Man geht davon aus, dass 20 % der Menschen zwischen 40 und 60 Jahren von Nagelpilzinfektionen betroffen sind. Der häufigste Erreger ist der Dermatophyt Trichophyton rubrum – er zeichnet für fast 85 % aller Nagelpilzinfektionen verantwortlich. Die langsam die Nägel zerstörende Pilzinfektion heilt niemals von selbst und kann der Ausgangspunkt für einen Pilzbefall der Haut werden. Eine Selbstbehandlung darf dann erfolgen, wenn an einem Nagel nicht mehr als 70 % der Nagelplatte betroffen ist und nicht mehr als drei Nägel befallen sind. Der über Verletzungen oder krankhafte Veränderungen der Nagelplatten eintretende Erreger besiedelt den Nagel selbst und häufig auch das darunterliegende Nagelbett. Am häufigsten geht die Infektion von der umgebenden Haut aus und befällt schließlich das Nagelbett von der Nagelspitze in Richtung Nagelwurzel. Durch die sich unter der Nagelplatte entwickelnde Hyperkeratose wird die Nagelplatte langsam angehoben und verfärbt sich gelblich. Als äußerliche Anzeichen ergeben sich dadurch verdickte, glanzlose, stumpfe Nägel mit brüchiger, oft bröseliger Struktur. Der Nagelpilz muss differenzialdiagnostisch von einer Nagelpsoriasis, Ekzemnägeln und einem Lichen ruber des Nagelorgans unterschieden werden, da diese ein der Pilzinfektion sehr ähnliches Erscheinungsbild geben.
Angiopathien und periphere Neuropathien, wie sie etwa im Zuge einer Diabetes-mellitus-Erkrankung entstehen, sind prädisponierende Faktoren für eine Pilzinfektion. Aufgrund der verringerten Durchblutung der Extremitäten treten Onychomykosen häufig bei Rauchern und älteren Menschen auf. Auch maligne Erkrankungen und Immundefekte sowie manche therapeutische Maßnahmen, wie Glukokortikoid- oder Zytostatikagabe, können die Entwicklung von Mykosen fördern.
Vor der Behandlung sollen die Nägel möglichst kurz geschnitten werden. Die Instrumente sollten nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Betroffene Nägel müssen mindestens so lange behandelt werden, bis alle befallenen Nagelabschnitte herausgewachsen sind und der gesamte Nagel optisch „pilzfrei“ ist.
Die deutsche dermatologische Gesellschaft empfiehlt, zunächst die atraumatische Entfernung der kranken Nagelplatte mit einer Salbe, die 40 % Harnstoff enthält, vorzunehmen. Dazu soll einmal täglich, am besten abends, ein zehnminütiges Fußbad beziehungsweise Handbad genommen werden und danach ein Salbenstrang der harnstoffhaltigen Salbe auf den erkrankten Nagel aufgetragen werden. Unter Pflasterokklusion soll die Salbe über Nacht einwirken. Nach Entfernung des Pflasters werden die infizierten Nagelanteile abgeschabt. Dieser Vorgang wird so lange täglich durchgeführt, bis die befallenen Nagelanteile vollständig abgetragen sind, in der Regel dauert dies zwei bis drei Wochen. Im Anschluss erfolgt bis zum Nachwachsen des gesunden Nagels eine tägliche Lokalbehandlung mit einem antimykotischen Breitbandwirkstoff wie Bifonazol, damit der gesunde Nagel unbeschadet nachwachsen kann. Hier ist kein Pflaster mehr notwendig.
Für ältere Menschen oder Patientengruppen, denen die aufwändige Abtragung der erkrankten Nagelanteile kaum zuzumuten ist, gibt es auch andere Behandlungsmöglichkeiten. Eine Variante ist der Wirkstoff Amorolfin in einem Lack auf Acrylatbasis. Dieser Lack ist nicht wasserlöslich, und der Wirkstoff wird daraus kontinuierlich an die Nagelplatte abgegeben, so dass die Behandlung einmal pro Woche ausreicht. Vor jeder Anwendung müssen die Nageloberflächen mit Einwegfeilen angeraut werden. Bei dieser Variante kann der wirkstoffhaltige Nagellack auch mit einem kosmetischen Nagellack übermalt werden, um das Aussehen der Nägel zu verschönern – dieser muss vor der erneuten Behandlung mitentfernt werden.
