Essen bei Gicht: Freibrief für Milch, Vorsicht bei Hülsenfrüchten

Das rät der Ernährungswissenschafter Ein akuter Gichtanfall tritt meist überraschend auf. Oft geht es in der Nacht mit starken Schmerzen, Rötungen und Schwellungen am Großzehengelenk oder an den Daumengrundgelenken los. Das geht nachts oft so weit, dass die Betroffenen sogar zu berührungsempfindlich für die Bettdecke sind.

Wenn es bereits zu schmerzhaften Schwellungen kommt, ist als kurzfristige Maßnahme eine streng purinarme Diät ratsam. Diese erlaubt eine Tagesmenge von 300 mg Harnsäure oder 2.000 mg pro Woche. Als Dauerkost ist sie nicht geeignet, nur als Sofortprogramm – diese Kost wäre nämlich nur schwer durchzuhalten und könnte die Compliance beeinträchtigen. Mittelfristig ist eine purinarme Ernährung sinnvoll. Sie setzt sich aus 500 mg Harnsäure pro Tag und 3.000 mg pro Woche zusammen.

Bevorzugt sollten von Gichtpatienten purinfreie und purinarme Lebensmittel (Gehalt 0–49 mg Harnsäure pro Portion) wie Getreideerzeugnisse, Kartoffeln, einige Gemüsesorten (dazu später mehr), Blattsalate, frisches Obst, fettarme Milch und Milchprodukte und Käse gegessen werden. Pro Woche können drei Eier verzehrt werden. Eingeschränkt gegessen werden sollten Lebensmittel mit einem mittleren Puringehalt (50–150 mg). Dazu zählen Sojabohnen und Tofu, Erbsen, Bohnen, Kohlgemüse, Schinken, Rindfleisch, Schweinefleisch, Geflügel und Seefisch. Zu meiden sind Innereien aller Art, Schweineschwarte, Sprotten, Ölsardinen, Sardellen sowie die Haut von Schwein, Geflügel und Fisch. Entgegen anders lautenden Meldungen können übrigens Tomaten von Gichtpatienten bedenkenlos verzehrt werden.1

Vorsicht ist beim Würzen von Speisen geboten. Suppe aus Würfeln ist nicht empfehlenswert, weil Purine aus dem Fleisch im Würfel extrahiert vorliegen. Eine Alternative bietet hefefreie Gemüsesuppe. Kaffee, Kakao und Tee sind bei Hyperurikämie und Gicht unbedenklich. Verzichtet werden sollte hingegen auf Alkohol, wobei gerade Bier durch die darin enthaltene Hefe einen besonders hohen Puringehalt aufweist. Vorsicht: Auch alkoholfreies Bier enthält Purin.1

Strenges Fasten und Radikalkuren bergen das Risiko für einen Gichtanfall. Der Grund: Bei diesen strengen Diäten wird die Harnsäureausscheidung über die Nieren gehemmt, der Spiegel steigt also an. Außerdem baut der Körper vermehrt Fett- und leider auch Muskelzellen ab. Dadurch fallen körpereigene Purine an, aus denen dann Harnsäure entsteht. Somit kann ein allzu rascher Gewichtsverlust den Harnsäurewert im Blut steigern und zum Auslöser eines Gichtanfalls werden.1

Um die Belastung des Purinstoffwechsels durch Lebensmittel abschätzen zu können, geben Lebensmitteltabellen den Puringehalt meist umgerechnet in Harnsäure an. Dabei gilt: Das Dreifache des Puringehaltes ergibt den Harnsäuregehalt, denn 1 mg Purin entspricht 3 mg Harnsäure. Ein Beispiel dazu: 100 g Schweinefleisch, mittelfett, gegart, enthalten 59 mg Purine, das entspricht somit 177 mg Harnsäure.2

 

 

Literatur:

1 Metternich K, Ernährungs Umschau 2014

2 Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz