Magistrale Rezepturen auf dem Prüfstand

Individuell gefertigte Arzneimittel gewinnen in der Apotheke zunehmend an Bedeutung, weil sie die Möglichkeit bieten, auf die persönlichen Bedürfnisse des Patienten einzugehen. Mag. pharm. Lukas Danninger hat für seine Diplomarbeit* an der Universität Innsbruck im Monat Mai 2011 unglaubliche 10.652 magistrale Rezepturen aus Tiroler Apotheken auf ihre Zusammenstellung und etwaige Probleme untersucht. Das Fazit fällt zufriedenstellend aus, wie Danninger im Interview mit der Apotheker Krone erklärt.

Apotheker Krone: Sie haben über 10.000 magistrale Rezepturen analysiert. Welchen Schluss ziehen Sie aus Ihren Untersuchungen?

Lukas Danninger: Ich habe in diesem Projekt, das von der Apothekerkammer Tirol wirklich toll unterstützt wurde, das Hauptaugenmerk auf Rezepturen für Hautkrankheiten gerichtet. Aus dem Datenmaterial geht hervor, dass eine hohe Zahl an Rezepturen in guter Qualität verordnet wird. Nur ein verhältnismäßig geringer Anteil ist als verbesserungswürdig einzustufen.

Was waren die Hauptprobleme, die Sie ermittelt haben?

Danninger: Stabilität und Haltbarkeit waren manchmal nicht optimal. Manche Cremes hatten aufgrund der Zusammensetzung keine Wirkung beziehungsweise hatte man nur noch ein Placebo vor sich. Außerdem habe ich in einigen Fällen Wechselwirkungen zwischen den Bestandteilen festgestellt.

Möchten Sie Beispiele für bedenkliche Rezepturen nennen?

Danninger: Unter den getesteten Rezepturen waren Cremes dabei, die sich durch Störung von Emulgatoren verflüssigt hatten. Polyacrylate sind beispielsweise sehr empfindlich gegen höherwertige Alkohole oder ionische Wirkstoffe. In manchen Fällen ist deshalb Wasser aus der Creme gelaufen. Außerdem lag eines der Hauptprobleme bei Erythromycin-Zubereitungen. Erythromycin hat sein pH-Optimum bei 8,5 und ist sehr empfindlich gegen andere pH-Werte. Darauf sollte bei der Rezepturherstellung geachtet werden.

Welche Rolle können Apotheker in solchen Fällen einnehmen?

Danninger: Apotheker haben das notwendige Know-how, um magistrale Rezepturen auf Plausibilität, Inkompatibilität und Stabilitäten zu kontrollieren. Fällt mir auf, dass sich in einer Rezeptur Wirkstoffe befinden, die in der betreffenden Salbe nicht wirken werden, kontaktiere ich den Arzt. Ich stelle mir das als lebhaften Dialog zwischen Apotheker und Arzt vor, in dem der Apotheker auch Vorschläge für Alternativen zum Wohle der Patienten macht.

In welcher Form lassen Sie Apotheker an ihren Ergebnissen teilhaben?

Danninger: Seit Herbst laufen zu diesem Thema Fortbildungsveranstaltungen, in denen die Teilnehmer auch Problemrezepturen aus ihrer Apotheke vorstellen können. Wenn die eine oder andere Anregung zur kreativen Veränderung oder Verbesserung einer Rezeptur mitgenommen werden kann, dann ist der erste Schritt zu einer Sensibilisierung für den so wichtigen Aufgabenbereich einer Apotheke getan.

 

Buchtipp: Lukas Danninger, Magistrale Rezepturen: Aus der Praxis Für die Praxis, Mai 2014

* Magistrale Rezepturen in Tiroler Apotheken: Analyse, Probleme, Verbesserungsvorschläge. Betreuer: Ass. Prof. Mag. pharm. Dr. rer. nat. Wolfgang Schlocker