Schmerzen nicht auf die leichte Schulter nehmen!

Schmerzen im Bereich des Schultergürtels und des Nackens können vielfältige Ursachen haben. Betroffene beschreiben meist ausstrahlende Schmerzen, welche bis in die Arme reichen können. Auch Kopfschmerzen und Migräne können mitunter auf Nackenprobleme zurückzuführen sein. Treten Schmerzen als Folge einer Verletzung auf, so ist umgehend ein Arzt aufzusuchen. Zu beachten ist weiters, dass ausstrahlende Schmerzen in den linken Arm auf einen Herzinfarkt hinweisen können. Bei plötzlich auftretenden Beschwerden muss dies daher berücksichtigt werden.

Häufigste Ursache – Muskelverspannungen

Akute Beschwerden im Nacken- und Schulterbereich sind meist auf Zugluft oder eine ungünstige Schlafposition zurückzuführen. Die Muskulatur reagiert darauf mit schmerzhafter Kontraktion. Bestehen die Symptome über mehrere Wochen bis Monate, so spricht man von chronischen Beschwerden. Falsche Sitzgewohnheiten am Arbeitsplatz bzw. vor dem Computer werden anfangs vom Körper ausgeglichen, nach einiger Zeit führt diese Fehlhaltung jedoch zu Verspannungen. Auch einseitige Belastungen im Sport können langfristig zu Problemen führen. Ist die Beweglichkeit des Kopfes aufgrund der anhaltenden Muskelkontraktion schmerzhaft eingeschränkt, so spricht man von einem „steifen Hals“. Sind durch die Verspannung auch Nerven betroffen, so äußert sich dies mitunter in Sensibilitätsstörungen im Bereich der Arme und Finger (Kribbeln, „Ameisenlaufen“, Taubheitsgefühl etc.). Nicht zuletzt können auch psychische Belastungen Schmerzen verursachen. Sind die Betroffenen „angespannt“, so reagiert die Muskulatur ebenfalls mit Verspannung.

Arthrose und Arthritis

Nicht selten sind chronische Schmerzen Folge von Abnützungen im Bereich des Knorpelgewebes der Halswirbelsäule oder des Schultergelenks. Schmerzhaft sind typischerweise bestimmte Bewegungen, während in Ruhe kaum Beschwerden beschrieben werden. Bei Verdacht auf eine Gelenkarthritis ist der Arzt aufzusuchen. Rheumatische Beschwerden sind Folgen autoimmunologischer Prozesse und erfordern eine fachärztliche Behandlung. Auch die sogenannte „Kalkschulter“, die „frozen shoulder“ und eine Schleimbeutelentzündung werden vom Orthopäden diagnostiziert.

Wichtige orale Analgetika

Der Weg zur Diagnose ist bei chronischen Beschwerden oft ein langer. Unbehandelt beeinträchtigen Schmerzen jedoch massiv die Lebensqualität. Eine effektive Schmerzbehandlung ist daher bei jeder Art von Schmerzen erforderlich.

Jede Schmerzbehandlung muss jedoch – auch im OTC-Bereich – individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Daher steht die Frage nach Art der Schmerzen und dem Alter des Patienten an erster Stelle. Einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung hat auch die Arzneiform des jeweiligen Arzneimittels. Wird ein sehr zeitnaher Wirkungseintritt gewünscht, sind rasch resorbierbare Formen wie Brause-, Kau- oder Sublingualtabletten zu empfehlen.

Die Acetylsalicylsäure ist das am häufigsten verwendete OTC-Analgetikum. Neben ihrer schmerzstillenden Wirkung weist sie einen guten antiphlogistischen Effekt auf und wird daher bei entzündlichen Prozessen verwendet. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schädigung der Magenschleimhaut und erhöhte Blutungsneigung, kontraindiziert ist ASS u. a. bei Asthma, im letzten Trimenon der Schwangerschaft sowie bei Kindern unter 12 Jahren.

Das Racemat Ibuprofen und sein (S)-Enantiomer Dexibuprofen bewähren sich ebenfalls sehr gut bei Schmerzen des Bewegungsapparates. In Form des DL-Lysinats verbessert sich seine Löslichkeit, der Wirkstoff gelangt somit schneller in den Blutkreislauf.

Ein sehr sicheres Analgetikum ist das Anilinderivat Paracetamol. Die antiphlogistische Wirkung ist jedoch eher gering. Die Dosis beträgt 10–15 mg pro kg Körpergewicht bis zu viermal täglich, bei Erwachsenen maximal viermal 500 mg. In höheren Dosen kann es bei Erwachsenen zu hepatotoxischen Nebenwirkungen kommen, die durch gleichzeitigen Alkoholkonsum verstärkt werden.

