Hypothyreose – Ursachen, Folgen und wichtige Beratungsaspekte

Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Drüse, welche die beiden jodhältigen Hormone Levothyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) sowie Calcitonin synthetisiert. Die Schilddrüsenhormone sind wesentlich an der Steuerung diverser Stoffwechselvorgänge beteiligt, Funktionsstörungen haben somit großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. In unseren Breiten ist vor allem die Hypothyreose weit verbreitet. Sehr häufig ist die Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion auf die Autoimmunerkrankung Hashimotothyreoiditis zurückzuführen, wobei das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen Zellen des Schilddrüsengewebes bildet. Eine chronische Entzündung ist die Folge. Die Erkrankung manifestiert sich meist zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr, Frauen sind wesentlich häufiger betroffen als Männer. Hashimotothyreoiditis ist zu etwa 70 % genetisch bedingt, weitere Ursachen sind beispielsweise Infektionen, Stress, Alkohol oder auch eine Unterversorgung mit Selen, Zink, Eisen, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren.

Eine Jodunterversorgung auf Grund einer unzureichenden Jodzufuhr über die Ernährung ist in Österreich durch die Jodierung des Speisesalzes und bei gemischter Kost mittlerweile eher selten. Auch das typische Zeichen der Unterversorgung, das Struma, ist heutzutage kaum zu finden.

Versteckte Symptome

Schilddrüsenfunktionsstörungen bleiben oft lange Zeit unerkannt, da sich die Symptome nur sehr langsam und schleichend einstellen (typische Symptome einer Hypothyreose siehe Tabelle).

 

APO Krone 18/20

 

Klagen Patienten über derartige Beschwerden, so sollte von Seiten des Apothekers zum Arztbesuch geraten werden. Eine Früherkennung ist jedenfalls sinnvoll, da Schilddrüsenstörungen häufig mit anderen Erkrankungen einhergehen. So stellt die Hypothyreose ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, bei Autoimmunthyreoiditis treten auch andere Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Zöliakie gehäuft auf.

Im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ist es ratsam, die Schilddrüsenwerte auch bei Beschwerdefreiheit bestimmen zu lassen. Bei familiär gehäuften Schilddrüsenerkrankungen sind Kontrollen bereits in jungen Jahren sinnvoll. Bestimmt werden in der Regel T3, T4 sowie der TSH-Wert. Auch die Bestimmung möglicher Autoimmunantikörper (TPO-Antikörper, Tg-Antikörper) ist empfehlenswert, um autoimmunologische Prozesse frühzeitig zu entdecken. Bei bestehender Medikation mit Schilddrüsenhormonpräparaten darf das Arzneimittel am Tag der Blutabnahme nicht eingenommen werden. Ergänzend wird die Morphologie der Schilddrüse sonografisch ermittelt.

Einnahme von  Schilddrüsenhormonpräparaten

Häufigste Anwendungsfehler sind unregelmäßige Einnahme, Einnahme in falscher Dosierung bzw. zum falschen Zeitpunkt. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, erfolgt die Einnahme von L-Thyroxin gemäß dem zirkadianen Rhythmus am besten morgens, eine halbe Stunde vor dem Frühstück. Bei der Abgabe von Schilddrüsenhormonpräparaten an der Tara ist unbedingt darauf hinzuweisen. Nebenwirkungen wie Tachykardie, Arrhythmien, Schlaflosigkeit, Unruhe, Diarrhö et cetera deuten auf eine falsche Dosierung hin und erfordern eine Dosiskorrektur durch den behandelnden Arzt. Das selbstständige Absetzen des Hormonpräparates ist auch bei Beschwerdefreiheit nicht zulässig. Die meisten Schilddrüsenerkrankungen erfordern eine lebenslange Einnahme.

Wechselwirkungen betreffen vor allem mit Antidiabetika, die Blutzuckersenkung ist hier möglicherweise vermindert. Bei gleichzeitiger Gabe von Cumarinderivaten ist eine verstärkte Blutgerinnungshemmung zu erwarten. Weitere Wechselwirkungen betreffen Protonenpumpenhemmer, Eisenpräparate, Phenytoin, Colestyramin, Salizylate und Dicumarol. In einigen Krankheitsfällen kann es notwendig sein, die Jodzufuhr einzuschränken, dies betrifft auch Arzneimittel (zum Beispiel Wundantiseptika) bzw. Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Multivitaminpräparate).

Selen, Eisen und Co.

Selen ist ein wichtiges Antioxidans und Bestandteil zahlreicher Enzyme, unter anderem wichtiger Dejodasen. Steht zu wenig Selen zur Verfügung, so erfolgt die Umwandlung von T4 zu T3 in unzureichendem Ausmaß, eine Hypothyreose ist die mögliche Folge. Außerdem wird Selenmangel mit einem vermehrten Auftreten einer Autoimmunthyreoiditis in Zusammenhang gebracht. Besonders reich an Selen sind Fleisch, Innereien und Eier. Auch Fische und Meerestiere sind auf Grund des Selenvorkommens im Meerwasser reich an Selen. Besonders bei vegetarischer oder veganer Ernährung kann daher ein Mangel an Selen auftreten.

Weiters ist bei Schilddrüsenpatienten eine regelmäßige Kontrolle des Jod-, Eisen- und Vitamin-D-Spiegels zu empfehlen. Vitamin D hat unter anderem eine entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkung und kann daher den Krankheitsverlauf einer Hashimotothyreoiditis positiv beeinflussen. Eisen ist Bestandteil der Thyreoperoxidase, einem wichtigen Enzym im Rahmen der Schilddrüsenhormonsynthese. Jodreiche Lebensmittel sind insbesondere Meeresfische, vor allem Sardinen,  Seelachs, Thunfisch und Kabeljau. Verschiedene Käsesorten wie Schafkäse, Parmesan, Camembert oder Emmentaler weisen ebenfalls einen hohen Jodgehalt auf. Geringere Mengen an Jod findet man in  Süßwasserfischen (Forelle, Karpfen), Fleisch, Eidotter, Getreideprodukten sowie einigen Obst- und Gemüsesorten. Bei Mineralwässern variiert der Jodgehalt sehr stark zwischen den verschiedenen Sorten und reicht von unter 20 μg bis zu 1.350 μg/1.000 ml.

Auch die Bedeutung einer intakten Darmflora darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, da die Entstehung von Autoimmunerkrankungen mit einem Leaky-Gut-Syndrom in Verbindung gebracht wird.