Rauchfrei: Jetzt macht Apotheker-Nachwuchs mobil

Die Zahlen sprechen Bände: In Österreich sterben derzeit jährlich 1.029 Menschen an den Folgen des Passivrauchens, das Risiko für Atemwegsinfekte steigt bei Kindern, die Passivrauchen ausgesetzt sind, um 50 bis 100 %, und eine rauchfreie Gastronomie würde 32.370 Krankenhausaufenthalte verhindern. „Mit dem gekippten Nichtraucherschutzgesetz ist die Motivation entstanden, dass wir als junge Medizinstudierende einen Beitrag leisten, Unterschriften für das Nichtraucherschutz-Volksbegehren zu sammeln“, sagt Dino Mehic. Er ist seit einigen Jahren bei der Austrian Medical Students’ Association (AMSA) aktiv. Gemeinsam mit dem Akademischen Fachverein Österreichischer Pharmazeut_innen (AFÖP) haben die angehenden Ärzte die politisch unabhängige Initiative „Generation Rauchfrei“ ins Leben gerufen. Mehic, der demnächst die Basisausbildung beginnt, hat für die Initiative Fakten und Studien gesammelt, die die Studierenden während der Mobilisierungskampagne kommunizieren werden. Unterstützt wurde er vom Allgemeinmediziner und Gesundheitswissenschafter Dr. Florian Stigler von der Medizinischen Universität Graz, der in einer Gesundheitsfolgenabschätzung den hohen Nutzen eines generellen Gastro-Rauchverbots analysiert hat.

„Generation Rauchfrei“ hat das Ziel, mit On- und Offlineaktivitäten weitere 300.000 Menschen zu erreichen, die das „Don’t Smoke“-Volksbegehren unterschreiben – derzeit gibt es wie berichtet 591.146 Unterstützungserklärungen. „Wenn etwas wie das Kippen des Nichtraucherschutzgesetzes faktisch so offensichtlich falsch ist, sehen wir uns als zukünftige Mediziner in der Verantwortung, etwas zu tun“, sagt die Medizinstudentin und Kampagnenleiterin Julia Puaschunder von der AMSA.

 

 

Derzeit besteht das Team aus 40 Studierenden, doch das Interesse bei den Jungen, aktiv mitzuwirken, ist groß: Die Initiative kooperiert mit der Bundesjugendvertretung und seit Kurzem auch mit der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft: „Wir werden einerseits die Kampagne finanziell, etwa bei Drucksorten, unterstützen und andererseits die Initiative direkt bei den Studierenden und über unseren Newsletter bewerben“, sagt die Vorsitzende der ÖH Med Wien, Julia Wunsch. Für angehende Ärzte sei es wichtig, die Bevölkerung für das Thema Rauchen zu sensibilisieren. Rauchen sei als Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle im Medizinstudium sehr präsent: „Es ist irritierend, dass bei diesen bekannten medizinischen Fakten die Gesetzeslage nicht angepasst wird“, sagt Wunsch – zumal es Zahlen aus anderen Ländern gebe, in denen die Krankenhausaufenthalte zurückgegangen sind, seit ein Rauchverbot in der Gastronomie beschlossen wurde.

Seit der Aufhebung des Rauchverbots in der Gastronomie am 1. Mai bis zur Eintragungswoche des Volksbegehrens Anfang Oktober würden in Österreich 431 Menschen an den Folgen des generellen Passivrauchens sterben. Außerdem könnten in dieser Zeit 13.571 Krankenhausaufenthalte durch rauchfreie Gastronomie verhindert werden, wenn es das Rauchverbot geben würde. „Generation Rauchfrei“ betont, dass es nur um die rauchfreie Gastronomie und nicht um ein allgemeines Rauchverbot geht: „Wir haben auch im Team Raucher, die für den Schutz von Nichtrauchern in der Gastronomie sind“, sagt Katayoun Myhankhah, Vizepräsidentin für Externes beim AFÖP. Im Fokus der Initiative stünden Fakten, die überzeugen sollten: „Es geht uns nicht ums Überreden“, sagt sie. Bei „Generation Rauchfrei“ arbeiten Medizin- und Pharmaziestudierende von Anfang an zusammen, um gemeinsam auf die Gesundheitsprävention aufmerksam zu machen. Ein Beispiel, das Schule machen soll. Der Nachwuchs der beiden akademischen Gesundheitsberufe will auch künftig eng zusammenarbeiten.

Über die Website, soziale Medien und direkte Kommunikation auf der Straße möchte die Initiative dazu mobilisieren, das Nichtraucherschutz-Volksbegehren zu unterstützen. Außerdem ist eine Zusammenarbeit mit Gaststätten geplant. Wer aktiv mitmachen will, der kann sich am Crowdfunding beteiligen oder Mitmach-Pakete erwerben, die für Privatpersonen oder Betriebe angeboten werden.

Die Wiener Ärztekammer hat prompt auf die junge Initiative reagiert und zeigt sich angetan vom Engagement der Jugend: „Als Initiatoren des Don’t-smoke-Volksbegehrens sind wir dankbar für jede Unterstützung zur Ausweitung des Nichtraucherschutzes in Österreich“, sagt Ärztekam-merpräsident Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres in einer Aussendung. Dass ein Drittel aller Krebserkrankungen sowie 13.000 Krebsneuerkrankungen und davon mehr als 30 Prozent Lungenkrebserkrankungen in Österreich auf das Rauchen zurückzuführen seien, sollte als Argument reichen, nicht über Rücknahmen, sondern vielmehr über eine Ausweitung des Nichtraucherschutzes in Österreich zu diskutieren, betont er.