Richtiges Verhalten reduziert atopische Dermatitis

Unsere Haut schützt zwar den Körper vor schädigenden Eindringligen, ist aber oberflächlich mit einer Reihe von Bakterien besiedelt. Dies sei jedoch kein Anlass zur Sorge, beruhigt Univ.-Prof. Dr. Tamara Kopp, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der MedUni Wien. „Jeder Mensch beherbergt sein ganz persönliches Spektrum an bakteriellen Mitbewohnern. Diese sind sehr nützlich, denn Sie bewahren uns vor einem Überhandnehmen von gefährlichen krankheitsauslösenden Bakterien, wie Staphylokokkus aureus, und helfen mit, Hautschuppen und Talgreste abzubauen.“

Zu viel Keimparanoia

Die wachsende Hygieneparanoia zeigt aber Auswirkungen: Menschen, die nach einer möglichst flächendeckenden Keimbeseitigung streben und ohne Desinfektionsmittel kaum das Haus verlassen, reduzieren damit die Artenvielfalt der Bakterien und haben somit wesentlichen Einfluss auf das humane Mikrobiom. Die „Hygienehypothese“ sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den verbesserten Hygienestandards und der Zunahme von atopischer Dermatitis. Untersuchungen zeigen, dass Betroffene eine mangelnde Besiedelung von „guten“, schützenden Keimen aufweisen. Dafür ist meist eine Überwucherung mit dem Eitererreger Staphylococcus aureus festzustellen. Verschlimmernd kommt hinzu, dass bei trockener Haut der natürliche Barriereeffekt geschädigt ist. Wichtigste präventive Maßnahme ist daher die sorgsame Basispflege. Diese beginnt bereits bei der Reinigung. Prof. Kopp rät zum Einsatz lipidreicher Duschöle und auf pH 5,5 eingestellter Syndets auf der Basis gut hautverträglicher Tenside. Bei der anschließenden großflächigen Pflege ist ebenfalls auf einen ordentlichen Lipidanteil zu achten. Stark hydrophile Emulsionen können kurzzeitig die Barrierefunktion „aufweichen“, den Wasserverlust dadurch paradoxerweise erhöhen und somit das Eindringen der Bakterien fördern. Wichtig ist, in der Apotheke auf die Notwendigkeit der täglichen Basispflege hinzuweisen. Heilwasser mit hohem Eisenanteil hat in klinischen Studien die positive Wirkung bei entzündlichen und infektiösen Hautkrankheiten bewiesen.

Ernährung als Auslöser?

Auch eine mögliche Nahrungsmittelallergie kann die Schübe triggern. Vor allem bei Kleinkindern ist auf eine mögliche Unverträglichkeit von Kuhmilch, Nüssen, Eiern, Soja oder etwa Weizen zu achten. Bei jungen Neurodermitikern ist daher im Verdachtsfall ein entsprechender Test anzuraten. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt die Bedeutung der Ernährung jedoch ab.