Fieber bei Kindern

Die menschliche Körpertemperatur wird von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise körperlicher Anstrengung, Umgebungstemperatur, Tageszeit, Jahreszeit, Alter, Geschlecht sowie Hormone beeinflusst und im Hypothalamus gesteuert. Außer den dort befindlichen Thermorezeptoren, welche die Registrierung der Kerntemperatur vornehmen, gelangen zusätzliche Informationen von den Wärmesensoren in der Haut bzw. im Rückenmark zur Steuerzentrale. Die tatsächliche Temperatur des Organismus wird laufend mit dem Sollwert verglichen und bei Abweichungen reguliert. So wird beispielsweise eine steigende Körpertemperatur vom Organismus mit verstärkter Hautdurchblutung und Schweißsekretion beantwortet, während ein Absinken mit vermehrter Wärmeproduktion durch Muskelzittern reguliert wird. Bei Fieber regelt der Körper den Sollwert nach oben und reagiert damit auf Eindringlinge wie Viren, Bakterien oder endogene Pyrogene. Somit ist Fieber streng genommen keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Ab einer Körperkerntemperatur von 38,5 °C spricht man von Fieber – bei Babys unter 3 Monaten bereits ab 38,0 °C. Als hohes Fieber wird eine gemessene Temperatur ab 39,5 °C, als sehr hohes Fieber eine Temperatur über 41 °C bezeichnet. Der Terminus „subfebriler Bereich“ (erhöhte Temperatur) ist das Intervall zwischen 37,5 °C und 38,5 °C. Zu den charakteristischen Fiebersymptomen zählen Hitzeempfinden, Frösteln, Schüttelfrost, Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, erhöhter Puls, trockene Haut sowie glänzende Augen.

Hinweise auf Fieberursache

Wenn Fieber auftritt, erlauben eventuelle Begleitsymptome Hinweise auf die Ursache. Bei Kindern tritt Fieber gelegentlich mit Hautausschlägen auf, was auf eine Kinderkrankheit deuten könnte. Weitere mögliche Beispiele sind:

  • grippaler Infekt/Influenza: Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, Kopf-/Gliederschmerzen
  • Magen-Darm-Infektion: Erbrechen, Durchfall
  • Harnwegsinfekt: Miktionsbeschwerden
  • Mittelohrentzündung: Ohrenschmerzen

Temperaturmessung

Eine Messung der Körpertemperatur muss bei den jungen Patient:innen schnell und unkompliziert vonstattengehen. Idealerweise werden die Messungen unter Einhaltung gleicher Bedingungen (Tageszeit, Messmethode, Abstand zu körperlicher Aktivität und zu den Mahlzeiten) empfohlen, was natürlich bei Kindern nicht immer durchführbar ist.

Die rektale Messung wird bei Säuglingen und Kleinkindern als genaueste Methode gerne angewendet, da die erhaltenen Messwerte der tatsächlichen Körperkerntemperatur am nächsten kommen. Für die Durchführung sollte das fiebernde Baby dabei am Rücken liegen. Dann werden beide Beine des Säuglings mit einer Hand an den Fußknöcheln angehoben. Mit der anderen Hand wird das Thermometer etwa einen Zentimeter in den After eingeführt. Das Thermometer sollte gut festgehalten und die Hand dabei abgestützt werden.

Viele Kinder empfinden diese Messmethode als unangenehm und etwa ab dem Vorschulalter kann auch die orale Messung versucht werden. Die Spitze des Thermometers wird dabei hinten im Mund unter der Zunge platziert. Die oral gemessene Temperatur liegt etwa 0,3 °C bis 0,6 °C niedriger als der rektale Vergleichswert. Die größten Abweichungen (von 1 °C bis zu 2 °C niedriger) zeigen axilläre Messungen.

Eine beliebte und kurze (3 Sekunden) Art, die Körpertemperatur zu bestimmen, ist die Ohrmessung, wobei die vom Trommelfell abgegebene Wärme über Infrarot-Technologie ermittelt wird. Der Messfühler sollte direkt in Richtung Trommelfell zeigen, indem das Ohr des Kindes vorsichtig nach hinten oben gezogen wird. Das erhaltene Ergebnis liegt meist etwa 0,3 °C bis 0,5 °C unter der Körperkerntemperatur.

Stirnmessungen liefern eher ungenaue ­Ergebnisse und sind eher als Orientierungshilfe gedacht. Neuartige, moderne Fieberpflaster mit integrierten Temperatursensoren erlauben mittels Nanotechnologie eine fortlaufende Messung der Körpertemperatur, was bei kontinuierlicher Überwachung des Fieberverlaufs vorteilhaft ist.

Fieberkrämpfe

Fieberkrämpfe treten typischerweise im Alter zwischen 6 Monaten und 6 Jahren auf und werden meist innerhalb der ersten 24 Stunden einer extrazerebralen fieberhaften Erkrankung bei Körpertemperaturen über 38 °C registriert. Die Pathogenese ist nach wie vor nicht vollständig geklärt, es kann jede Infektion bakteriellen oder viralen Ursprungs als Auslöser fungieren, wobei virale Erreger am häufigsten beobachtet werden, insbesondere Herpesviren Typ 6, Influenza-/Parainfluenzaviren sowie Adenoviren. Fieberkrämpfe können auch innerhalb von 48 Stunden nach Impfungen mit inaktivierten Impfstoffen wie z. B. Diphterie-Pertussis-Tetanus-(DPT-)Impfung und Influenza-Impfung bzw. rund vier Tage nach Impfungen mit Lebendimpfstoffen wie Mumps-Masern-Röteln-(MMR-)Impfung bzw. Mumps-Masern-Röteln-Varizellen-Impfung auftreten. Meist enden die Krämpfe spontan nach 2 bis 3 Minuten und erfordern dann keine spezifische Behandlung mehr. Auch wenn der einfache Fieberkrampf in der Regel unbedenklich ist, sollten Eltern immer notärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, um ernsthafte Erkrankungen (Meningitis, Elektrolytstörungen) beim Krampf ausschließen zu können.

