Nährstoff-Serie: Vitamin K

Der Begriff „Vitamin K“ bezeichnet eine Gruppe von Verbindungen mit dem Grundgerüst 2 Methyl-1,4-Naphthochinon (= Menadion). Die verschiedenen Derivate unterscheiden sich in der Seitenkette. Vitamin K1 (Phyllochinon) wird in den Chloroplasten von Pflanzen synthetisiert. Vitamin K2 (Menachinon) entsteht nur bakteriell und kann von Pflanzen und Tieren genutzt werden. Die Vitamine K3 und K4 können in der Leber in die biologisch aktive Vitamin-K2-Form übergeführt werden.1

Namensgeber für das Vitamin war ursprünglich die Funktion bei der Koagulation. Zahlreiche Proteine in der Gerinnungskaskade sind von Vitamin K abhängig, etwa Prothrombin und der Faktor VII. Für die Synthese von Osteocalcin ist Vitamin K ebenfalls verantwortlich. Damit fungiert es indirekt als wichtiger Regulator von Gewebemineralisierung und Knochen-Turn-over.2 Die genannten Funktionen führten zur Genehmigung folgender Health Claims: Vitamin K trägt zu einer normalen Blutgerinnung bei, Vitamin K trägt zur Erhaltung normaler Knochen bei.3

Zu den bedeutendsten Quellen in der Nahrung zählen Kohlgemüse, Spinat, Brokkoli, Kopfsalat, Kartoffeln, Weizenkeimöl und Innereien.1 In Grünkohl wären besonders hohe Gehalte zu finden, allerdings ist dieses Lebensmittel in Österreich nur schwer zu bekommen. Auch Petersilie hätte hohe Gehalte pro 100 g, betrachtet man aber die Verzehrmenge in Form eines Gewürzes, dann ist diese zu klein, um nennenswert zum täglichen Bedarf beizutragen. Dieser beträgt laut den Fachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bei Männern zwischen 15 und 51 Jahren 70 µg pro Tag. Frauen dieses Alters benötigen 60 µg. Ab 51 Jahren sollten Männer täglich 80 µg zu sich nehmen, Frauen 65 µg. Für Schwangere und Stillende gelten 60 µg.4 In der EU-Lebensmittelinformationsverordnung 1169/2011 wurde ein Referenzwert von 75 µg festgelegt.5

Die Versorgung mit Vitamin K in der österreichischen Bevölkerung gilt als zufriedenstellend.6 Zu den Risikogruppen zählen Neugeborene und Säuglinge, weil es kaum Speicher für Vitamin K gibt und Muttermilch nur wenig davon enthält. Patienten mit Kurzdarmsyndrom, chronischer Pankreatitis, Zöliäkie und zystischer Fibrose sind ebenfalls mangelgefährdet. Colestyramin, Orlistat und Salicylate können die Versorgung beeinträchtigen. Typisches Mangelsymptom ist eine verzögerte Blutgerinnung und damit verbunden ein erhöhtes Blutungsrisiko. Die Toxizität des Vitamins ist gering. Bis zu 10 mg/Tag können über längere Zeiträume zugeführt werden, ohne dass Nebenwirkungen auftreten.1 Die Absorptionsrate von Vitamin K liegt im Mittel bei 40–80 %. Sie wird durch langkettige Fettsäuren vermindert. Beim Kochen ist das Vitamin ziemlich stabil, aber es ist empfindlich gegen Tageslicht. In tieferen Dünndarmabschnitten läuft eine bakterielle Menachinonsynthese ab. In welchem Ausmaß diese zur Versorgung beiträgt, ist derzeit aber noch nicht klar.1

 

Literatur:

1 Hahn A et al., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

2 Stahl A et al., Ernährungs Umschau 2011

3 EU-Verordnung 432/2012 vom 16. Mai 2012

4 D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr

5 EU-Verordnung 1169/2011 vom 25. Oktober 2011

6 Elmadfa I et al., Österreichischer Ernährungsbericht 2012. 1. Auflage, Wien, 2012