Sofortdiagnostik bei vaginalen Infektionen

Vaginale Infektionen sind der häufigste Grund für eine akute Vorstellung in einer gynäkologischen Ordination oder Notfallambulanz.
Mit einer Prävalenz von 9,8 % stellt die vulvovaginale Candidose in Österreich die häufigste Ätiologie dar, gefolgt von der bakteriellen Vaginose (7,4 %) sowie der Trichomoniasis (0,5 %). Mit einer Prävalenz von 1,3 % werden Fälle einer konkomitierenden Pilz- sowie bakteriellen Infektion beschrieben. Die Symptome, die mit einer vaginalen Infektion einhergehen können, sind vielfältig, haben jedoch gemeinsam, dass sie die Lebensqualität der betroffenen Patientinnen deutlich einschränken. Die Leitsymptome dieser Infektionen sind Pruritus, vaginales Brennen, unangenehmer Geruch, Ausfluss, Dyspareunie, Unterbauchschmerzen und Unwohlsein.

Diagnostik von vaginalen Infektionen

Diagnostik mittels Gramfärbung und Mikroskopie: Der derzeitige Goldstandard der Diagnostik von vaginalen Infektionen ist die Abstrichentnahme und mikroskopische Aufarbeitung per Gramfärbung. Die hierbei gefundenen Mikroorganismen werden mit dem Nugent-Score bewertet und in drei Reinheitsgrade unterteilt, dabei werden Laktobazillen, Gardnerellen, Bacteroides sowie gekrümmte gramnegative Bazillen separat betrachtet. Ein Nugent-Score von 0–3 Punkten zeigt eine normale Vaginalflora (Reinheitsgrad I) an, die keiner Therapie bedarf. Eine intermediäre Flora (Reinheitsgrad II) mit einem Score von 4–6 Punkten kann mit Probiotika und in einzelnen Fällen auch mit Antibiotika behandelt werden. Bei einem Nugent-Score von 7–10 liegt eine manifeste bakterielle Vaginose vor (Reinheitsgrad III), die mit Antibiotika therapiert werden sollte. Andere Erregerarten werden unter dem Mikroskop separat beurteilt. Eine vulvovaginale Candidose wird durch die Visualisierung von grampositiven (Pseudo-)Hyphen diagnostiziert. Die Trichomoniasis wird durch die Darstellung der Protozoen mit ihren typischen Geißeln festgestellt.

Die Diagnostik mittels Gramfärbung und Mikroskopie ist der derzeitige Goldstandard, bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Sie erfordert speziell ausgebildetes Fachpersonal, Equipment und zeitliche Ressourcen. Für die Aufarbeitung ist ein dafür ausgestattetes Labor notwendig; wenn dieses in der Ordination/Ambulanz nicht verfügbar ist, kommt es schnell zu Diagnoseverzögerungen durch Transportzeiten in ein adäquates Labor. Zusätzlich dauern die Aufarbeitung und Beurteilung meist in etwa eine Stunde. Durch die genannten Faktoren ist diese Form der Diagnostik zudem relativ kostenintensiv. Häufig werden zusätzlich noch Bestätigungstests, beispielsweise DNA-Hybridisierungstests, benötigt, die wiederum sowohl zeit- als auch ressourcenintensiv sind.

Diagnostik mittels Point-of-Care-Tests: Schnelltests für vaginale Infektionen stellen eine valide Alternative zur Diagnostik mittels PatientinnenGramfärbung dar. Ihr Vorteil ist die leichte Durchführbarkeit, die in jeder Ambulanz, Ordination oder sogar durch die Patientin selbst ohne zusätzliches Equipment möglich ist. Es wird lediglich ein Abstrich von der lateralen Vaginalwand und dem hinteren Fornix vaginae benötigt. Bereits nach 10 Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden.

Der Test ist zudem deutlich kostengünstiger als der Goldstandard, und es können durch die Reduktion von unnötigen Patientinnenkontakten und teuren zusätzlichen Verfahren Kosten eingespart werden. Zusätzlich können durch die sofort verfügbare Diagnose unnötige Therapien bei noch unbekannter Ursache der Infektion vermieden werden. Die Tabelle bietet einen Überblick über einige Point-of-Care-Tests. Alle beschriebenen Schnelltests wurden in mehrfachen Studien validiert und sind daher sicher und effektiv einsetzbar. Der SavvyCheckTM Vaginal Yeast Test und der OSOM® BVBlue® Test wurden zudem als Screeningmethode in der Frühschwangerschaft validiert und könnten somit potenziell einen Beitrag zur Reduktion der Frühgeburtsrate leisten.

WISSENSWERTES

  1. Candidosen, bakterielle Vaginosen sowie Trichomoniasis sind die häufigsten Gründe für vaginale Infektionen.
  2. Schnelltests sind eine valide Alternative zur Standarddiagnostik mittels Gramfärbung und Mikroskopie.
  3. Der SavvyCheck™ Vaginal Yeast und der OSOM® BVBlue® Test sind zum Screening in der Schwangerschaft geeignet.