Reparaturenzyme: klinische Studien bestätigen Wirksamkeit

Apotheker Krone: Welche natürlichen Reparaturmechanismen der Haut gibt es?

Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf: „Die Haut verfügt über sehr effiziente Mechanismen, um UV-Schäden – sprich Veränderungen an der DNA – zu reparieren. An dem komplexen Prozess der DNA-Reparatur sind viele Enzyme in unterschiedlichen Schritten beteiligt. Vom Erkennen über die Beseitigung des Schadens durch ‚Herausschneiden‘ einer veränderten Sequenz bis zum Ersetzen des Schadens durch die normale DNA-Sequenz.“

Welche Folgen haben UV-induzierte DNA-Schäden?

„Die körpereigenen Reparaturmechanismen funktionieren gewöhnlich sehr gut. UV-Licht verursacht aber permanent Schäden an Zellen der Haut. Die Folgen sind Zellmutationen, die durch die körpereigenen Mechanismen nicht mehr repariert werden können. Abhängig von der Lokalisation der Mutation – bspw. bei einem Tumorsuppressor-Gen – können maligne Hauttumoren die Folge sein. Ein Beispiel für die große Bedeutung der DNA-Reparaturmechanismen ist Xeroderma pigmentosum. Bei dieser genetisch bedingten Erkrankung ist die Reparatur von UV-Schäden extrem beeinträchtigt und das Hautkrebsrisiko um den Faktor > 6.000 erhöht.“

Was können Reparaturenzyme leisten?

„Aus diversen Mikroorganismen, die sehr gute DNA-Reparaturmechanismen aufweisen, werden Enzyme extrahiert, liposomal verpackt und in Sonnenschutzpräparate eingebracht. In der Kosmetik sind eine Reihe von Enzymen verfügbar, allen voran ein Gemisch aus Endonukleasen, die Photolyase sowie ein Enzym, das oxidative Schäden repariert. Sie unterstützen die DNA-Reparatur, indem sie einen Schritt an einer Schwachstelle der komplexen Reparaturkette zur Beseitigung unterschiedlicher Schäden übernehmen. Klinische Studien bestätigten die Validität des Konzeptes. Reparaturenzyme können nicht nur die UV-induzierte Immunsuppression verhindern, sondern bei regelmäßiger Anwendung auch die Häufigkeit von Hautkrebs – zumindest bei Xeroderma pigmentosum – reduzieren.“

Wem können diese Präparate empfohlen werden?

„Sie können allen Menschen mit erhöhtem Hautkrebsrisiko sowie mit erhöhter, bspw. beruflich oder freizeitmäßig bedingter Sonnenexposition empfohlen werden. In einer Grazer Studie konnten wir jüngst zeigen, dass auch Patienten mit Sonnenallergie von topischen DNA-Reparaturenzymen profitieren könn(t)en. Grundsätzlich können Sonnenschutzpräparate mit Reparaturenzymen auch all jenen Apothekenkunden empfohlen werden, die ihre Haut mit Mitteln über den konventionellen Sonnenschutz hinausgehend schützen möchten, um Spätfolgen zu verhindern. Wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass diese Enzyme allerdings kaum vor Sonnenbrand schützen, weswegen deren Verwendung nur in Kombination mit herkömmlichen UV-Filtern empfohlen wird.

 

Literatur:

Wolf et al., J Invest Dermatol 2000; 114:149–156 • Hofer A et al., Photochem Photobiol Sci 2011; 10:1118 • Goode EL et al., Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2002; 11(12):1513–30 • Yarosh D et al., Lancet 2001; 357:926–29