Ernährung als ätiologischer Faktor von rheumatoider Arthritis

Die Ernährung hat nicht nur auf den Verlauf einer rheumatoiden Arthritis (RA) Einfluss, sondern auch auf das Erkrankungsrisiko. In der Sister Cohort Study des US-amerikanischen NIEHS (National Institute of Environmental Health Sciences) fand man bei über 50.000 Frauen ein erhöhtes Rheumarisiko in Abhängigkeit von Ernährungsfaktoren. Rauchen gilt zwar als unabhängiger Risikofaktor, jedoch zeigten sich Zusammenhänge mit der Kochsalzaufnahme. Raucher in der höchsten Terzile der täglichen Kochsalzaufnahme (mindestens 5,5 g/Tag) verdoppeln demnach ihr RA-Risiko. Dieser Zusammenhang wurde bei Nichtrauchern nicht nachgewiesen. Ein weiterer Faktor ist Übergewicht. Raucher mit erhöhtem Body-Mass-Index (BMI) weisen eine erhebliche Risikozunahme für die Entwicklung einer RA auf. Zum Vergleich: Das Erkrankungsrisiko lag bei Rauchern mit einem BMI über 25 um 70 % höher als bei Rauchern mit BMI unter 25. Derartige Zusammenhänge wurden bei Nichtrauchern nicht beobachtet.*

Die Zufuhr von „rotem“ Fleisch (Rind, Schwein, Wild) wirkte sich in einer Langzeitbeobachtung an 26.000 Personen in geringem Maße auf die Häufigkeit einer RA aus. Die Beobachtungszeit dauerte vier Jahre. Die Assoziation ließ sich in einer Studie an über 80.000 Frauen mit 20 Jahren Beobachtungszeit nicht reproduzieren. Somit lässt sich die Behauptung nicht aufrecht erhalten, dass rotes Fleisch Rheuma verursacht. Etwas paradox muten Daten zum Alkoholkonsum an. Bei Menschen, die genetisch prädisponiert sind, senkt ein moderater Konsum von 1 bis 5 alkoholischen Getränken pro Woche das RA-Risiko. Die protektiven Auswirkungen waren am größten bei Bier, nicht aber bei anderen Alkoholika. Ab einer Menge von 10 g pro Tag entfällt die schützende Wirkung. ­Anders als bei Bier verhält es sich mit kohlensäurehältigen, gezuckerten Getränken. Vor allem dem weiblichen Organismus dürften Limonaden Schaden zufügen: Frauen, die täglich mindestens ein solches Getränk zu sich nehmen, haben ein um ­60 % erhöhtes RA-Risiko. Dieses erhöht sich außerdem mit steigendem Alter.*

Verringert werden kann das RA-Risiko durch den Konsum von fettem Seefisch. Dies zeigen Daten aus einer Studie mit 57.000 Probanden. Am vorteilhaftesten ist es, wenn der Fisch in eine Kost mit Gemüse, Früchten und Vollkornprodukten eingebettet ist. Daher sind auch die günstigen Auswirkungen einer mediterranen Kost im Hinblick auf die Reduktion des RA-Risikos belegt. Wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist, kann wiederum der Verlauf positiv beeinflusst werden, wenn man eine Mittelmeerkost praktiziert.

Eine vorbeugende Wirkung von Mikronährstoffen auf Rheuma ist in der Literatur nicht belegt. Lediglich die Einnahme von Zinkpräparaten dürfte einen protektiven Effekt haben. Eine leicht schützende Wirkung geht zudem von β-Cryptoxanthin aus, einer Vitamin-A-Vorstufe in Zitrusfrüchten, Äpfeln und Physalis.*

 

Literatur:

* Keyser G, Rheumatoide Arthritis. In: Biesalski HK et al., Ernährungsmedizin. Thieme Verlag 2018

 

Niedriges Geburtsgewicht als Risikofaktor

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben Frauen ein bis zu 50 % höheres Risiko für eine rheumatoide Arthritis, wenn sie ein niedriges Geburtsgewicht hatten. Gleiches gilt, wenn eine Frau als Mädchen mangelernährt war.

Keyser G, Rheumatoide Arthritis. In: Biesalski HK et al., Ernährungsmedizin.  Thieme Verlag 2018