Reiseapotheke für den Österreich-Urlaub

Situationsbedingt werden heuer viele Österreicher ihren Sommerurlaub im eigenen Land verbringen. Die wunderschöne Landschaft lädt zum Baden, Wandern, Radfahren, Mountainbiken und zu vielem mehr ein – doch auch im Österreich-Urlaub ist man vor Erkrankungen und kleinen Unpässlichkeiten nicht gefeit.

Magen-Darm-Probleme

Empfindliche Personen reagieren bei veränderter Kost häufig mit Verdauungsproblemen. Blähungen, Durchfall oder auch Verstopfung sind lästige Urlaubsbegleiter – auch im Inland. Zudem sind diverse Keime besonders bei sommerlichen Temperaturen höchst aktiv und befallen so manche Speise. Bei akuter Sommerdiarrhö ist die wichtigste Maßnahme die orale Rehydratation, im Idealfall hat man dafür ein geeignetes Elektrolyt-Präparat zur Hand. Aktivkohle, Gelatinetannat oder Tanninalbuminat vermindern den Wassergehalt des Stuhls und binden mögliche Giftstoffe, Bakterien oder Viren. Loperamid ist eine hilfreiche Option bei längeren Autofahrten oder Ausflügen, um die Stuhlfrequenz zu reduzieren. Zur Regeneration der Darmflora sind Probiotika empfehlenswert, die mit humanen Keimen das Mikrobiom wiederherstellen.

Verstopfung tritt vorwiegend als Folge der ungewohnten Ernährung auf. Normalisiert sich die Verdauung nicht innerhalb einiger Tage, so können milde Laxanzien Abhilfe schaffen. Klistiere oder Glycerin-Zäpfchen helfen, den Defäkationsreflex auszulösen. Bisacodyl und sein Schwefelsäureester Na-Picosulfat regen die Kolonperistaltik an und wirken je nach Arzneiform innerhalb von 20 Minuten (Suppositorien) bis 8 Stunden (orale Arzneiformen).

Eine deftige Brettljause hier, eine Mehlspeise da – ein Zuviel an Köstlichkeiten geht bisweilen mit Völlegefühl und Blähungen einher. Bitterstoffhältige Arzneidrogen (zum Beispiel Tausendguldenkraut, Bitterorangenschale, Kalmus-, Löwenzahn- oder Enzianwurzel) beziehungsweise deren verdünnte Extrakte sind hier sehr hilfreich. Sie fördern den Speichelfluss, regen die Magensaftproduktion und die Tätigkeit der Magenmuskulatur an und unterstützen somit den natürlichen Verdauungsablauf. Gegen Blähungen helfen außerdem Karminativa wie Anis, Fenchel und Kümmel. Der Entschäumer Simethicon führt durch Veränderung der Oberflächenspannung zu einer Reduktion der Gase und kann in Form von Kautabletten leicht mitgenommen werden.

Sommer, Sonne, Sonnenbrand

Ein Tag am See, ein Ausflug ins Gebirge – die UV-Belastung in unseren Breiten ist nicht zu unterschätzen, ein entsprechender Sonnenschutz sollte daher selbstverständlich sein. Tritt dennoch ein Sonnenbrand auf, so kann dieser mit lokalen Antihistaminika, kühlenden dexpanthenolhaltigen Topika oder essigsaurer Tonerde behandelt werden. Bei gleichzeitigem Auftreten von Kopfschmerzen und/oder Fieber ist ein Sonnenstich nicht auszuschließen. In diesem Fall helfen vor allem Ruhe, das Meiden von Sonnenlicht sowie Analgetika, wie beispielsweise Paracetamol oder Ibuprofen.

Sportlich unterwegs

Wandern, Bergsteigen, Radfahren – den sportlichen Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt! Ein steter Begleiter bei Outdoor-Aktivitäten sollte generell ein Erste-Hilfe-Paket mit Verbandszeug (sterile Kompressen, Mullbinden, Pflaster, Klebeband, Dreieckstuch und Alu-Rettungsdecke) und Wunddesinfektionsmittel sein. Denken Sie bei längeren Ausflügen auch an Blasenpflaster, Elektrolytgetränke und Magnesium-Präparate. Einreibungen, welche die Durchblutung verbessern, unterstützen die Regeneration der Muskulatur nach dem Sport und beugen einem Muskelkater vor. Bei stumpfen Verletzungen kommen topische Analgetika zum Einsatz, elastische Binden dienen der Ruhigstellung beziehungsweise Stütze.

