Nerven stärken mit traditioneller tibetischer Medizin

Ein langer Herbst erfordert oft Nerven aus Drahtseilen. Das zehrt an der Substanz vieler Menschen, die sich mit ihren Beschwerden vertrauensvoll an die Apotheke wenden. Ob es Probleme beim Ein- und Durchschlafen sind, ob es Nervosität und Gereiztheit ist oder ein drohender Burn-out, all diese Beschwerden sind in der schnelllebigen Zeit keine Seltenheit und bedürfen guter und nachhaltiger Lösungen. Ein guter Tipp für geplagte Kunden ist der Griff in die Schatzkiste der traditionellen tibetischen Medizin. Sie beruht auf uralten Kräutermischungen und hat für die Nerven und die angestrengte Psyche bewährte Rezepturen. Es handelt sich stets um Vielstoffgemische.
Ein wichtiger Bestandteil solcher Mischungen ist Asant (Asa foetida). Getrockneter Asant enthält Ferulasäure, und das ätherische Öl enthält eine Vielfalt von Schwefelverbindungen. Die Kombination mit Weihrauch soll für Klarheit im Geist sorgen. Auch die Muskatnuss wirkt diesbezüglich positiv. Zu den Indikationen zählt unter anderem eine Dämpfung der Wind-Energie. Diese wird in der TTM als hauptverantwortlich für Nervosität und Unruhe gesehen (siehe Interview). Die Costuswurzel, Guajakholz, Salmaliablüten (Malabrische Wollbaumblüten), Gewürznelken, die Mombinpflaume, Kaolin und die chebulische Myrobalane sind weitere wichtige Ingredienzien einer tibetischen Kräutermischung für die Nerven. Wegen ihrer speziellen Bedeutung steht die Myrobalane als Symbol für das ganze System der tibetischen Medizin.
Anwendungsgebiete für tibetische Kräuter dieser Art sind Konzentrationsmangel, chronische Erschöpfung, Müdigkeit geistig-seelischer Natur und sorgenvolles ­Grübeln. Es kommt zu keinerlei Abhängigkeiten.

TTM – eine uralte Schulmedizin

Die traditionelle tibetische Medizin (TTM) wurde etwa im 7. bis 8. Jahrhundert nach Christus gegründet. Es handelte sich immer um eine empirisch fundierte Schulmedizin, auch wenn das nach westlichem Verständnis zunächst interessant klingen mag. In die TTM flossen verschiedene medizinische Richtungen ein. Sie vereinigt die indische, chinesische, persische und ­hellenistische Medizin ebenso wie altes ­tibetisch-schamanisches Wissen aus der Bön-Tradition. Die Liste der Einsatzmöglichkeiten ist lang. Sie umfasst neben Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität auch die gesamte Entgiftungsthematik, Reflux, Verdauung und Gallenfluss sowie Gefäße und Durchblutung.
Gemäß der TTM wird jeder Mensch mit einer Grundkonstitution geboren, die aus drei Körpersäften besteht: Wind (rLung), Galle (Tripa) und Schleim (Beken). Der Anteil dieser Säfte ist bei jedem Menschen anders und kann beeinflusst werden. Bei manchen Personen herrscht die bewegende rLung-Energie vor – diese betrifft vor allem das vegetative Nervensystem, die Psyche, das Herz, die Lunge, den Dünn- und den Dickdarm. Weiters gibt es die heiße Tripa-Energie. Sie spielt für die Verdauung, für Infektionen, für die Körperwärme, den Stoffwechsel und auch die Entschlusskraft eine wichtige Rolle. Zuletzt gibt es noch das kalte Beken-Element. Dieses hat die Themen Knochen, Gelenkprobleme, Schilddrüse, emotionales Gleichgewicht und Toleranz.*

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Wirkungskriterien für Pflanzen laut TTM

Die Tibeter gehen hinsichtlich der Wirkung einer Pflanze von acht wichtigen Punkten aus:

  • Geschmack der Pflanze
  • „Kraft“ einer Pflanze: Diese bezieht sich auf die Höhe im Vergleich zum Meeresniveau. Eine Pflanze, die hoch über dem Meeresniveau wächst, wirkt kühlend, eine Pflanze auf Meeresniveau wirkt wärmend.
  • Wirkung des Geruchs; geruchlos gewordene Pflanzen wirken laut TTM nicht mehr. Das ist auch der Grund, warum die Lagerzeit der Pflanzen maximal ein Jahr betragen darf.
  • Farbe
  • Form – etwas wallnussförmiges zum Beispiel wird für das Gehirn verwendet. Das bedeutet, die Pflanzen werden je nach leichter optischer Ähnlichkeit für das entsprechende Organ eingesetzt.
  • Gleiches durch Gleiches – so wurde früher zum Beispiel eine Yak-Lunge für die menschliche Lunge verwendet.
  • Glücksverheißende Zeichen: dazu zählt zum Beispiel der Ort, an dem die Pflanze gefunden worden ist.
  • Kraft der Gebete

 

Literatur:* Le Febve de Vivy ML, Tibetische Medizin: Das Heilwissen vom Dach der Welt