treten vermehrt bakterielle Bestandteile in die Zirkulation über. Die mögliche Folge ist eine inflammatorische Reaktion in der Leber. Untersuchungen bei Personen mit Lebererkrankungen zeigen nicht nur eine ungünstige Zusammensetzung des Darmmikrobioms, sondern auch eine erhöhte Darmpermeabilität und eine gestörte intestinale Immunabwehr. Die Beeinträchtigung der Leber führt zu einer Störung der Elimination von Endotoxinen, es kommt zu einer Aktivierung proinflammatorischer Signalkaskaden. Vor allem bei Patienten mit nichtalkoholischer Fettleber (NAFLD) wurde dieser Zusammenhang des Öfteren beobachtet.2 Die heutige Lebensweise begünstigt die oben beschriebenen Entwicklungen. Fettes und süßes Essen, Alkohol und Bewegungsmangel führen zu einem Ungleichgewicht des intestinalen Mikrobioms und zu einem „Leaky Gut“.

Eine Lebensstiloptimierung, welche die Darmgesundheit fördert, ist im Zuge all dieser Erkenntnisse auch für die Lebergesundheit von Vorteil und sollte daher an erster Stelle stehen. Darüber hinaus hat sich die Verabreichung von Probiotika bewährt. In einer Studie mit 101 Leberzirrhosepatienten ergaben sich durch die Verabreichung eines Mehrstamm-Probiotikums deutliche Verbesserungen der Leberfunktion.3 Auch andere Publikationen ergaben positive Effekte bei Patienten mit Leberzirrhose. Besonders auffällig war die Reduktion der Lipidperoxidation. Aus zahlreichen Studien am Tiermodell geht hervor, dass die Modulation der Darmflora durch Probiotika und Präbiotika einen vorteilhaften Effekt auf NAFLD hat.4 Neben der Modulation sind noch weitere Mechanismen entschlüsselt: Produktion antibakterieller Substanzen, verbesserte Barrierefunktion und reduzierte intestinale Inflammation.5 Die Anwendung von ausgewählten Probiotika beim NAFLD-Patienten erscheint daher als vielversprechende Behandlungsform.6

 

Literatur:

1 Stallmach A et al., Verlag Walter de Gruyter 2016

2 Stadlbauer-Köllner V, UIM 7/2015

3 Medizinische Universität Graz

4 Sharma V et al., Perm J 2013

5 Iacono A et al., J Nutr Biochem 2011

6 Paolella G et al., World J Gastroenterol 2014