Wasserlösliche Nagellacke, die häufig das Antimykotikum Ciclopirox enthalten, werden einmal täglich, am besten abends, aufgepinselt. Ein vorheriges Feilen ist nicht notwendig. Alternativ bieten sich Lösungen mit Essigsäure oder Milchsäure an. Diese reduzieren den pH-Wert des Nagels und erzeugen so eine ungünstige Umgebung für die Ausbreitung der Pilzinfektion. Auch sie werden einmal täglich, ohne vorheriges Feilen, aufgebracht.
Prinzipiell können basische Fuß- und Handbäder zusätzlich unterstützend wirken, da die pH-Wert-Sprünge für den Pilzorganismus belastend sind.
Hartnäckiger Nagelpilz, bei dem mehr als drei Nägel oder mehr als 70 % der Nagelplatte betroffen sind oder eine Lokaltherapie nicht greift, wird systemisch mit Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol behandelt. Bei der systemischen Anwendung von Azolderivaten muss deren über CYP 3A4 vermitteltes Interaktionspotenzial berücksichtigt werden: Erhöhte Spiegel von Simvastatin, Atorvastatin, Loperamid und noch vielen weiteren Arzneistoffen sind möglich.
Vorbeugende Tipps für Kunden
Nur gesunde, intakte Nägel sind vor einer Infektion geschützt, der Nagelpflege sollte daher besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die zum Kürzen verwendeten Instrumente sollen ausreichend scharf sein, damit die Nägel nicht ausfransen. Wenn sich weiche Nägel besser schneiden lassen, können diese zuerst in einem Bad eingeweicht werden. An den Händen werden die Nägel gerade geschnitten und die Ränder mit einer Feile abgerundet. Besonders schonend sind Glasnagelfeilen, mit denen auch die Nageloberfläche geglättet werden kann. Zehennägel sollten gerade mit stumpfen Ecken geschnitten werden, damit sie nicht einwachsen.
Schmutz unter dem Nagel wird mit Holz- oder Plastikstäbchen entfernt. Das Auskratzen mit einem Metallinstrument empfiehlt sich nicht, da die Nagelunterfläche beschädigt werden und sich Schmutz in weiterer Folge noch hartnäckiger festsetzen kann. Zur Reinigung gut geeignet ist außerdem eine Nagelbürste, die zusätzlich einen schönen Glanz verleiht, indem Sie die Durchblutung des Nagelbetts fördert. Nagelsalben oder Cremes, in das Nagelbett und den umgebenden Nagelfalz einmassiert, können Nägel und umgebende Haut vor Austrocknung schützen und geschmeidig halten.
Dass die Fingernägel weit mehr sind als nur ein schöner „Aufputz“ für die Hände, zeigt sich in den zahlreichen Stoffwechselleiden oder Kreislaufstörungen, die in Form eines veränderten Erscheinungsbildes der Nägel sichtbar werden können.
Da Nagelpilzinfektionen sich meist auf Basis bestimmter prädisponierender Faktoren ausbilden, können sie als Anlass genommen werden, den Gesundheitszustand und die Stoffwechsellage der betroffenen Person zu hinterfragen; beispielsweise könnte eine Blutbildkontrolle angebracht sein, um etwa einen Typ-2-Diabetes auszuschließen.
Aber auch sonstige (Farb-)Veränderungen sollten ernstgenommen werden:
Veränderungen der Zehen- bzw. Fingernägel sollten daher frühzeitig erkannt werden und gegebenenfalls eine ärztliche Untersuchung veranlassen.
Die kleine Nagelkunde
Die Fuß- und Fingernägel sind durchscheinende Hornplatten, die von der verdeckt liegenden Nagelmatrix aus zum freien Ende der Finger- und Zehenglieder wachsen. Die Hautunterlage des Nagels nennt man Nagelbett. Der Nagelwall ist die Erhebung der Haut, die den Nagel seitlich und hinten begrenzt. Die Rinne, die zwischen Nagelwall und Nagel entsteht, ist der Nagelfalz. Gesunde Nägel wachsen in 10 Tagen einen Millimeter. In Abhängigkeit von den Durchblutungsverhältnissen und den jeweiligen Stoffwechselbedingungen dauert die Nagelerneuerung 6–24 Monate. Die Nägel übernehmen eine wichtige Schutzfunktion und ermöglichen es, wie ein „angewachsenes Werkzeug“ zahlreiche Aufgaben des Alltags auszuführen. Neben ihrer optischen Bedeutung können sie auch Auskunft über den generellen Gesundheitszustand geben – genaues Beobachten und Pflege dienen also nicht nur einem kosmetischen Zweck, sondern auch als Gesundheitsvorsorge.