Schluckschmerzen: Halsentzündung und andere Ursachen unter der Lupe

Eine Pharyngitis ist eine schmerzhafte Entzündung der Schleimhaut des Rachens, die häufig im Rahmen grippaler Infekte auftritt. Halsschmerzen und Schluckbeschwerden sind die typischen Symptome, die irritierte Schleimhaut erscheint rot. Verursacht werden Rachenentzündungen vorwiegend durch verschiedene Viren wie etwa Adeno-, Rhino-, Influenza- oder Coronaviren, die Übertragung erfolgt zumeist durch Tröpfcheninfektion. Der Entzündungsprozess ist die natürliche Reaktion des Immunsystems auf die eingedrungenen Keime. Bakterielle Primärinfektionen sind eher selten, sehr wohl ist im Rahmen eines viralen Infektes jedoch eine bakterielle Superinfektion möglich. Eine wichtige Maßnahme zum Schutz vor Infekten ist die regelmäßige Händehygiene. Mehrmals tägliches Händewaschen sowie anschließende Händedesinfektion gehören mittlerweile ohnehin zum Alltag.

Lokale Therapieoptionen

Unkomplizierte Hals- und Rachenentzündungen können im Rahmen der Selbstmedikation gut behandelt werden. Empfehlenswert sind lokale Antiseptika, Antiphlogistika und Lokalanästhetika in Form von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Sprays. Letztere haben den Vorteil, auch sehr weit hinten liegende Bereiche des Rachens zu erreichen. Auch für Kleinkinder sind Sprays eine gute Alternative, da Lutschtabletten in diesem Alter leicht verschluckt werden. Gurgellösungen sind ebenfalls Erwachsenen beziehungsweise größeren Kindern vorbehalten, wobei die Anwendung jeweils für etwa 30 bis 60 Sekunden lang erfolgen sollte.

Leichte Beschwerden werden am besten mit lokal desinfizierenden Wirkstoffen (zum Beispiel Benzalkoniumchlorid, Chlorhexidin, Dequaliniumchlorid, Cetylpyridiniumchlorid, Polyvidon-Iod) behandelt. Die Kombination mit lokalanästhetisch wirkenden Substanzen wie Benzocain oder Lidocain lindert zusätzlich den Schmerz. Auch Ambroxol hat neben seinem schleimlösenden Effekt eine lokal schmerzstillende Wirkung, die auf Hemmung der Zytokinbildung beruht. Antiphlogistika wie Flurbiprofen oder Benzydamin werden ebenfalls gerne bei Halsschmerzen verwendet, wobei Zweiteres auch leicht lokalanästhetisch wirkt. Bei bakteriellen Begleitinfektionen sind antibiotisch wirkende Lutschtabletten (Wirkstoff Tyrothricin) eine wirksame Option. Häufig verordnet wird eine 5%ige Collargollösung (kolloidales Silber), die sich verdünnt mit Salbeitee zum Gurgeln eignet.

Hilfe aus der Pflanzenwelt

Phytotherapeutisch kommen verschiedene Pflanzen bei Beschwerden im Hals- und Rachenbereich zum Einsatz. Gerbstoffhältige Arzneipflanzen, wie beispielsweise Salbei (Salvia officinalis), Blutwurz (Potentilla erecta) oder Eichenrinde (Quercus sp.) beziehungsweise deren Zubereitungen, haben stark adstringierende, antiphlogistische sowie teilweise antivirale Wirkung. Die Wirkung der Blutwurz ist auf Catechingerbstoffe sowie Triterpensaponine zurückzuführen. Salbei wiederum enthält Lamiaceengerbstoffe (hauptsächlich Rosmarinsäure) sowie einen hohen Anteil an ätherischem Öl, das gegen eine Vielzahl an Bakterien wirksam ist. Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit von Ätherolea weisen Tinkturen einen höheren Anteil als Teezubereitungen auf und wirken somit stärker antimikrobiell.
Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) und Kren (Armoracia rusticana) haben aufgrund ihres Gehaltes an Senfölen (Isothiocyanate) eine antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Keime und sind unter anderem in Tablettenform erhältlich.

Mucilaginosa wie Eibischwurzel beziehungsweise -blätter (Althaea officinalis) oder Isländisch Moos (Lichen islandicus) wirken aufgrund ihres Gehaltes an Schleimstoffen angenehm kühlend und beruhigend auf die gereizte Schleimhaut und ermöglichen eine raschere Abheilung. Sie können als Tee zubereitet werden, sind jedoch auch als Extrakte, beispielsweise in Lutschtabletten, enthalten. Schleimstoffe sind Polysaccharide, die nach Zubereitung mit Wasser Hydrogelkomplexe bilden, die sich schließlich als schützender Film über die gereizte Schleimhaut legen.

