Neue Spannungen zwischen Apotheker:innen und Ärzt:innen

Die Apothekerkammer will wie berichtet den Notfallparagrafen erweitern und wirkstoffgleiche Medikamente abgeben dürfen. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) denkt sogar über eine Aut idem-Lösung nach. Hinter den Kulissen wird eifrig nach Lösungen gerungen. Jetzt bringt die Ärztekammer, die beide Vorschläge ablehnt, neue Argumente, um die Wünsche der Apotheker:innen zu blockieren und gleichzeitig das selbst gewünschte Dispensierrecht in allen Arztpraxen zu ­erreichen – und das mit skurrilen Begründungen: Man will erstens den Apotheker:innen helfen und pocht zweitens selbst auf einen Notfallparagrafen.

Zuletzt habe Apothekerkammerpräsidentin Mag.a pharm. Dr.in Ulrike Mursch-­Edlmayr erklärt, dass die Arbeitsbelastung in den Apotheken ziemlich hoch sei, weil viel Zeit dafür aufgewendet werden müsse, um Lieferengpässe zu kompensieren. ­„Gegen den Engpass selbst können wir leider nichts tun, aber wir können die Apotheker:innen gerne entlasten, indem wir unseren Patient:innen direkt die verfügbaren Medikamente geben, die sie benötigen“, stichelt nun Dr. Edgar Wutscher, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer.

Die Steirische Ärztekammer legt nach: Der § 57 des Ärztegesetzes sehe vor, dass Ärztinnen und Ärzte in dringenden Fällen notwendige Arzneimittel für ihre Patient:innen vorrätig halten. Der steirische Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, ­Vizepräsident Dr. Dietmar Bayer, sieht in der Abgabe von Medikamenten in den ärztlichen Ordinationen eine wichtige Hilfe für die Patient:innen, die sich so den gerade in ländlichen Gegenden oft sehr weiten Weg in eine Apotheke ersparen, aber auch eine „Unterstützung für die Apotheken, die sich immer wieder darüber beklagen, dass sie Medikamente nicht auf Lager halten können“, heißt es in einer Aussendung.

Auch Infektionen könnten so eingedämmt werden, sagt der steirische Ärztekammer-Vizepräsident. Dies sei gerade angesichts der Corona-Pandemie und besorgniserregender Influenza-Zahlen hilfreich. „Wenn Menschen nicht in die Apotheke fahren müssen, können sie auf dem Weg niemanden anstecken und sie können selbst nicht angesteckt werden.“