Rauchstopp: Gewichtszunahme in Grenzen halten

Je näher der Jahreswechsel rückt, desto mehr hört man wieder den alljährlichen Vorsatz vieler Menschen, mit dem Rauchen aufzuhören – „und diesmal aber ganz sicher!“ Motive dafür sind reichlich vorhanden. Rauchen ist ein massiver Faktor für eine kürzere Lebenserwartung, erhöht bereits bei geringem Zigarettenkonsum das Risiko für Gefäßerkrankungen und dürfte auch bei der Entstehung von Rheuma eine Rolle spielen. Neben dem Sucht- und Gewohnheitsaspekt ist allerdings die erwartete Steigerung des Körpergewichts eine große Hürde, dem Nikotinkonsum endgültig Lebewohl zu sagen.

Deshalb kommt es zur Gewichtszunahme

Nikotin übt erwiesenermaßen eine stoffwechselfördernde Wirkung aus. Nach dem Rauchen einer Zigarette kommt es kurzfristig zu einem höheren Energieverbrauch, bedingt durch eine höhere Atemfrequenz, eine Erhöhung des Blutdrucks und Anregung der Magensaftproduktion. Gleichzeitig nimmt das Appetitgefühl ab. Der steigende Appetit nach dem Rauchstopp ist somit auch ein wesentlicher Faktor für die Gewichtszunahme. Umgekehrt ist die Sichtweise, dass Rauchen gleichermaßen als Gewichtsbremse funktioniert, durch Studien nicht gedeckt. Zu Beginn der Raucherkarriere zeigt sich ein Effekt zwar noch bei jungen Frauen, aber über die Jahre gesehen gibt es bezüglich des Body-Mass-Index keine signifikanten Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern.1
Die durchschnittliche Gewichtszunahme nach dem Rauchstopp ist sehr variabel. Im Mittel betrug sie in einer großen US-Studie, in der man die Probanden 10 Jahre nach dem Rauchstopp begleitete, bei Frauen 5 kg und bei Männern 4,4 kg. In einer anderen Untersuchung betrug die Zunahme im Schnitt 3,8 kg bei Frauen und 2,8 kg bei Männern. In derselben Kohorte kam es allerdings bei 13,4 % der Frauen und 9,8 % der Männer zu einem Gewichtsplus von über 13 kg.1
Den Wegfall des Nikotins als Stoffwechselturbo als alleinigen Grund anzuführen greift zu kurz und ist auch eine beliebte Ausrede. Studien zeigen nämlich, dass 70 % der Gewichtszunahmen durch eine erhöhte Kalorienzufuhr nach dem Rauchstopp bedingt sind. In einer Untersuchung nahmen Frauen, die zuvor zu rauchen aufgehört hatten, im Schnitt um 227 kcal mehr pro Tag zu sich.2 In anderen Publikationen geht man von einer zusätzlichen Aufnahme von 250–300 kcal aus. Nach sechs Monaten dürfte sich allerdings die Kalorienzufuhr wieder auf dem früheren Niveau einpendeln. Das passt auch zur Tatsache, dass es zur Gewichtszunahme hauptsächlich im ersten Halbjahr nach dem Rauchstopp kommt.1

So verhindert man den Massezuwachs

In einer US-Studie verordnete man Ex-Raucherinnen ein Sportprogramm und beobachtete die Probandinnen über einen Zeitraum von zwei Jahren nach dem Rauchstopp. Ehemals leichte Raucherinnen nahmen im Schnitt um 2,2 kg zu, wenn pro Woche zwei Stunden Sport betrieben wurde. Bei früher starken Raucherinnen betrug die Zunahme das Doppelte. Bei über zwei Stunden sportlicher Betätigung pro Woche betrug die Zunahme nur noch 1,5 kg bei den leichten Ex-Raucherinnen und rund 3 kg bei den High Consumern.2 Es handelt sich also um ein moderates Gewichtsplus, das dem Vergleich einer Fortsetzung des Rauchens und des damit verbundenen Risikos locker standhält.

Sport ist also ein wirksames Instrument, um die Figur in der ersten Phase des Zigarettenkonsums zu halten. Parallel dazu kann ein Ernährungstagebuch geführt werden, um früh zu bemerken, wenn sich größere Essensmengen oder vermehrt Naschereien in den Alltag einschleichen. Idealerweise beginnt man mit dem Tagebuch bereits vor der Aufgabe des Rauchens, um leicht zu erkennen, welche zusätzlichen Gerichte und Lebensmittel Einzug in den Speiseplan gehalten haben.

 

E-Zigaretten sind keine Alternative!
Sehr zur Freude der Tabakindustrie wächst der Markt mit elektronischen Zigaretten in den letzten Jahren stark an. Beworben werden die E-Zigaretten als gesündere Alternative zur herkömmlichen Zigarette, gesetzlich geregelt sind sie jedoch nicht. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie warnte jüngst vor dem gesunden Schein des rauchfreien Nikotingenusses. Wissenschaftliche Studien würden belegen, dass die mit dem Dunst der E-Zigaretten eingeatmete Partikelzahl und -größe ähnlich jener von Zigaretten ist. Die Inhaltsstoffe seien nicht deklariert. Enthaltene Lösungsmittel und andere Additive (Glyzerin, Propylen- und Äthylenglykol) stehen in begründetem Verdacht, die Lunge zu schädigen. Als Lösungsmittel wird in vielen Fällen Glycerin verwendet, aus dem sich durch Hitze das noch stärker schleimhautreizende Acrolein entwickelt, das auch das Flimmerepithel in den Bronchien lähmt. Die Reaktionsprodukte des ebenfalls als Lösungsmittel verwendeten Äthylenglykols (1,2-Ethandiol) sind wiederum nieren- und neurotoxisch.
Österreichische Gesellschaft für Pneumologie, 02. 10. 2014