Feinstaub und Co.: die stille Gesundheitskrise

Rund 25.000 Menschen machten sich im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow gemeinsam Gedanken, welche Lösungen es braucht, um die Zukunft der Menschheit nachhaltig zu gestalten und Auswirkungen des Klimawandels im Rahmen zu halten (Ergebnisse gab es erst nach Redaktionsschluss). Im Fokus stand dabei die Reduktion von Treibhausgasen zur Begrenzung der Erderwärmung – hier ist wirklich Dringlichkeit angesagt. Worüber beim Klimaschutz abseits der Erderwärmung allerdings zu wenig gesprochen wird, ist die Problematik der Luftverschmutzung. Diese führt unabhängig von einer Temperaturdynamik nämlich bereits jetzt zu starken gesundheitlichen Auswirkungen. WHO-Generaldirektor Ghebreyesus bezeichnete die Luftverschmutzung einmal im Rahmen einer Konferenz als „stille Gesundheitskrise“. Pro Jahr gibt es weltweit rund 7 Mio. vorzeitige Todesfälle, die darauf zurückzuführen sind.* Wer dabei nun an fehlende Umweltauflagen in vielen Ländern der Erde denkt oder an rauchende Fabrikschlote in Asien, denkt zu kurz. Die Problematik ist auch vor unserer Haustür. Feinstaub etwa gilt mittlerweile gesichert als Risikofaktor für Herz und Gefäße, da chronische Entzündungsprozesse in den Gefäßen ausgelöst und Plaquebildung und Arteriosklerose begünstigt werden. Auch Entzündungen in den Bronchien und Lungenalveolen sind eine mögliche Folge.** Eine Absenkung der Grenzwerte ist dringend angezeigt. Erhöhte Feinstaub- und Stickoxidexposition kann auch Rhinitissymptome verschlimmern, sei es im Fall von Erkältungen oder bei der allergischen Rhinitis. Als Ursache dafür sehen Forscher Inflammation und oxidativen Stress in den Atemwegen (mehr dazu im Meldungsblock auf Seite 34).
Luftschadstoffbelastung scheint auch in Bezug auf COVID-19 ein Risikofaktor zu sein. Die Vulnerabilität von Menschen in Gebieten mit starker Belastung ist Studien zufolge erhöht. Außerdem wird seit Längerem diskutiert, dass Feinstaub ein möglicher Carrier für SARS-CoV-2 ist.*** Und auch für Allergiker wird es immer heftiger: Ein Anstieg von atmosphärischem CO2 führt bereits dazu, dass die Pollenproduktion allergieauslösender Pflanzenarten steigt … Dies alles ist kein städtisches Phänomen allein, denn auch in ländlichen Gebieten gibt es oftmals eine erhebliche Belastung der Luft. Der als „Hausbrand“ bezeichnete Geruch am späteren Nachmittag und Abend der Herbst- und Wintermonate (begünstigt durch bestimmte Wetterlagen) ist in Wahrheit ein Cocktail aus Feinstaub, Stickstoffoxiden und Kohlenmonoxid. Von wegen frische Luft also …
Wenn man argumentiert, Österreich könne bezüglich weltweiter Emissionen wenig ausrichten, mag das stimmen; aber gegen die Immission, also die Masse an Schadstoffen pro Volumeneinheit Luft, mit der wir täglich direkt konfrontiert sind, könnte man wahrlich lokal mehr machen. Zum Schutz der Atemwege, vor allem jener unserer Kinder.

Bleiben Sie gesund!