Lokal entzündungshemmend und antimikrobiell wirken unter anderem Kamillenblüten (Matricaria chamomilla), Ringelblumen (Calendula officinalis) oder Thymian (Thymus vulgaris) und können daher einer Teemischung unterstützend beigemengt werden. Kamillenblüten haben einen hohen Anteil an ätherischem Öl, Flavonoiden und Phenolcarbonsäuren. Für die wundheilungsfördernde Wirkung ist vor allem das ätherische Öl verantwortlich, weshalb Tinkturen besonders effektiv sind. Auch Ringelblumen wirken sehr gut entzündungshemmend und werden nicht nur in der Dermatologie sehr geschätzt, sondern auch bei Beschwerden im HNO-Bereich eingesetzt. Die Wirkung ist hauptsächlich auf Triterpensaponine, Flavonoide und ätherisches Öl zurückzuführen.

 

 

Zur Befeuchtung der trockenen Rachenschleimhaut eignen sich Lutschtabletten auf pflanzlicher Basis. Pflanzliches Glyzerin hat feuchtigkeitsbindende Eigenschaften, auch das Extrakt des bereits genannten Isländisch Moos befeuchtet die Schleimhaut. Beliebt sind weiters Salzpastillen und Produkte mit Hyaluronsäure, die mit dem Speichel ebenfalls einen Hydrogelkomplex bildet und somit ebenfalls einen befeuchtenden Schutzfilm bildet. Nicht zuletzt sorgen auch Hustenzuckerln durch Anregung des Speichelflusses für eine kurzfristige Linderung des Trockenheitsgefühls.

Werden die Arzneipflanzen als Tee zubereitet, so sollte dieser weder zu heiß noch zu kalt getrunken werden. Warme Getränke sind hingegen insofern zu empfehlen, als sie die Durchblutung der entzündeten Schleimhaut fördern und somit die Heilung unterstützen. Zu meiden sind generell stark gewürzte, scharfe und saure Speisen und Getränke, um die Rachenschleimhaut nicht zusätzlich zu irritieren. In beheizten Räumen ist außerdem für eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen.

 

 

Systemische Behandlung

Führen lokale Anwendungen allein nicht zum gewünschten Effekt, so ist eine zusätzliche orale Gabe antiphlogistisch wirksamer Arzneimittel zu empfehlen. Rezeptfrei erhältlich sind Azetylsalizylsäure, Ibuprofen und Naproxen. Eine Selbstmedikation sollte jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum erfolgen, um Magen, Leber und Niere nicht zu belasten. NSAR bergen auch ein hohes Wechselwirkungspozential, weshalb vor deren Empfehlung immer eine etwaige Dauermedikation beziehungsweise bestehende Grunderkrankungen erfragt werden müssen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die Frage nach möglichen asthmatischen Erkrankungen, wobei zwischen Asthma und Erkältungshusten genau differenziert werden muss. Bei bestehendem Asthma ist Azetylsalizylsäure absolut kontraindiziert, da durch die Hemmung der Cyclooxygenasen die Arachidonsäure vermehrt über den Lipoxygenase-Weg in Leukotriene umgewandelt werden. Diese wiederum können in weiterer Folge einen Asthmaanfall auslösen. Dieses Problem kann grundsätzlich bei allen NSAR auftreten, ist jedoch bei der ASS am stärksten ausgeprägt. Bei anhaltenden Beschwerden, hohem Fieber, Ohrenschmerzen, stark vergrößerten Lymphknoten oder schlechtem Allgemeinzustand ist generell zum Arztbesuch zu raten.

Halsschmerzen bei Kindern

Kinder können Schmerzen nicht immer eindeutig lokalisieren. Halsschmerzen zeigen sich anfangs oft durch mangelnden Appetit beziehungsweise Essensverweigerung aufgrund der Schluckbeschwerden. Ein Blick in den Hals gibt schließlich Aufschluss über die mögliche Ursache. Insbesondere bei kleineren Kindern sollte jedenfalls der Kinderarzt konsultiert werden, da neben einer Pharyngitis auch zahlreiche weitere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik möglich sind. Dazu zählen bei Kindern etwa eine Tonsillitis (bakterielle Entzündung der Mandeln), aber auch Scharlach oder das Pfeiffer’sche Drüsenfieber (Eppstein-Barr-Virus-Infektion), die eine gezielte ärztliche Therapie erfordern.

Weitere Ursachen für Schluckbeschwerden

Nicht immer liegt Beschwerden im Hals- und Rachenbereich eine Pharyngitis zugrunde. Auch eine Kehlkopfentzündung (Laryngitis), Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) oder eine Tonsillitis gehen mit Schmerzen und Schluckbeschwerden einher. Anhaltender Husten kann ebenfalls zu Halsschmerzen und Wundheitsgefühl führen.

 

 

Bei Unklarheit ist daher unbedingt der Arzt aufzusuchen, jedenfalls bei Beschwerden, die länger als 5 Tage bestehen beziehungsweise sich nicht bessern, bei hohem Fieber und gefährdeten Personengruppen, wie etwa chronisch Kranke oder Schwangere.