Schmerzgedächtnis Reize für Schmerzverstärkung werden schnell „gelernt“

In einer Untersuchung an 36 Teilnehmern wurde sowohl das Lernen als auch das Verlernen, die sogenannte „Extinktion“, von Reizen untersucht, die eine Schmerzlinderung oder eine Schmerzverstärkung ankündigen. Die Ergebnisse verdeutlichen die Sinnhaftigkeit der Strategie „Better safe than sorry“.

Die Teilnehmer zeigten ein verstärktes und schnelleres Lernen für die Reize, die eine Schmerzverstärkung ankündigten, verglichen mit den Hinweisreizen für eine bevorstehende Schmerzlinderung. Dies sei evolutionsbiologisch sinnvoll, da diese Lernstrategie einen Schutzmechanismus vor schmerzvollen und potenziell gefährlichen Situationen darstelle, erklärte dazu Prof. Dr. Ulrike Bingel, Leiterin der universitären Schmerzmedizin an der Klinik für Neurologie.

Beim Verlernen dieser Zusammenhänge traten laut Untersuchung jedoch kaum Unterschiede auf. Das Forschungsteam schloss daraus, dass sowohl dem „Lernen“ als auch dem „Verlernen“ angenehmer und unangenehmer Zusammenhänge unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. Die Resultate bieten neue Erklärungsansätze zur Chronifizierung und Aufrechterhaltung von Schmerzerkrankungen. Derzeit geht das Team der Frage nach, wie sich solche Lernprozesse bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen darstellen und welche Hirnmechanismen dabei eine Rolle spielen.