Das Immunsystem durchläuft im Lauf des Lebens kontinuierliche Veränderungen. Während es im Säuglings- und Kindesalter noch unreif ist, entwickelt es bis zum jungen Erwachsenenalter seine optimale Funktionsfähigkeit, die im höheren Lebensalter graduell abnimmt. Verschiedene Lebensstilfaktoren beeinflussen diese altersassoziierten Immunveränderungen maßgeblich, insbesondere Ernährungsgewohnheiten, Umwelteinflüsse und oxidativer Stress.
Im Mutterleib sind Säuglinge keinen nennenswerten Antigenen ausgesetzt, weshalb in dieser Zeit noch kein immunologisches Gedächtnis erworben wird. Folglich beruht der Immunschutz nach der Geburt auf der passiven und der angeborenen Immunität, was das Risiko einer Infektionskrankheit im Säuglings- und Kleinkindalter erhöht. Statistiken zeigen beispielsweise, dass Kinder im ersten Lebensjahr durchschnittlich sechsmal an einer Erkältung erkranken, bei 10–14-Jährigen sind es im Schnitt nur noch 3 pro Jahr. Erst durch Nährstoffaufnahme, Pathogene, Impfungen und Umwelteinflüsse bildet sich das adaptive Immunsystem aus.
Ein Gedächtnis wird gebildet und der Schutz vor Erregern verbessert.
Infektionen und Unterernährung stehen in einer synergistischen Wechselbeziehung. Mikronährstoffdefizite verursachen spezifische Immundefekte, die sowohl das angeborene als auch das adaptive Immunsystem beeinträchtigen. Ein Zinkmangel führt zu einer reduzierten Phagozyten- und Lymphozytenaktivität, während ein Vitamin-A-Mangel die Entwicklung von Neutrophilen, Makrophagen und NK-Zellen hemmt.
Junge, nichtschwangere Erwachsene scheinen die beste Immunfunktion zu zeigen. Unter anderem wird das Thymusgewebe nach der Pubertät allmählich durch Fettgewebe ersetzt, sodass es kleiner erscheint. Der funktionelle Anteil der Drüse ist reduziert, aber der Thymus bevölkert sekundäre lymphatische Organe und Gewebe mit T-Zellen. Diese werden lebenslang weiterhin, wenngleich in viel geringerem Umfang, im Thymus produziert. Es wird angenommen, dass Erwachsene auf einen Pool an naiven T-Zellen angewiesen sind, der größtenteils vor der Pubertät produziert wurde. Des Weiteren nimmt der prozentuale Anteil der Gesamtlymphozyten sowie die absolute Anzahl der T- und B-Zellen im peripheren Blut von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter kontinuierlich ab. Gleichzeitig zeigt sich bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern ein signifikanter Anstieg aller T-Zell-Subpopulationen (CD3+, CD4+ und CD8+), während der B-Lymphozyten-Entwicklungsmarker CD19 abnimmt. Die Anzahl der NK-Zellen steigt signifikant von Säuglingen zu Jugendlichen und von Säuglingen zu Erwachsenen an, jedoch nicht zwischen Kindern und Erwachsenen.
Trotz eines starken Immunsystems bleiben auch Jugendliche und junge Erwachsene für Infektionen anfällig. Die Inzidenz von Erkältungsinfekten ist zwar bei Jugendlichen am niedrigsten, steigt jedoch bei Erwachsenen zwischen 20 und 30 Jahren wieder an. Bestimmte Influenzaviren, wie beispielsweise H1N1, manifestieren sich gehäuft bei jungen bis mittelalten, ansonsten gesunden Erwachsenen. Gastrointestinale Infekte bei Erwachsenen werden häufig durch Noroviren oder Campylobacter-Spezies verursacht.
Mit zunehmendem Alter kommt es vermehrt zu Dysregulationen des Immunsystems, wodurch sowohl die angeborene als auch die adaptive Immunantwort an Effektivität verliert. Die Fähigkeit, ein immunologisches Langzeitgedächtnis auszubilden, ist reduziert, was sich insbesondere negativ auf das Ansprechen auf Impfungen auswirkt. Gleichzeitig nimmt die Funktion der physikalischen Abwehrbarrieren wie Haut und Schleimhäute ab, sodass Erreger leichter eindringen können. In der Summe machen diese altersbedingten Veränderungen ältere Menschen – nach Säuglingen und Kleinkindern – zur zweitgrößten Risikogruppe für Infektionskrankheiten.
Gleichzeitig sind Mikronährstoffdefizite bei älteren Menschen weit verbreitet, da die Nahrungsaufnahme häufig reduziert ist und die konsumierte Nahrung eine geringere Nährstoffdichte aufweist. Besonders häufig treten Defizite der Vitamine D, E und Folsäure auf. Mängel an antioxidativ wirksamen Substanzen wie Vitamin C, Zink und Selen sind besonders problematisch, da die endogene Antioxidanzienproduktion im Alter abnimmt und oxidativer Stress eine zentrale Rolle in der Immunseneszenz spielt.
Für eine funktionsfähige Immunkompetenz in allen Lebensphasen sind bestimmte Mikronährstoffe essenziell. Dazu gehören die Vitamine A, C, D, E, B2, B6 und B12 sowie Folsäure, Eisen, Kupfer, Selen und Zink. Diese Mikronährstoffe wirken synergistisch, weshalb die adäquate Zufuhr aller Komponenten für eine optimale Immunfunktion erforderlich ist. Insbesondere bei Risikogruppen sollte auf die ausreichende Aufnahme aller immunrelevanten Mikronährstoffe geachtet werden. Nahrungsergänzungsmittel können in bestimmten Fällen empfohlen sein, können jedoch keine ausgewogene Ernährung ersetzen.