Viren in der Warteschleife

Lassen Sie uns einen Blick über das Ende der Pandemie hinaus werfen. Gemeint ist nicht die dann wieder (oder doch nicht sosehr) herrschende Normalität, sondern die vorbeugenden Maßnahmen, welche die Menschheit setzen kann, damit sich Ähnliches nicht so schnell wiederholt. Erstens wird man sich fragen müssen, ob ein leichtfertiger Umgang mit Viren aller Art nicht schleunigst überdacht werden sollte. Dazu nur zwei aktuelle Beispiele: Eltern, die ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen und Menschen, welche die Impfintervalle in Bezug auf die FSME-Impfung nicht einhalten bzw. sich nicht damit befassen. Es gebe viele weitere. Die Botschaft kann daher nur sein: Viren müssen ernster genommen werden. Zweitens: Hygienemaßnahmen sollten (und werden) sich verstärkt durchsetzen. Wer sich regelmäßig die Hände wäscht und nicht Dutzenden Menschen die Hand gibt, nachdem Stangen und Griffe im öffentlichen Raum angefasst wurden, wird vielleicht nicht mehr als „Monk“ gelten (der Detektiv aus der gleichnamigen Serie), sondern als gesundheitsbewusst. Drittens: Es ist zwar kolossal, dass innerhalb weniger Monate ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickelt wurde, aber was wir künftig zusätzlich brauchen, sind mehr antivirale Medikamente und Erkenntnisse, in welchen Stadien einer Krankheit ihr Einsatz am sinnvollsten ist. Gerade wird fieberhaft an solchen gegen COVID-19 geforscht, doch auch nach der Pandemie sollten Forscher und Unternehmen für diesbezügliche Projekte und deren Finanzierung überall offene Türen einrennen. Und es sollte ihnen nicht so gehen wie Dr. Josef Penninger, der im Herbst meinte, 15 Jahre lang habe sich niemand für seine Forschungsarbeiten interessiert (siehe Interview in Ausgabe 23/2020 der Apotheker Krone) – Penninger ist aktuell der große Hoffnungsträger für ein Medikament gegen schwere ­COVID-19-Verläufe … Viertens: In den nun langsam auftauenden Permafrostböden der Welt schlummern rund 500.000 Viren, die dem Menschen künftig gefährlich werden könnten, warnt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Wenn wir also die Erderwärmung nicht rasch in den Griff bekommen, war COVID-19 vermutlich erst der Anfang.