Kopfschmerzarten unterscheiden

Ein großer Teil der heimischen Bevölkerung leidet regelmäßig unter Kopfschmerzen. Eine 2016 veröffentlichte Studie ergab, dass mehr als 56 % episodische Kopfschmerzen haben. Bei rund 38 % sind die Schmerzen chronisch, das heißt, es kommt zu 15 und mehr Kopfschmerz-Tagen pro Monat). Fast die Hälfte der Untersuchten litt an Migräne, rund 16 % litten an medikamenteninduzierten Kopfschmerzen und 6 % am Spannungskopfschmerz.1

Der Spannungskopfschmerz ist ein dumpf-drückender, leichter bis mittelschwerer Schmerz im gesamten Kopf, der bei körperlicher Aktivität nicht stärker wird. Meist handelt es sich dabei um Episoden mit einer Dauer von Minuten bis Tagen. Zur Linderung des Schmerzes haben sich ASS, Paracetamol und Ibuprofen bewährt.

Spannungskopfschmerz ist auch im jugendlichen Alter ein Problem. Deutschen Experten zufolge hat sich die Zahl der jungen Kopfschmerzpatienten seit den 1970er Jahren etwa vervierfacht. Von einer neuen „Teenager-Krankheit“ ist sogar schon die Rede. Mädchen sind laut einer deutschen Studie etwas häufiger betroffen als Burschen. Druck in der Schule oder im Elternhaus, Beziehungssorgen, wenig Schlaf, wenig Beachtung für zirkadiane Rhythmen und mangelnde Bewegung können mitauslösende Faktoren sein. Viele Jugendliche führen hier also ein durchaus stressreiches Leben, bei dem für Entspannung und Ausgleichssport und oft nur wenig Zeit bleibt. Massagen sind ebenso hilfreich wie ausgiebiger Schlaf und Bewegung an der frischen Luft. Auch etwas Pfefferminzöl auf die Stirn und die Schläfen kann wohltuend wirken. Ein guter Tipp ist das Führen eines Kopfschmerztagebuchs. Für eine rasche Schmerzlinderung hilft der Wirkstoff Ibuprofen. ­Idealerweise haben Jugendliche, die zu Spannungskopfschmerz neigen, entsprechende Präparate immer im Rucksack. Schmelztabellen haben sich in der Praxis des jugendlichen Alltags sehr gut bewährt.

Wichtig ist es, die Schmerzen nicht einfach wieder vergehen zu lassen. Unbehandelt kann sich nämlich leicht eine Chronifizierung entwickeln. In diesem Bereich ist noch viel Aufklärung gefragt. Das gilt auch für die Stressproblematik. Nicht alles, was Stress ist, wird nämlich als solcher wahrgenommen. Eine Stunde lautes Musikhören ist zum Beispiel Stress und kann das Risiko für Kopfschmerzen erhöhen.

Unterscheidung zur Migräne

Mit Hilfe von drei einfachen Fragen kann man schon eine Vorentscheidung treffen, ob Spannungskopfschmerz oder Migräne vorliegt (siehe Kasten).

 

Drei wichtige Leitfragen

1. Kommt es zu Übelkeit?
Die Übelkeit ist ein Kennzeichen für Migräne. Sie tritt nicht bei jeder Attacke auf, aber wenn sie auftritt, kann Spannungskopfschmerz nahezu ausgeschlossen werden.

2. Kommt es zu Lichtscheue und Lärmempfindlichkeit?
Diese als Photo- und Phonophobie bezeichneten Phänomene sind ganz typisch für eine Migräne. Oft wird schon normales Tageslicht als belastend empfunden.

3. Kommt es zu einer Verstärkung der Kopfschmerzen durch Aktivitäten des täglichen Alltags
Körperliche Aktivität verstärkt den Kopfschmerz beim Migräne-Patienten, nicht aber bei Personen mit Spannungskopfschmerz.