Das rezeptpflichtige Diclofenac ist ein effektiver Hemmstoff der Cyclooxygenase, die antiphlogistische Wirkung ist stark ausgeprägt. In Dosen bis 200 mg wird die Thrombozytenaggregation kaum beeinflusst, dennoch besteht das Risiko kardiovaskulärer Nebenwirkungen. Kontraindiziert ist Diclofenac daher bei Patienten mit bestehender Herzinsuffizienz, ischämischer Herzerkrankung sowie peripheren oder zerebrovaskulären Erkrankungen. Ebenfalls verschreibungspflichtig sind COX-II-Hemmer wie beispielsweise Meloxicam oder Etoricoxib. Bei dieser Wirkstoffgruppe ist wie bei Diclofenac auf mögliche kardiale Wechselwirkungen zu achten.

Reicht die analgetische Therapie nicht aus, so werden bei extremen Verspannungen gegebenenfalls zusätzlich Muskelrelaxanzien, wie etwa Tizanidin, verordnet.

Äußerliche Anwendungen

Bei Muskel- und Gelenkschmerzen werden häufig topische Arzneiformen (v. a. Diclofenac, Diethylaminsalicylat, Dimethylsulfoxid, Ibuprofen) bevorzugt bzw. mit oralen Arzneimitteln kombiniert. Diclofenac und Ibuprofen können auch als Pflaster appliziert werden, wodurch eine bessere Penetration der Wirkstoffe möglich ist. Äußerlich verwendet sind Analgetika praktisch nebenwirkungsfrei. Gerne werden diese auch gemeinsam mit hyperämisierenden Arzneistoffen kombiniert, um die Wirkung zu verstärken.

Rasche Erleichterung bringen Wärmebehandlungen in verschiedenen Formen. Durch die Erwärmung des betroffenen Areals kommt es zu vermehrter Durchblutung und Entspannung der Muskulatur. Zur Auswahl stehen beispielsweise Einreibungen, die neben ätherischen Ölen, Menthol und Kampfer auch häufig Analgetika beinhalten. Die Effektivität wird noch erhöht, wenn die schmerzende Region zusätzlich mit einem warmen Tuch abgedeckt wird. Die Einreibungen dürfen nicht in Kontakt mit Augen oder Schleimhäuten gelangen. Alternativ bietet sich die Anwendung von Wärmepflastern an. Capsaicinhältige Pflaster bewirken ähnlich den Einreibungen durch Hyperämisierung eine Erwärmung und Muskelentspannung. Die Anwendung sollte auf 2 Tage beschränkt bleiben, da sonst Hautreizungen möglich sind. Eine längere Verwendung (bis zu 7 Tagen) ist hingegen bei Pflastern möglich, die direkt Wärme abgeben. Gängige Produkte beinhalten Wärmezellen, die sich aus Eisenpulver, Aktivkohle, Salz und Wasser zusammensetzen und von einer feinporigen Membran umschlossen sind. Nach Öffnen der Packung kommt es zu einer kontrollierten Oxidation des Eisenpulvers mit dem Luftsauerstoff, wodurch eine konstante Wärmeabgabe (ca. 40 °C) für mindestens 8 Stunden gegeben ist. Wärmebehandlungen in Form von Infrarotbestrahlung sowie Moor-, Fango- oder Munaripackungen sind ebenfalls sehr effektiv, wenn auch etwas zeitaufwendiger.

Magnesium – physiologisches Muskelrelaxans

Magnesium ist ein wichtiger Bestandteil zahlreicher Enzyme und Coenzyme und dabei an etwa 300 Enzymreaktionen beteiligt. Freie Magnesiumionen stabilisieren das Ruhepotenzial erregbarer Muskel- und Nervenzellen sowie der Zellen des autonomen Nervensystems. Ein Mangel kann durch vermehrtes Schwitzen, z. B. bei starker sportlicher Betätigung, entstehen. Typische Symptome eines Magnesiummangels sind u. a. Nervosität, Müdigkeit und Schwächegefühl, Muskelkrämpfe und Verspannungen. Die orale und topische Anwendung von Magnesium ist daher bei Muskelverspannungen jedenfalls anzuraten.

Manuelle Behandlungen

Massagen durch geschultes Personal sind vor allem bei chronischen Verspannungen eine effektive Methode, die Muskulatur zu lockern. Auch bei akuten Beschwerden können – je nach individueller Verträglichkeit – sanfte Massagen versucht werden. Ziel ist es, die verspannte Muskulatur vorsichtig zu lockern und dadurch eine Schmerzreduktion zu erzielen. Spezielle Bewegungsübungen unter der fachmännischen Anleitung eines Physiotherapeuten sind ebenfalls empfehlenswert. Zu achten ist auch auf eine richtige Schlafposition, um die Beschwerden nicht noch zu verstärken. Sehr angenehm wird von vielen Betroffenen das Schlafen auf speziellen Nackenkissen empfunden. Wichtig ist richtiges Sitzen am Arbeitsplatz bzw. individuelle Anpassung der Schreibtischhöhe.

Chronische Verspannungen lockern sich bei regelmäßiger sportlicher Betätigung. So wirken sich beispielsweise Sportarten wie Laufen, Wandern, Schwimmen oder Yoga positiv aus. Weiters beugt die Kräftigung bestimmter Muskelgruppen (v. a. Nacken- und Rückenmuskultur) Fehlhaltungen und einseitigen Belastungen vor. Regelmäßiges Dehnen sollte ebenfalls empfohlen werden.