Kunden beim Rauchstopp unterstützen

Einer der passioniertesten Raucher der jüngeren Geschichte ist vor wenigen Wochen verstorben, der deutsche Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt. Lungenexperten haben errechnet, dass der ehemalige Staatsmann mehr als eine Million Zigaretten in seinem Leben geraucht hat und bezeichnen ihn als „Wunder“. Dieses Glück, trotz exzessivem Nikotinkonsum ein biblisches Alter zu erreichen, haben nämlich nicht viele Menschen. Statistisch gesehen verkürzt man das Leben mit jeder Zigarette um 5–8 Minuten. Während im Schnitt 80 % der Nichtraucher das 70. Lebensjahr erreichen, sind es bei den Rauchern in Abhängigkeit von der Stückzahl nur 50–70 %. Das 85. Lebensjahr wird nur von 8–15 % der Raucher erreicht, immerhin aber von 33 % der Nichtraucher. Insgesamt schloss man in einer britischen Studie, in der das Rauchverhalten von Ärzten untersucht wurde, dass Nikotinabusus dazu führt, dass man 7–10 Jahre früher stirbt.* Die Qualität des Lebens ist hier noch gar nicht eingerechnet, denkt man etwa daran, dass Raucher ein erhöhtes COPD-Risiko haben und die letzten Jahre mit dieser Krankheit oft qualvoll sind.

Trotz guter Vorsätze und dem festen Willen zum Rauchverzicht scheitern viele Aufhörwillige bei dem Versuch langfristig rauchfrei zu bleiben. Einerseits treibt sie die noch nicht überstandene körperliche Abhängigkeit dazu, wieder zur Zigarette zu greifen, oft sind es aber auch Situationen, die wieder die alte Gewohnheit und das lange durchgeführte Ritual auslösen. Meistens handelt es sich dabei um kritische Situationen, Stress und psychische Krisen.

Die Beratung von Noch-Rauchern und Ex-Rauchern nimmt in der Apotheke einen wichtigen Stellenwert ein. Nikotinersatzprodukte helfen beim Einstieg in die „Nichtraucherkarriere“. Im Gespräch mit dem Aufhörwilligen kann auf die unterschiedlichen Darreichungsformen verwiesen werden, die es ermöglichen, für jede Situation des Alltags das Passende zu finden. Das ist Motivation und Unterstützung zugleich. Zur Verfügung stehen Sprays, Lutschtabletten, Kaugummis, Pflaster und Inhalationen. Im Beratungsgespräch ist es wichtig, auf Vorstellungen und Wünsche des Kunden einzugehen, um gemeinsam die richtige orale Darreichungsform und Dosierung zu finden. Eine begleitende Beratung während der Entwöhnung erhöht die Erfolgschancen.

Um Rauchern das Aufhören „schmackhaft“ zu machen, sind auch einige Zahlen und Fakten interessant, was sich denn dadurch alles im Körper verbessert – abseits von Langzeitrisiken. Bereits nach 20 Minuten normalisiert sich der Herzschlag. Nach acht Stunden ist Kohlenmonoxid wieder vollständig gegen Sauerstoff ausgetauscht. Schon nach zwei Tagen verbessert sich der Geschmackssinn wieder, und das Geruchsempfinden steigt. Nach drei Tagen atmet man wieder ein wenig freier durch. Nach einem Jahr ist das Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße signifikant verringert.

Um Rückfälle zu verhindern, sollten auch Aspekte im Wohnbereich bedacht werden. Alles, was ans Rauchen erinnert, wie Aschenbecher, Feuerzeuge und Streichhölzer, sollte aus dem Sichtbereich entfernt werden. Außerdem sind neue Rituale wichtig. Greift jemand etwa jedes Mal beim Telefon zum Glimmstängel, benötigt man vielleicht ein anderes „Spielzeug“ in den Händen. Raucht man immer an denselben Plätzen, reicht es oft, diese zu meiden oder einfach nur ein paar Möbel umzustellen. Niemals sollte man hungern, da ja Zigaretten auch gerne als Appetitdämpfer eingesetzt werden. Lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. Damit lindert man nebenbei auch Heißhunger, der dann wiederum zum Griff nach Fettem und Süßem führen kann. Bedenkt man nun, dass das Geschmacksempfinden ohnehin wieder steigt, landet man recht schnell in der Übergewichtsfalle. Apotheker können natürlich auch anbieten, im Bereich der Gewichtskontrolle nach dem Rauchstopp Unterstützung zu leisten.

Literatur:
* Doll R et al., BMJ 1994