 

Sollte die Antwort in allen drei Fällen „Ja“ lauten, dann liegt vermutlich eine Migräne vor. Die Migräne ist außerdem durch heftige, häufig einseitige, pulsierend-pochende Kopfschmerzen gekennzeichnet. Die Attacken sind von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Gerüchen begleitet. Die ­Dauer der Attacken beträgt nach der Definition der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft zwischen 4 und 72 Stunden.3

Für den sporadischen Kopfschmerz vom Spannungstyp gibt es folgende Kriterien:2

  1. Zumindest 10 Episoden, die die Kriterien B–D erfüllen und durchschnittlich an < 1 Tag pro Monat (< 12 Tage/Jahr) auftreten
  2. Die Kopfschmerzdauer liegt zwischen 30 Minuten und 7 Tagen
  3. Der Kopfschmerz weist mindestens 2 der folgenden Charakteristika auf:
    1. beidseitige Lokalisation
    2. Schmerzqualität drückend oder beengend, nicht pulsierend
    3. leichte bis mittlere Schmerzintensität
    4. keine Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen
  4. Beide folgenden Punkte sind erfüllt:
    1. Keine Übelkeit oder kein Erbrechen (Appetitlosigkeit kann auftreten)
    2. Photophobie oder Phonophobie, nicht jedoch beides kann vorhanden sein.
  5. Nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen

Mittels der genannten Kriterien ist eine Abgrenzung von Spannungskopfschmerz und Migräne im Kundengespräch sehr gut möglich.

Die Behandlung der Migräne

Schmerzstillende Medikamente sind sehr wichtig in der Behandlung der Migräne. Analgetika und nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) haben sich bei akuten Attacken als wirksam erwiesen. Sehr gut belegt ist der Effekt von Azetylsalizylsäure und Ibuprofen. Auch Paracetamol sowie Kombinationspräparate von ASS, Paracetamol und Koffein sorgen für Erleichterung.

Mit dem Mutterkraut steht eine sehr gute pflanzliche Option zur Verfügung. Bei Patienten mit häufigen Migräneattacken ergab sich in Studien ein positives Ergebnis. ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) empfiehlt die Pflanze auch zur Migräneprophylaxe.4 Mutterkraut hemmt die Serotoninfreisetzung, die in späterer Folge für die trigeminale Schmerzfreisetzung verantwortlich ist; die Pflanze reduziert auch die Freisetzung von Entzündungsmediatoren.5 In-vitro-Untersuchungen zufolge greifen die Extrakte direkt an der Arachidonsäurekaskade an und verhindern die Freisetzung der Arachidonsäure aus der Zellmembran durch Hemmung der Phospholipase A2.4 Ein wichtiger Inhaltsstoff ist das Parthenolid. Generell kann man aber davon ausgehen, dass die Gesamtheit der Inhaltsstoffe für die positiven Wirkungen bei Migräne verantwortlich ist.5

Migräne ist auch bei Teenagern kein seltenes Phänomen. Stress, Reizüberflutung oder Schlafmangel können Attacken ebenso begünstigen wie Änderungen von Gewohnheiten. Erziehungsberechtigte sollten alle Beschwerden, die auf eine Migräne hindeuten, sehr ernst nehmen und nicht bagatellisieren. Aufklärung über die Bedeutung von Rhythmen und Gewohnheiten ist ­wichtig. Gute Raumtemperaturen und ausreichende Flüssigkeitszufuhr tragen ebenfalls zur Minderung des Risikos für Attacken bei. Eine weitere Form des Kopfschmerzes ist der Clusterkopfschmerz. Es handelt sich um eine primäre Kopfschmerzerkrankung mit starken, einseitigen, bohrenden, brennenden Schmerzen. Diese treten meist im Bereich um die Augenhöhlen und/oder im Schläfenbereich auf. Eine typische Attacke dauert zwischen 15 Minuten und drei Stunden. Als Ursache wird eine zentrale Dysregulation im Hypothalamus diskutiert. Die Krankheit ist nicht heilbar, aber durch Vermeiden von Auslösefaktoren kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten deutlich verbessert werden. Alkohol, aber auch Histamin zählen zu den bekanntesten Auslösefaktoren für den Clusterkopfschmerz. Zur Prophylaxe wird Verapamil als Mittel der Wahl eingesetzt. Kortikoide werden zur Überbrückung der Zeit bis zum Wirkungseintritt von Verapamil verwendet. Als Mittel der zweiten Wahl gelten Lithium, Topiramat und Methysergid. Im Akutfall hat sich die Inhalation von Sauerstoff ebenso bewährt wie Triptane.

Literatur:

1 OTS, 20. 01. 2016

2 Straube A, Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen. Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, 2015

3 Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Therapie der Migräne. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie, Stand 2015

4 Blaschek W, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

5 Neue pflanzliche Therapieoption bei Migräne. Presseinformation 21. 01. 2016, ÖGPHYT