Antipyretische Therapie bei Kindern

Bei einer Temperatur von > 38,5 °C ist es bei jungen Patient:innen sinnvoll, an fiebersenkende Maßnahmen zu denken. Generell sollte fiebernden Kindern mehr Flüssigkeit (kühler bis zimmerwarmer Tee und Wasser) als sonst angeboten werden. Es empfiehlt sich, das Kind nur leicht mit einer Decke zuzudecken bzw. ganz abzudecken. Lauwarme feuchte Stoffwindeln („Essigpatscherl“) können zur Senkung des Fiebers um die Waden gewickelt werden. Bewährte Arzneistoffe zur Fiebersenkung sind Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen und Mefenaminsäure.

Paracetamol

Paracetamol ist beim fiebernden Kind das Mittel der Wahl. Die Einzeldosis beträgt 15 mg/kg, die Maximaldosis ist mit 60 mg/kg in 24 Stunden beschrieben. Die Wirkdauer des als gut verträglich bekannten Wirkstoffs beträgt 5–6 Stunden. Es treten in der empfohlenen Dosierung nur wenige bis keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen auf, Allergien sind selten, weiters werden das Blutungsverhalten oder die Blutgerinnungsfaktoren nicht beeinflusst. Vorsicht sollte man bei höheren Dosen walten lassen, da diese das Risiko von Leberschädigungen bergen.

  • oral:
    0 Monate bis 18 Jahre:
    10–15 mg/kg/Dosis, bei Bedarf, max. 4-mal tägl.
    EMD: 500 mg
    bei 10 mg/kg/Dosis: Verabreichungsintervall mindestens 4 Stunden
    bei 15 mg/kg/Dosis: Verabreichungsintervall mindestens 6 Stunden
    < 3 kg Körpergewicht (KG): Off-Label
  • rektal:
    0 Monate bis 3 Monate
    10–20 mg/kg/Dosis, bei Bedarf max. 2-mal tägl.
    EMD: 75 mg
    < 3 kg KG: Off-Label
    3 Monate bis 18 Monate
    10–20 mg/kg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    TMD: 60 mg/kg KG,
    Verabreichungsintervall mind. 6 Stunden (Die Dosis soll auf die am besten geeignete Stärke eines Zäpfchens gerundet werden.)
    3 Monate bis 6 Monate
    75 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    6 Monate bis 2 Jahre
    125 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    2 Jahre bis 8 Jahre
    250 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    8 Jahre bis 12 Jahre
    500 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    12 Jahre bis 18 Jahre
    500–1.000 mg/Dosis, bei Bedarf max. 4-mal tägl.

Ibuprofen

  • oral:
    3 Monate bis 12 Jahre:
    7–10 mg /kg/Dosis, bei Bedarf 3–4-mal tägl.
    TMD: 30 mg/kg KG, jedoch nicht mehr als 1.600 mg gesamt
    EMD: 400 mg
    12 Jahre bis 18 Jahre
    200–400 mg/Dosis, bei Bedarf max. 6-mal tägl.
    TMD: 30 mg/kg KG, jedoch nicht mehr als 1.600 mg gesamt
    kurzzeitige TMD von 2.400 mg möglich
    EMD: 400 mg
  • rektal:
    3 Monate bis 12 Jahre
    7–10 mg/kg/Dosis bei Bedarf 3–4-mal tägl.
    TMD: 30 mg/kg KG

Naproxen

  • oral:
    3 Monate bis 18 Jahre
    10–15 mg/kg/Tag in 2–3 Dosen
    TMD: 1.000 mg

Mefenaminsäure

  • oral:
    6 Monate bis 14 Jahre
    19,5 mg/kg/Tag in 3 Dosen
    TMD: 1.000 mg
    14 Jahre bis 18 Jahre
    250–500 mg/Dosis bei Bedarf max. 3-mal tägl.
  • rektal:
    6 Monate bis 8 Jahre
    12 mg/kg/Dosis bei Bedarf max. 3-mal tägl.
    8 Jahre bis 14 Jahre
    Für dieses Lebensalter ist keine der im Handel befindlichen Stärken geeignet.
    14 Jahre bis 18 Jahre
    500 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3-mal tägl.

Acetylsalicylsäure sollte bei Kindern nicht als Antipyretikum gegeben werden, da bei jungen fiebernden Patient:innen mit viralen Infekten ein erhöhtes Risiko für das Reye-Syndrom besteht. Das Reye-Syndrom ist eine akute, nichtentzündliche Erkrankung des Gehirns mit Leberverfettung und akutem Leberversagen. Anhaltendes Erbrechen, Bewusstseinsverlust oder Verhaltensstörungen können auf diese Erkrankung hinweisen.

Generell sollte bei fiebernden Kindern mit den Symptomen Atemnot, Fieber > 3 Tage, Apathie und Bewusstseinstrübungen, Krämpfen, veränderter Hautfarbe (bläulich), Hautblutungen, nichtsenkbarem Fieber, Nackensteifigkeit sowie sehr starken Kopfschmerzen ein:e Ärzt:in konsultiert werden.