Mai ist der „Monat der Stimme“: Tipps für eine gesunde Stimme

Im täglichen Umgang mit Mitmenschen, Kunden und Patienten ist die Stimme ein wertvolles Gut. Sie entscheidet oft darüber, ob man einander sympathisch ist, sie vermittelt Kompetenz oder Unsicherheit und sagt viel darüber aus, ob man als charismatisch und glaubwürdig wahrgenommen wird. Da (glücklicherweise) den meisten Menschen die Stimme von Natur aus gegeben wurde, ist sie selbstverständlich und ihr Training wird in vielen Fällen vernachlässigt. Kein Sportler würde auf die Idee kommen, sich nicht aufzuwärmen oder seine Muskeln nicht aktiv zu regenerieren. Der Stimme mutet man genau das im Alltag oft zu. Gerade in Berufen, in denen viel gesprochen wird, sind Übungen zum Aufwärmen, Maßnahmen zur Schonung und der richtige Lebensstil notwendig, um den Gedanken kräftig Ausdruck zu verleihen und Gehör zu finden. Aus diesem Grund haben wir einige Tipps zusammengestellt, die dabei helfen, die Stimme zu pflegen und zu trainieren.
Die Basis für eine kräftige Stimme ist die Körperhaltung. Man sollte den Rücken gerade halten, die Brust leicht herausstrecken und die Schulten sollten nicht nach vorne fallen. Es handelt sich also um jene Haltung, die auch Selbstvertrauen vermittelt, was aus psychologischer Sicht zusätzlich hilfreich ist, wenn man Inhalte glaubhaft vermitteln will. Eine andere bedeutsame Grundlage ist die Atmung. Wer kennt das nicht: Durch Stress und Bewegungsmangel wird die Atmung mit der Zeit flach. Man atmet mit der Brust und immer weniger mit dem Bauch. Das wirkt sich auch auf die Stimme aus. Das Atmen ist schließlich der Ursprung eines jeden Tons. In Entspannungstrainings – sei es Yoga, Qigong oder autogenes Training – lernt man wieder tief und aus dem Bauch heraus zu atmen. Im Idealfall hat man das Gefühl, dass der Bauch beim Einatmen von oben bis unten mit Luft gefüllt wird. Beim Einatmen zieht sich das Zwerchfell zusammen und bewegt sich abwärts, die Bauchdecke wölbt sich nach vorne. Dadurch entsteht im Brustraum ein Sog, und die Lungen können sich entfalten. Diese Bauchatmung verlernt man im Eifer und Stress des Alltags schnell wieder, sie bedarf daher einer regelmäßigen Übung. Nicht nur die Atmung selbst ist ein entscheidender Faktor für die Kraft und den Ausdruck unserer Stimme, auch das Lungenvolumen ist eine Determinante. Um also viel Luft zum Sprechen zu haben, braucht man eine gute Grundkondition. Daher ist für „sprechende“ Berufe regelmäßige Bewegung, vor allem in Form von Ausdauersport, angesagt. Wer einen langen Tag mit vielen Kunden bzw. Patientengesprächen vor sich hat, kann einige Aufwärmübungen für die Stimme probieren. Summen ist sehr hilfreich – idealerweise liegen die Lippen dabei locker übereinander. Als Warm-up empfiehlt sich auch das Aufsagen von Zungenbrechern oder das Sprechen mit einem Korken zwischen den Zähnen. So manche Aufwärmübung ist natürlich besser für die eigenen vier Wände vorzusehen. Es gilt auf jeden Fall, Druck zu vermeiden. Wer nämlich mit viel Druck spricht, um sich durchzusetzen, belastet die Stimmbänder. Daher gilt: Raum für Klang lassen, Schultern und Gesichtsmuskeln locker lassen. Lockerungsübungen für Stimme und Körper helfen dabei gleichermaßen. Drei Beispiele seien dazu genannt: Man stellt sich auf die Zehenspitzen und streckt den gesamten Körper, inklusive der Finger. Danach schüttelt man den Körper kräftig durch. Achtung: Der Kiefer sollte dabei unbedingt locker gelassen werden. Eine andere, sehr gut wirksame Übung ist es, die Arme über den Kopf zu heben, den ganzen Oberkörper inkl. Arme nach unten fallen zu lassen und gleichzeitig die Atemluft mit einem Seufzer ausströmen zu lassen. Außerdem hilft auch das klassische Kreisen mit den Armen. Für die Stimme selbst ist das berühmte Pferdeschnauben („brrrr“) vorteilhaft. Eine erfolgreiche Umsetzung ist daran erkennbar, dass sich ein leicht kribbeliges Mundgefühl einstellt.
Das Sprechtempo ist ein bedeutender Faktor, wie man beim Gegenüber ankommt. Wer zu schnell spricht, wird nicht gehört und wirkt im schlechtesten Fall hektisch. Ein Tempolimit ist beim Sprechen sowohl für die Inhaltsvermittlung als auch für die richtige Atmung notwendig. Kurze Sprechpausen ermöglichen den Stimmbändern Erholung. Ist die Stimme stark beansprucht, neigen viele Menschen zum leisen Sprechen oder zum Flüstern. Gerade das Flüstern ist allerdings kontraproduktiv. Es kommt dabei nämlich nur ein kleiner Teil der Stimmbänder zum Einsatz, der dafür umso stärker beansprucht wird. Auch Räuspern sollte man vermeiden, denn dabei entstehen kleine Verletzungen an den Stimmlippen. Der Körper reagiert auf diese Verletzungen mit Schleimbildung, womit sich der „Frosch im Hals“ nicht bessert. Anstelle des Räusperns ist ein kurzes Husten eine gute Alternative. Eine gut geölte Stimme ist außerdem auf regelmäßige Flüssigkeitszufuhr angewiesen.