Hilfe bei Obstipation: die innere Uhr wieder einstellen

Schlaf-wach-Zyklus, Herz-Kreislauf-System und die Verdauung unterliegen einer gut getakteten Chronobiologie. Diese innere Uhr ist für die Rhythmik von Zellen und Organen verantwortlich und immer im Einsatz. Für die Entdeckung der zirkadianen Rhythmik gab es 2017 sogar den Medizinnobelpreis. Bekannt ist die Beeinträchtigung dieser Rhythmen vielen Menschen vor allem durch den Jetlag auf Reisen, aber auch wenn die Uhren zwecks Einstellung von Winter- oder Sommerzeit umgestellt werden. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung gerät damit für einige Tage aus dem Takt.

Rhythmus reguliert Verdauung

In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass die innere Uhr jedoch weitreichender ist als früher angenommen. Sie ist auch an der Regulation der Verdauungsprozesse und an Hunger und Sättigung beteiligt. Ist der Schlaf zum Beispiel gestört, wird zu wenig geschlafen oder nur unregelmäßig, kommt es zu einer erhöhten Produktion des Appetitanregers Ghrelin bei gleichzeitiger Reduktion der Leptin-Ausschüttung. Gleichzeitig ist die Produktion des Schlafhormons Melatonin beeinträchtigt. Das hat Folgen, wie Untersuchungen an Schichtarbeitern zeigen. In dieser Gruppe sind gastrointestinale Störungen weit verbreitet.1

Ähnliches gilt für Menschen mit Obstipation: Gerade wenn es Probleme mit der Nachtruhe gibt, ist die Verstopfung ausgeprägter. Dies schlägt sich auch nachweislich auf die Stimmung nieder.2 Eine aus dem Takt geratene Verdauung macht den Darm träge. Um die innere Uhr wieder zu stellen und damit auch die Darmpassage wieder zu normalisieren, ist daher ein qualitativ guter Schlaf wichtig. Dabei gilt es, so gut als möglich, zirkadiane Rhythmen zu koordinieren: viel Licht am Tag, Dunkelheit in der Nacht. Weiters sollten die aktiven Zeiten der Verdauungsorgane genutzt werden, indem regelmäßig gegessen wird und das abendliche Essen nicht zu schwer ausfällt. Damit ermöglicht man der Verdauung die nächtliche Regeneration. Ein gut abgedunkeltes Schlafzimmer hilft dabei, ausreichend Melatonin zu produzieren. Schicht- oder Nachtarbeiter haben es diesbezüglich deutlich schwerer. Günstig wären hier Arbeitspläne, bei denen der Schichtwechsel im Uhrzeigersinn von der Tag- über die Abend- zur Nachtschicht verläuft.

Chronisch oder akut?

Hinsichtlich der Dauer wird die Obstipation in zwei Arten unterteilt – die chronische und akute Verstopfung. Eine akute Verstopfung tritt plötzlich auf und ist nur von kurzer Dauer. Sie ist ungefähr mit einigen Tagen begrenzt. Eine chronische Verstopfung ist länger andauernd und häufig auch wiederkehrend. Sie liegt erst dann vor, wenn die Entleerung des Darms über mindestens drei Monate seltener als dreimal wöchentlich erfolgt. Auch ein Gefühl der unvollständigen Darmentleerung oder sehr harte Stühle, bei denen ein starkes, schmerzhaftes Pressen erforderlich ist, sind weitere Symptome. Die chronische Verstopfung bedarf einer medizinischen Abklärung durch den Arzt. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich dahinter keine ernste Erkrankung verbirgt. Ärztlich beurteilt sollte eine Verstopfung außerdem dann werden, wenn es gleichzeitig zu Erbrechen, Fieber, Übelkeit oder Blut im Stuhl kommt.

Bedeutend für eine normale Darmpassage ist die Vermeidung von Einseitigkeit hinsichtlich der Ernährung. Dazu gibt es einige Ratschläge, die der Kunde einfach und schnell in seinen Alltag integrieren kann. Bei Verdauungsbeschwerden helfen Joghurt, Topfen und fermentierte Produkte wie Sauerkraut, die sich langfristig positiv auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken. Auch ballaststoffhaltige Kost ist wertvoll als Nahrung für die „guten“ Bakterien im Darm, dadurch wird deren Vermehrung unterstützt.

Laxanzien helfen

Viele Menschen greifen erfolgreich zu medizinischer Hilfe, wenn die Stuhlentleerung nicht gleich klappt. Zu den Stimulanzien werden die chemischen Laxanzien wie Bisacodyl und Natriumpicosulfat gezählt. Sie regen die Darmtätigkeit an und beschleunigen so den Transport des Darminhaltes. Zusätzlich blockieren sie Transportproteine im Dickdarm und hemmen so die Rückresorption von Elektrolyten und Wasser aus dem Stuhl. Er wird somit „flüssiger“, da er nicht eingedickt werden kann. Beide Stoffe verbessern nachweislich die Lebensqualität bei akuter und chronischer Verstopfung.

 

Literatur:

1 Jiang Y et al., Influence of sleep disorders on somatic symptoms, mental health and quality of life in patients with chronic constipation. Medicine 2017; 96:e6093

2 Angerer P, Petru R, Schichtarbeit in der modernen Industriegesellschaft und gesundheitliche Folgen. Somnologie 2010; 14:88–97