Unterstützung bei winterlichen Ohrenbeschwerden

Vor allem in der kalten Jahreszeit machen sich bei vielen Menschen Ohrenschmerzen bemerkbar. Sie können verschiedenen Ursprungs sein. Wer sich im Winter einen Aufenthalt in der Therme oder im Hallenbad gegönnt hat, ist manchmal tags darauf von einem Stechen im Gehörgang geplagt. Auch die Häufigkeit eines Tinnitus nimmt im Winter zu. Ohrenbeschwerden ohne organmedizinischen Befund können auch durch Verspannungen der Kiefer- oder Nackenmuskulatur bedingt sein.

Tinnitus steht für alle Arten von Ohr- oder Kopfgeräuschen und leitet sich vom lateinischen Wort „tinnire“ (zu Deutsch: klingeln) ab. Konkret versteht man darunter die anhaltende oder wiederkehrende Wahrnehmung eines nicht äußerlich generierten Tons oder Geräusches. Dieses Klingeln ist für rund 10 bis 20 % der Bevölkerung eine regelmäßige Qual. Zu den häufigsten Ursachen zählen Lärmschädigungen. Knallkörper, Feuerwerke, Diskotheken, auch laute Konzerte kommen für akute Schädigungen in Frage. Auch durch chronische Lärmeinwirkung treten Innenohrschädigungen mit Tinnitus als Folge auf. Dafür sind Mikrotraumata, also eine Serie kleiner Verletzungen verantwortlich. Ein Drittel aller Tinnitusfälle ist durch einen akuten Hör­sturz bedingt. Probleme mit der Halswirbelsäule oder mit dem Kiefergelenk treten ebenso als Ursache auf. Alle genannten Störungen fallen unter die Kategorie des „subjektiven Tinnitus“. Darüber hinaus gibt es noch den „objektiven Tinnitus“. Dieses Phänomen tritt aber nur bei rund 1 % aller Tinnitusfälle auf. Es handelt sich um ein Geräusch, das auch vom Arzt gehört werden kann. Oft ist ein Blutgefäß in der Nachbarschaft des Innenohres daran schuld.

Grund kann eine Verengung oder ein arteriovenöser Kurzschluss sein. Auch ein Muskelfibrillieren im Bereich der kleinen Muskeln des Mittelohres kann Auslöser des Geräusches sein.1 Immer wieder diskutiert wird die Rolle von Genussmitteln in Bezug auf das unliebsame Ohrensausen. Nikotin dürfte die Symptome des Tinnitus verstärken. Alkohol hat vermutlich keinen direkten Einfluss. Fest steht, dass sich die Zahl der Attacken mit Ohrensausen im Winter deutlich erhöht. Welche Rolle dabei die tiefen Temperaturen spielen oder ob es durch verstärkte Luftverschmutzung zu dem Anstieg kommt, muss noch genauer erforscht werden.2

Die Tinnitus-Retraining-Therapie und die Verhaltenstherapie sind wissenschaftlich anerkannte Methoden, bei denen die Patienten lernen, den Tinnitus auszublenden. Die klassische Retraining-Therapie erfolgt mittels so genannter „Noiser“. Diese produzieren ein Gegengeräusch zum Tinnitus. Akustische Maßnahmen, wie ein Rauschgenerator (RG), Hörgeräte oder andere Umweltgeräusche unterstützen diesen Prozess durch Teilmaskierung des Tinnitus. Damit wird eine Reduzierung der akustischen Fokussierungsmöglichkeiten bewirkt. Ergänzend können psychologische Entspannungstechniken eingesetzt werden.3
Unter den pflanzlichen Mitteln hat sich besonders Ginkgo-Extrakt zur Unterstützung bei Ohrensausen bewährt. Da Schlafstörungen ein häufiges Problem für die Betroffenen sind, hilft indirekt auch die Kombination aus Hopfen und Baldrian.4

Ein interessantes Phänomen ist das so genannte „Swimmer’s Ear“. Meist steckt eine Entzündung des äußeren Gehörganges dahinter. Im Wasser auftretende Bakterien gelangen beim Baden in den Gehörkanal. Dort wird die Haut aufgeweicht, wodurch das Eindringen von Keimen erleichtert wird. Chlor und Salzwasser verstärken diesen Prozess. Das feuchte und warme Milieu ermöglicht außerdem eine verstärkte Vermehrung von Keimen.

Als Medikamente kommen lokal wirksame Tropfen oder Salben zum Einsatz. In schweren Fällen werden Antibiotika innerlich verschrieben. Auch homöopathische Präparate mit Capsicum annuum und Chamomilla haben sich bei der Linderung von Ohrenschmerzen bewährt. Für Kunden wichtig ist der Hinweis, dass im gesunden Gehörgang ein saurer pH-Wert vorherrscht. Dieser ist wichtig für den Säureschutzmantel der Gehörgangshaut. Ein zu hohes Maß an herkömmlicher Seife oder Shampoo kann den pH-Wert erhöhen und damit die Schutzbarriere gefährden. Die Ohrmuschel und den Eingang des Gehörganges kann man sanft mit einem Handtuch abtupfen. Wattestäbchen zur Ohrenreinigung werden immer noch von vielen Menschen angewendet, sind allerdings von Experten nicht empfohlen. Für Schwimmer ist es günstig, nach der Betätigung die Ohren mit klarem Wasser zu spülen.

 

Literatur:

1 Hocker KM, Verlag C. H. Beck, 2. Aufl. 2002

2 Mariani P et al., Int Tinnitus J. 2008

3 Deutsche Tinnitus-Liga e. V.

4 Schapowal A, Phytotherapie 2008