Rasche Schmerzlinderung bei Aphthen

Vermutlich hat jeder das brennende Gefühl schon einmal erlebt, wenn Aphthen im Mundraum auftreten. Die Lust auf Nahrungsaufnahme vergeht einem recht schnell, wenn jeder Partikel, der die Aphthe berührt, schmerzt. Konkret handelt es sich um eine Schädigung der Mundhöhle, die sich am Zahnfleisch, an der Innenseite der Lippen, an der Zunge oder an den Mandeln zeigen kann. Die Stelle ist von einem roten und entzündlichen Randsaum umgeben. Minor-Aphthen sind maximal 1 cm groß – meist sind es 2–5 mm – und heilen innerhalb von wenigen Tagen. Major-Aphthen hingegen werden bis zu 3 cm groß. Die Heilung kann sich über Wochen hinziehen, weil die Schleimhaut deutlich mehr geschädigt ist als bei der Minor-Form. Nach der Abheilung bilden sich meistens Narben. Minor-Aphthen sind häufiger als die Major-Ausprägung, das Verhältnis liegt in etwa bei 80 : 20 %. In manchen Fällen werden Aphthen auch chronisch. Bei unter 5 % der Betroffenen kommt es auch zu Aphthen im Genitalbereich.1

Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt, es gibt aber verschiedene Einflussfaktoren, die man für das Auftreten einer Aphthe verantwortlich macht. Dazu zählt ein dauerhafter mechanischer Reiz auf das Zahnfleisch. Dies kann durch Zahnspangen oder Zahnprothesen geschehen, wenn diese neu eingestellt wurden oder nicht richtig sitzen. Es kommt zur Reibung am Zahnfleisch, die Entstehung einer Aphthe wird begünstigt. Genauso verhält es sich mit Verletzungen des Zahnfleisches durch Zahnbürsten. Ein geschwächtes Immunsystem kommt ebenfalls als Ursache in Frage. Außerdem dürfte eine schlechte Versorgung mit manchen Mikronährstoffen eine Rolle spielen. Daher sollte man bei häufig auftretenden Problemen in der Mundhöhle – bei 4–5 Aphthen pro Jahr spricht man bereits von einem Rezidiv – ganz besonders auf die Zufuhr von Vitamin B12, Folsäure, Eisen und Zink achten. Faktoren wie Stress oder psychische Probleme sollten ebenfalls Berücksichtigung finden. Es gibt weiters eine Reihe von Krankheiten, bei denen langfristig orale Aphthen auftreten können. Dazu zählen Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, eine HIV-Infektion, Symptome einer Malabsorption, die glutensensitive Enteropathie und Morbus Behçet. Bei letzterer Erkrankung, die als entzündliche Gefäßerkrankung mit rheumatischen Symptomen eingestuft wird, sind die Aphthen ein Kardinalsyndrom. Aphthen können auch das erste Anzeichen einer perniziösen Anämie sein.1 Beschrieben ist zudem ein hormoneller Einfluss. Keinen signifikanten Zusammenhang gibt es zwischen Aphthen und Rauchen.2 Nicht restlos geklärt ist die Frage, inwieweit Nahrungsmittelunverträglichkeiten Einfluss auf die Entstehung von Aphthen ausüben.

Die Stadien der Aphthose werden folgendermaßen eingeteilt:2

  • Prämonitorische Phase: Sie dauert rund 24 Stunden, es kommt zum Beginn der Parästhesie.
  • Präulcerative Phase: 18–72 Stunden, Stadium des zunehmenden Schmerzes
  • Ulcerative Phase: dauert einige Tage, Schmerz nimmt ab
  • Heilungsphase: Tage bis Wochen, völlige Schmerzfreiheit

In den ersten 24 Stunden infiltrieren mononukleäre Zellen das Epithel. In der nächsten Phase entwickeln sich Macula und Papeln um einen sichtbaren, erymathösen Hof. Das folgende Stadium ist gekennzeichnet durch Ulzeration der Papeln. Die Wunde ist von einem fibromembranösen Schorf bedeckt. In diesem Stadium lässt der Schmerz schließlich nach. Die Heilungsphase dauert bis zu einem Monat. Die Ulzeration ist dann vom Epithel bedeckt, und die Wundheilung setzt ein, ohne dass die Wunde vernarbt.2

Schmerzlinderung

Um den Schmerz des Patienten zu lindern, werden lokal Salben, Tropfen, Sprays oder Gurgellösungen eingesetzt. Diese betäuben die typischen Symptome. Effektiv zur Linderung trägt der Wirkstoff Lidocain bei. Dieser verhindert reversibel die Öffnung von Na+-Kanälen und damit auch die Ausbildung eines Aktionspotenzials. Der Stoff Aluminiumformiat bildet mit Eiweißen und eiweißreichen Verbindungen der Mundschleimhaut und der Zellmembran von Bakterien und Pilzen inaktive Kolloide. Dadurch kommt es zu einer guten Verdichtung des Gewebes, und das kontinuierliche Eindringen von entzündungserregenden Keimen wird verhindert. Auch keimabtötende Mundspülungen sind empfohlen, um das Eindringen von Krankheitserregern in die Wunde zu verhindern. Der Wirkstoff Chlorhexidin wird dabei erfolgreich eingesetzt. Außerdem kommen Schmerzmittel und pflanzliche Zubereitungen aus Kamille, Salbei, Arnika, Pfefferminze, Rhabarber und Myrrhe zum Einsatz.

Aphthen sind auch als Symptom der Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis) zu sehen. Ist nicht nur die Schleimhaut, sondern auch das Zahnfleisch von der Entzündung erfasst, liegt eine Gingivostomatitis vor. Häufig sind davon Kinder oder Jugendliche betroffen, wenn es zu einer Erstinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus kommt.

Literatur:
1 Bork K et al., Schattauer Verlag 2008
2 Toker T, Dissertation an der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin, 2010