Reisethrombosen: Prophylaxe und Therapie

Auch der Flüssigkeitsverlust des Körpers aufgrund der geringeren Luftfeuchtigkeit, wodurch das Blut dickflüssiger wird, spielt eine Rolle. Die eingeengte Sitzposition, bei der die Venen in Leiste und Kniekehle „abgeknickt“ sind, tut dann noch ihr übriges. Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen, hormonelle Kontrazeption, Krampfadern etc. erhöhen das Risiko einer Thrombose zusätzlich.

Metaanalyse dokumentiert Risikoerhöhung

Eine 2009 publizierte Metaanalyse (Chandra D et al., Intern Med 2009; 151:180–90) belegt, dass

  • Reisen das Risiko einer venösen Thromboembolie (VTE) um das 2,8-Fache versus Nichtreisenden erhöht,
  • beim Fliegen das VTE-Risiko 60 % höher als beim Reisen zu Lande ist,
  • die Reisedauer das Risiko erhöht: pro 2 zusätzliche Stunden +18 % bei Reisen zu Lande und +26 % bei Flügen.

Effektive Gegenmaßnahmen

Die Einnahme von ASS ist nicht angezeigt, stattdessen sollte man unbedingt für regelmäßige Bewegung sorgen: nach Möglichkeit öfters mal aufstehen (Flugzeug und Bahn: mindestens einmal pro Stunde) und ein paar Schritte gehen, die Beine strecken, Fußkreisen, Zehen „krallen“ und ausstrecken. Bei längeren Autofahrten sollte alle zwei Stunden eine Pause eingelegt werden, um sich die Beine zu vertreten. Auch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Vermeidung von Alkohol unterstützen die Venen auf Reisen. Enge Kleidung sollte vermieden werden. Raucher sollten auf Zigaretten verzichten und zwar so lange wie möglich vor und nach dem Flug bzw. der Bahn- oder Autofahrt. Hier können Nikotinersatztherapeutika hilfreich sein.
Schlaf- und Beruhigungsmedikamente sollte man auf langen Flugreisen – wenn möglich – nicht einnehmen, da im Schlaf die Vorsorgeaktivitäten Bewegung und viel Trinken wegfallen.
Eine weitere Prophylaxemaßnahme, die bei bestehendem Thromboserisiko (siehe Kasten) sowie generell bei Flugreisen, die länger als 8 Stunden dauern, vorgenommen werden sollte, ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen der Klasse 2. Bei hohem Risiko kann die Verabreichung eines niedermolekularen Heparins angezeigt sein. Dieses sollte 2 Stunden vor Reiseantritt eingenommen werden; bei Flügen über 8 Stunden ist eventuell eine zweite Einnahme erforderlich. Aber Achtung: Die Mitnahme von Injektionsnadeln ins Flugzeug oder bei der Einreise in manche Länder bedarf einer ärztlichen Bestätigung!

Fragen zur Risikoabklärung

Kunden, die eine der folgenden Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten vor dem Reiseantritt bezüglich Thromboseprophylaxe beraten werden.

  • Sind Sie älter als 50 Jahre, haben Übergewicht und rauchen?
  • Sind Ihre Beine/Füße abends manchmal „schwer“ oder geschwollen?
  • Leiden Sie unter Besenreiser oder Krampfadern?
  • Hatten Sie bereits einmal eine Venenentzündung an den Beinen?
  • Hatten Sie schon einmal eine Thrombose oder sogar eine Lungenembolie?
  • Wurden Sie kürzlich operiert?
  • Besteht bei Ihnen eine Herzinsuffizienz, Krebserkrankung oder Leberzirrhose?
  • Besteht bei Ihnen eine Blutgerinnungsstörung und nehmen Sie Medikamente dagegen ein?
  • Zusätzlich für Frauen:
  • Sind Sie schwanger?
  • Verhüten Sie hormonell oder nehmen Sie andere Hormonpräparate ein?

Warnzeichen ernst nehmen

Typische Anzeichen einer Thrombose sind: plötzliches Auftreten einer Schwellung, Schmerzen im Bein (muskelkaterähnlich), bläuliche Verfärbung sowie Rötung und Überwärmung der Beine. Eine Thrombose kann aber auch ohne diese Symptome vorliegen. Es drohen Gefäßschädigungen bis hin zur Lungenembolie!