Entschlackung – den Organismus befreien

Während das Wort Schlacke ursprünglich den Schmelzrückstand in der Metallgewinnung bezeichnete, ist im alltäglichen Sprachgebrauch mit dem Entschlacken meist die Entgiftung unseres Körpers gemeint. Eine allgemein gültige Erklärung, worauf sie sich bezieht, ist gar nicht so leicht zu finden.

Fasten

Eine Möglichkeit zur Entgiftung stellen Fastenkuren dar. Die positiven Effekte einer Restriktion der täglichen Energiezufuhr um 15–40 % führten sowohl im Tierversuch als auch am Menschen zu verbesserten Blutzucker- und Blutdruckwerten, verminderter Bildung atherosklerotischer Plaques, verringertem Auftreten induzierter und spontaner Mutationen, einer Minderung neuronaler Degeneration und einer Verlängerung der Fortpflanzungsfähigkeit. Besonders en vogue ist zurzeit das intermittierende Fasten, auch Intervallfasten genannt. Dabei wechseln sich Zeiträume mit beliebiger Nahrungszufuhr mit Zeiten ab, an denen Nahrung nur in Form von Flüssigkeiten aufgenommen wird. Die „essfreie“ Phase soll zunächst nicht zu lange gewählt werden, um Heißhungerattacken vorzubeugen. Durch das intermittierende Fasten soll eine ständige Insulinzufuhr unterbunden werden, die Bauchspeicheldrüse entlastet und die Körperzellen wieder sensitiver für Insulin werden. Im Tierversuch zeigten sich bereits positive Effekte auf die Prävention beziehungsweise Besserung bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Der verwandte Stoffwechsel lässt auf ähnliche Effekte beim Menschen schließen, jedoch fehlen bislang noch Studiendaten, die dies belegen. Um mit dem Ausbleiben fester Nahrung besser zurande zu kommen, können Kaubewegungen beim Trinken dem Körper das Gefühl zu essen vortäuschen und das Hungergefühl vermindern. Viele Fastenratgeber empfehlen eine Darmreinigung mit Bittersalz vor einer Fastenkur. Bei eingeschränkter Nierenfunktion, bei der die Elektrolytausscheidung nicht mehr optimal erfolgt, sollte dies aufgrund der Gefahr einer Hypermagnesiämie nicht erfolgen.

Teemischungen und Phytopharmaka

Entzündungsprozesse und oxidativer Stress spielen bei vielen chronischen Leiden wie Hauterkrankungen, Depressionen und rheumatoider Arthritis eine wesentliche Rolle und können über die Ernährungsweise gefördert oder reduziert werden. Brassicaceae wie der Brokkoli enthalten den stark antiinflammatorischen Wirkstoff Sulforaphan, ein Inhaltsstoff, der den Transkriptionsfaktor Nrf2 aktiviert, der eine zentrale Rolle im Zellschutz spielt, indem die Transkription antioxidativer und zytoprotektiver Gene aktiviert wird.

Darüber hinaus bietet das Pflanzenreich eine Vielzahl an Möglichkeiten, unsere Verdauung in Schwung zu halten und Stoffwechselschlacken besser auszuscheiden. Immer wieder taucht etwa der Wunsch nach „blutreinigenden“ Tees auf, die eine Anregung des gesamten Stoffwechsels bewirken, indem sie Magen, Darm, Leber, Galle und Nierentätigkeit stimulieren. Klassische Teemischungen zur Entgiftung enthalten meist eine entwässernde Komponente, eine Bitterstoffkomponente, um Leber und Gallenfluss zu aktivieren, und häufig entblähende Arzneipflanzen. Auch Grüntee ist oftmals enthalten, um durch das Koffein die eventuelle Energielosigkeit, die anfänglich bei einer zusätzlichen Fastenkur entstehen kann, zu kompensieren und gegen freie Radikale tätig zu werden. Nach sechs bis acht Wochen ist es sinnvoll, die Zusammensetzung des Tees zu ändern, um dem Körper einen erneuten Stimulus zu versetzen und die Wirkung nicht abflachen zu lassen. Um auf ein breiteres Spektrum an sekundären Pflanzeninhaltsstoffen zuzugreifen, kann der Tee auch einmal in Milch zubereitet werden. Bei entwässernden Tees ist bei Herz- und Niereninsuffizienz Vorsicht geboten.

Aromatherapie

Als natürliches Abflusssystem unseres Körpers kann das Lymphgefäßsystem durch eine Massage der Lymphknoten mit ätherischen Ölen angeregt werden, was zur Entstauung und Entgiftung des Gewebes führt. Zusätzlich wird das Immunsystem durch gesteigerte Antikörperbildung in den Lymphknoten gestärkt.

Entschlackung aus Sicht des Ayurveda

Der Anreiz fernöstlicher Heilkunden ist für viele Menschen aufgrund des dualen Ansatzes von Körper und Seele gegeben, und sie bieten schlüssige Antworten auf zahlreiche Alltagsbeschwerden.
Schlacken werden im Ayurveda als Ama bezeichnet und sind unverdaute beziehungsweise halbverdaute Nahrungsbestandteile, die im Körper fermentiert werden und ihn belasten. Sie bilden sich aufgrund von Verdauungsproblemen, Überessen oder ständigem Essen zwischen den Mahlzeiten und werden als Ursache der meisten gesundheitlichen Probleme gesehen. Dieser Aspekt wird daher bei jedem Unwohlsein berücksichtigt.
Im Ayurveda werden Nahrungsmittel grob nach ihrem Geschmack in die Wirkweise eingeteilt. Dem scharfen Geschmack ist hierbei unter anderem eine reinigende Wirkung zugeschrieben. Scharfstoffe, wie sie etwa der lange Pfeffer enthält, werden auch hierzulande gerne in Detoxtees eingesetzt. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Essgewohnheiten gelegt. Das Fassungsvermögen unseres Magens entspricht circa der Fassungskapazität unserer beiden Hände. Ein Viertel des Magens (also eine halbe Hand voll) soll leer bleiben, damit eine gute Durchmischung erfolgen kann. Es soll nur mit richtigem Hunger gegessen werden, und das zu fixen Zeiten, 3–4 Mahlzeiten täglich. Zwischendurch soll nicht gegessen werden, da auch Kleinigkeiten den pH-Wert im Magen verschieben können und die Verdauungskapazität für die nächste große Mahlzeit nicht optimal wäre. Vor und nach dem Essen soll mindestens 5–10 Minuten entspannt werden. Schnelles und unachtsames Essen führt dazu, dass schlechter gekaut wird und die Verdauung dadurch erschwert wird. Während des Essens zu gehen oder beim letzten Bissen schon aufstehen stört die Verdauung.

 

 

 

  • Varady KA, Hellerstein MC, Alternate-day fasting and chronic disease prevention: a review of human and animal trials
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  • Lassale C, Batta GD, Baghdadli A, Jacka F, Sánchez-Villegas A, Kivimäki M, Akbaraly T, Healthy dietary indices and risk of depressive outcomes: a systematic review and meta-analysis of observational studieshttps://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-092018/weniger-gewicht-kaum-verzicht/
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