„Heimische Produkte als Wachstumstreiber“

Apotheker Krone: Zum nun bereits zehnten Mal haben Sie die IQVIA Mirror Awards, die „Oscars“ der Pharmabranche, vergeben. Wie geht es der Branche?

Martin Spatz: Der OTC-Markt entwickelt sich in Österreich nach wie vor besser als in vielen anderen europäischen Ländern. Vergleicht man die vergangenen zwölf Monate zwischen Juni 2017 und Mai 2018 zeigt sich, dass der Markt kumuliert nur leicht um 0,5 Prozent nach Einheiten rückläufig war, während er wertmäßig aber um 2,4Prozent gewachsen ist. Die führenden Klassen nach Wert sind Grippe- und Erkältungsmittel mit einem Plus von 1,7 Prozent, Hustenmittel mit einem Plus von drei Prozent, Rheuma- und Muskelschmerzmittel mit einem Zuwachs von 1,3 Prozent, knapp gefolgt von Augenpräparaten bei denen es ein Plus von 6,6 Prozent gab, allgemeinen Schmerzmitteln (plus 0,3 Prozent), Halsschmerzmitteln (plus 4,6 Prozent), Venenmitteln mit einem Minus von 12,4 Prozent, Mineralstoffen (plus 7,1 Prozent) und Magenmitteln mit einem Zuwachse von 8,3 Prozent.

Was sind die Wachstumstreiber in diesen Bereichen von denen auch Apotheken profitieren können?

Wesentlich zum positiven Wertwachstum haben die IQVIA Award-Gewinner Bayer, Apomedica und das Institut Allergosan beigetragen. Hinter Iberogast von Bayer zählen unter anderem Dr. Böhm Damiana (Apomedica), Bepanthen Augentropfen und Bepanthen Sensiderm (Bayer) sowie Dr. Böhm Magnesium Sport (Apomedica) zu den Wachstumssiegern der vergangenen zwölf Monate. Dr. Böhm Magnesium Sport Brausegranulat mit Aminosäuren, das von den Apothekern zur Innovation des Jahres 2018 gewählt und wofür Apomedica mit einem IQVIA Quality Award ausgezeichnet wurde, befindet sich auch im Werte-Verkaufsranking der Neueinführungen des heurigen Jahres auf Rang 1. Auf Platz 2 der Top-Neueinführungen reihen sich die erst im April 2018 gelaunchten Caricol Gastro Sticks von Institut Allergosan ein. Dabei handelt es sich um ein reines Naturprodukt aus Hafer und Papaya, das die in Folge einer Gastritis empfindliche Magenschleimhaut beruhigt. Dr. Böhm Cranberry Akut Brausegranulat (Apomedica), Bronchostop Kinder Hustensaft (Kwizda) und Omni-Biotic Aktiv Pulver (Institut Allergosan) sind ebenfalls unter den führenden, neu auf den Markt gebrachten Handelsformen zu finden.

Heißt das, dass der Markt in Österreich stark von heimischen Herstellern geprägt ist?

Absolut. Unter den Siegern beim Award befinden sich vier heimische Unternehmen. Das ist ein starkes rot-weiß-rotes Signal! Ich will die Unternehmen nicht pauschal in den Himmel loben, aber die heimischen Betriebe zeigen beeindruckende Innovationskraft und ich gehe davon aus, dass das auch weiterhin der Fall sein wird. Dazu kommt, dass wir in Österreich auch viele innovative OTC-Firmen haben, die hier heimisch sind, oder ihr Headquater haben. Nehmen sie als Beispiel Apomedica/Dr. Böhm, Kwizda mit seiner starken OTC Linie oder Institut Allergosan. Auch GSK/Gebro die hier den Sitz haben. Alle diese heimischen Firmen sind auch unter den Top 10 der heimischen OTC-Hersteller.

Wie ist die Wahl der Award-Sieger erfolgt?

Jury dieser einzigartigen Preise sind die wahren Experten im Arzneimittelbereich: Österreichs Apothekerinnen und Apotheker sowie deren pharmazeutisch-kaufmännische Mitarbeiter. Die Befragung erfolgte mittels eines umfangreichen schriftlichen, quantitativen Fragebogens im heurigen Frühjahr, wobei der Rücklauf mit rund 500 Bögen auch wieder äußerst repräsentativ war. Um Vergleichbarkeit zu schaffen, wird der OTC-Mirror jährlich nach denselben Kriterien und nach derselben Methodik durchgeführt. Daraus ergibt sich eine überprüfbare Entwicklung seit dem Jahr 2007 – also seit mehr als 10 Jahren. Abgefragt wurden die allgemeine Zufriedenheit der Apotheker mit der Firma, mit Außendienstmitarbeitern, den Produkten sowie Geschäftsbeziehungen und Firmenpräferenz.

Abschließend noch ein anderes, gerade aktuelles Thema: Cannabis. Die Politik diskutiert hier Lockerungen für medizinische Produkte, die Apotheken möchten sich hier als kompetente Exklusivpartner positionieren. Wie sehen Sie die Entwicklung – auch im internationalen Vergleich?

Wir verzeichnen eine explosiv steigende Nachfrage nach Cannabis-Produkten in den österreichische Apotheken. Rezeptfreie Produkte werden nach einer Verfünffachung in Österreichs Apotheken bereits im Wert von über 800.000 Euro jährlich – das entspricht einer Zunahme von 444 Prozent – verkauft. Die einzigen in Österreich zugelassenen rezeptpflichtigen Hanfpräparate Canemes und Sativex erfreuen sich einer konstanten Nachfrage von 760.000 Euro jährlich. Dazu kommen Präparate, die im Rahmen der sogenannten Magistralen Rezepturen zubereitet werden: Produkte, die Apotheker eigens für Patienten aufgrund eines Arztrezepts mit der Substanz Dronabinol herstellen. Dronabinol wird aus Hanf gewonnen, der in Österreich von der Agentur für Gesundheit (Ages) angebaut und nach Deutschland exportiert wird. Das Potenzial ist also groß.