Von Bauchschmerzen über Krämpfe, dyspeptische Beschwerden und gastrointestinale Beschwerden bis hin zu Blähungen, Flatulenz und Obstipation – Beschwerden im abdominellen Bereich können vielseitig und belastend sein.
Aufgrund ihrer Häufigkeit sind sie ein täglich wiederkehrendes Gesprächsthema an der Tara. Für die natürliche Behandlung stehen Tinkturen – auch als fertige Mischungen –, Tees oder Phytopharmaka zur Verfügung.
Krampfartige Beschwerden im Bauchraum können unterschiedlichste Ursachen haben. Für die Linderung steht unter anderem die Angelikawurzel (Angelicae radix) zur Verfügung. Sie hilft bei Verdauungsbeschwerden wie Krämpfen, Völlegefühl und Blähungen und ist für diese Indikationen von der Kommission E zugelassen. Die Anwendung erfolgt traditionell als Tee oder Tinktur, darüber hinaus ist die Wurzel heutzutage in zahlreichen Phytopharmaka enthalten.1 Ebenfalls zur Linderung von Bauchkrämpfen aufgrund ihres Traditional Use vom HMPC zugelassen und in vielen Teemischungen enthalten sind Zimtrinde (Cinnamomi cortex), Kamillenblüten (Matricariae flos) und Melissenblätter (Melissae folium).2–4 Zur gezielteren Behandlung von Magen-Darm-Krämpfen, die oft mit unangenehmen Blähungen und Flatulenz einhergehen, bieten sich beispielsweise Zubereitungen aus Angelikawurzel, Schöllkraut (Chelidonii herba), Fenchel (Foeniculi amari/dulcis fructus), Pfefferminzblättern (Menthae piperitae folium) und Schafgarbenkraut (Millefolii herba) an.1,5–7 Vorsicht ist bei der Einnahme von Schöllkraut geboten, das aufgrund seiner lebertoxischen Wirkung nicht vom HMPC bearbeitet wird.8
Die Standardtherapie bei akuter Diarrhö ist die Rehydrierung. Hierbei kann beispielsweise eine einfache Elektrolytmischung aus 250 ml Wasser, einem Viertel Teelöffel Salz und 2 Esslöffeln Zucker helfen.9 Zusätzlich können bestimmte Pflanzen bei akuter, unspezifischer Diarrhö symptomatische Abhilfe schaffen. Getrocknete Heidelbeeren (Myrtilli fructus siccus) sind von der Kommission E bei Durchfallerkrankungen zugelassen und können beispielsweise als Tee getrunken werden. Der Vorteil der Heidelbeeren ist, dass sie auch im Kindesalter angewandt werden können, indem mehrmals täglich 10 g gekaut werden.10
Auch das Frauenmantelkraut (Alchemillae herba) ist von der Kommission E zur Behandlung leichter, unspezifischer Durchfallerkrankungen zugelassen.11 Für die symptomatischen Behandlung leichter Diarrhö eignen sich zudem Teezubereitungen mit 1 g Eichenrinde (Quercus cortex) oder 1,5 g Himbeerblättern (Rubi idaei folium).12,13
Die Dyspepsie ist im Epigastrium lokalisiert und durch eine Vielzahl an Symptomen charakterisiert. Neben Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen können auch ein postprandiales Völlegefühl, ein vorzeitiges Sättigungsgefühl, Aufstoßen und Sodbrennen ausgelöst werden. Ebenso vielfältig wie die Symptome sind auch die Auslöser der Dyspepsie. Zum einen kann sie funktionell bedingt sein, zum anderen sind auch zugrundeliegende Krankheiten wie Ulzera, die gastroösophageale Refluxkrankheit oder Tumoren mögliche Ursachen der Beschwerden.14 Zur Linderung der Symptome stehen zahlreiche Arzneidrogen zur Verfügung. Das Wermutkraut (Absinthii herba) hilft bei kurzzeitiger Appetitlosigkeit sowie leichten dyspeptischen Beschwerden.15 Auch Anis (Anisi fructus) und Kümmel (Carvi fructus) können bei der Behandlung von dyspeptischen Beschwerden