Insekten, Zecken und Co.

Ob Gelsen oder Wespen – Insekten sind im Sommer allgegenwärtig. Um Stiche zu vermeiden, sind Repellents hilfreich, insbesondere in den frühen Abendstunden sollten diese bei Aufenthalten im Freien zur Anwendung kommen. Zur Auswahl stehen Präparate mit synthetischen Repellents, wie beispielsweise DEET oder Icaridin, die auch gegen Zecken für mehrere Stunden schützen. Pflanzliche Alternativen sind Produkte auf Basis ätherischer Öle. Im Fall eines Stiches kommen lokale Antihistaminika oder essigsaure Tonerde (auch als Gel) zum Einsatz. Bei bekannter Insektengift-Allergie ist selbstverständlich immer ein entsprechendes Notfallset mitzuführen.

Zecken sind in Österreich weitverbreitet, am häufigsten findet man hierzulande den sogenannten „Gemeinen Holzbock“ (Ixodes ricinus), der als Überträger zahlreicher Krankheitserreger gilt. Die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre haben die Lebensbedingungen für heimische Zecken sehr begünstigt. Milde Winter und feucht-warme Sommer schaffen ideale Voraussetzungen für ihre Verbreitung. Auch in den westlichen Bundesländern sind Zecken mittlerweile heimisch. Die Zecke sticht ihren Wirt und sondert während des Saugaktes über einen zweiten dünnen Rüssel infizierten Speichel ab. Bedeutsam ist vor allem das FSME-Virus, das bereits in den ersten Stunden des Zeckenkontaktes übertragen wird und zu Frühsommer-Meningoenzephalitis führen kann.

Denken Sie daher an die Auffrischung der FSME-Schutzimpfung alle 5 Jahre beziehungsweise alle 3 Jahre bei Personen ab dem 60. Lebensjahr nach erfolgter Grundimmunisierung.

Sehr verbreitet sind auch verschiedene Borrelien-Arten (vor allem Borrelia burgdorferi), die den Ausbruch der Lyme-Borreliose hervorrufen können. Ihre Übertragung erfolgt hingegen erst 24 Stunden nach Beginn des Wirtskontaktes. Wird eine Zecke am Körper entdeckt, so sollte diese so rasch wie möglich sachgemäß entfernt werden. Dabei wird die Zecke mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange möglichst weit vorne (nahe dem Kopf) gefasst und vorsichtig entfernt. Empfehlenswert ist jedenfalls eine anschließende Desinfektion der Stichstelle mit alkoholischen Antiseptika oder jodhaltigen Lösungen. In den nächsten Wochen sollte der Bereich um die Stichstelle beobachtet werden. Zeigt sich doch das Krankheitsbild der Lyme-Borreliose häufig – wenn auch nicht immer – zunächst durch das typische ringförmige Erythema migrans. Bei Verdacht auf Borrelien-Infektion ist umgehend der Arzt aufzusuchen.

 

Checkliste für Ihre Reiseapotheke

  • Arzneimittel gegen Fieber, Schmerzen und Entzündungen, wie zum Beispiel Paracetamol, ASS oder Ibuprofen
  • Probiotika zur Prophylaxe beziehungsweise Behandlung einer Sommerdiarrhö
  • Arzneimittel gegen Verstopfung
  • Karminativa und verdauungsunterstützende Mittel (zum Beispiel bitterstoffhaltige Präparate)
  • Elektrolyte zur oralen Rehydrierung und als Sportgetränk
  • Verbandsmaterial, Wunddesinfektionsmittel
  • Topika gegen Sportverletzungen, Muskelschmerzen
  • Magnesium
  • Sonnenschutz
  • Mittel gegen Sonnenbrand: äußerlich kühlende Formulierungen von Dexpanthenol, Antihistaminika oder essigsaurer Tonerde
  • Mittel gegen Insektenstiche: lokale Antihistaminika
  • bei Insektengiftallergie: Notfallset
  • Repellents
  • persönliche Arzneimittel