Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

in seiner Ars poetica beschreibt der römische Dichter Horaz den idealen epischen Dichter als jemanden, der nicht ab ovo erzählt, seine Erzählung also nicht mit dem frühestmöglichen Zeitpunkt beginnt, sondern den Leser gleich mitten ins Geschehen führt.

In der Wissenschaft verhält es sich aber anders und es ist essenziell, den Dingen auf den Grund zu gehen. Das gilt auch für das Coronavirus. Die Frage nach dem Woher wird uns wohl bald wieder beschäftigen. Im Moment der unmittelbaren Gefahrenabwehr ist es nicht erforderlich, zu wissen, woher die Gefahr ursprünglich gekommen sein mag – sie ist nun einmal da.

Jetzt, da der erste Schock überwunden zu sein scheint, spätestens aber, wenn der US-Präsidentschaftswahlkampf in die heiße Phase eintritt, könnte die Herkunft des Virus wieder thematisiert werden.

Präsident Trump hat damit nie aufgehört – er nennt SARS-CoV-2 mit Vorliebe „China-Virus“. Und das Thema bietet sich wohl an, um von Fehlern im Umgang mit COVID-19 abzulenken. Der Konnex zum demokratischen Kandidaten für das Präsidentenamt wurde auch schon hergestellt: Trumps Sohn bezeichnete diesen kürzlich als „Beijing-Biden“.

In Österreich hat man sich zwischenzeitlich eingehender mit der ersten Corona-Welle beschäftigt. Die Auswirkungen des Lockdowns auf das Gesundheitssystem wurden einer ersten Zwischenanalyse unterzogen und die vorläufigen Daten Mitte August der Öffentlichkeit präsentiert. Die Interpretation und die wissenschaftliche Aufarbeitung stehen indes noch aus.

Epidemiologische Zahlen spiegeln nur in Ansätzen wider, was COVID-19, aber auch der damit verbundene Lockdown für die Gesundheitsversorgung bisher bedeutet haben. In einem Interview mit ARZT & PRAXIS berichtet die leidenschaftliche Hausärztin Dr. Stephanie Poggenburg aus erster Hand von den diesbezüglichen Herausforderungen, den negativen und positiven Erfahrungen der ersten Krisenzeit sowie darüber, was wir und die Politik daraus mitnehmen sollten. Thematisiert werden aber auch generelle Notwendigkeiten der Allgemeinmedizin und Anliegen bzw. Forderungen, die sich daraus ergeben.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommerausklang und viel Freude bei der vorliegenden Lektüre!

Ihr