helfen. Sie werden vor allem bei Blähungen und Flatulenz eingesetzt.16,17 Für die gezielte Therapie des Sodbrennens ist die Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) vom HMPC aufgrund des Traditional Use zugelassen. Die geschälte und geschnittene Arzneidroge wird als Infus oder Dekokt zubereitet.18 Während die enthaltenen Flavonoide antiulzerogen, antiinflammatorisch und hepatoprotektiv wirken, benetzen die Polysaccharide das Magenepithel und bieten damit einen Schutz für den Gastrointestinaltrakt (GIT).19 Zur symptomatischen Behandlung der Übelkeit stehen wiederum Artischockenblätter (Cynarae folium), Erdrauchkraut (Fumariae herba) und Ingwerwurzelstock (Zingiberis rhizoma) zur Verfügung. Eine Teezubereitung aus Artischockenblättern kann beispielsweise vor den Mahlzeiten konsumiert werden.20 Auch das Erdrauchkraut wird traditionell als Tee zubereitet, beim Ingwer hingegen ist diese Art der Anwendung nicht gebräuchlich. Bei der Verwendung als Antiemetikum werden 2g frisch gepulverte Droge mit etwas Flüssigkeit vermischt aufgenommen.21,22
Zur Behandlung der Obstipation ist vor allem eine ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Zusätzlich können Zubereitungen aus Aloe (Aloe barbadensis/capensis), Faulbaumrinde (Frangulae cortex), Sennesblätter (Sennae folium), Rhabarberwurzel (Rhei radix), Leinsamen (Lini semen) oder Flohsamen (Psyllii semen) zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Hierbei unterscheiden sich jedoch die Wirkweisen. Aloe enthält Anthranoide, die eine laxierende Wirkung haben, und wird deshalb bei akuten Obstipationen eingesetzt.23 Die Wirkung der Faulbaumrinde beruht hingegen auf den darin enthaltenen Hydroxyanthracenderivaten, welche die Motilität des GIT stimulieren und zur Retention von Wasser und Salz im Stuhl beitragen, wodurch dieser flüssiger wird.24 Lein- und Flohsamen bilden mit Wasser ein Gel und quellen auf, was einen weicheren Stuhl zur Folge hat. Zudem wird die Passage des Stuhls durch den GIT durch die Anschwellung des Darmes und die verbesserte Motilität erleichtert.25,26 Die Wirkung der Sennesblätter, der Rhabarberwurzel und der Rinde des Amerikanischen Faulbaumes (Rhamnus purshianae cortex) beruht hingegen auf den darin enthaltenen Anthrachinonen, die eine erhöhte Darmbewegung und die Retention von Wasser und Salz im Stuhl fördern.27–29
Das Reizdarmsyndrom wird durch das Vorliegen folgender 3 Punkte30 definiert:
Aufgrund der Heterogenität des Reizdarmsyndroms gibt es keine Standardtherapie. Die medikamentöse Therapie verfolgt das Ziel der symptomatischen Verbesserung, eine Umstellung des Medikamentes ist bei unzureichendem Therapieerfolg möglich.30
Zusätzlich soll den Patient:innen Sport und das Vermeiden bekannter Trigger nahegelegt werden. Hierbei kann es von Nutzen sein, ein Ernährungsprotokoll zu führen, um mögliche Auslöser ausfindig zu machen. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist zudem empfohlen, um obstipative Beschwerden zu mindern. Dazu eignen sich beispielsweise Schleimzubereitungen mit Leinsamen, die basierend auf ihrer lindernden Wirkung bei leichten Magen-Darm-Beschwerden vom HMPC aufgrund des Traditional Use zugelassen wurden.25 Weitere Helfer aus dem Pflanzenreich sind ölige Zubereitungen aus Pfefferminzblättern, die vom HMPC aufgrund ihres Well-established Use zur Behandlung des Reizdarmsyndroms zugelassen sind.7