Diabetische Nephropathie: Leitlinien im Wandel

In einer spannenden Kongresssitzung wurde die Evidenz zu Diabetes und Nephropathie zusammengefasst.
Diabetes mellitus ist in den westlichen Industrieländern die häufigste Ursache einer terminalen Niereninsuffizienz, bei 30–40 % aller Menschen mit Diabetes mellitus ist mit der Entwicklung einer diabetischen Nephropathie zu rechnen.
In den letzten Jahren haben Outcomestudien mit SGLT-2-Hemmern, GLP-1-Rezeptoragonisten und nicht-steroidalen und selektiven Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten (NMRA) positive Ergebnisse zu renalen Endpunkten gezeigt. Diese Daten fanden auch in den aktuellen Therapieleitlinien zu Diabetes und chronischer Nierenerkrankung entsprechende Beachtung. Neben der glykämischen Kontrolle liegt nun auch die kardio-renale Risikominimierung im Fokus. Insbesonders SGLT-2-Hemmer aber auch GLP-1-Rezeptoragonisten und NMRA wurden in den Therapie-Guidelines von EASD/ADA 2023 und KDIGO 2022 bei Diabetes plus chronischer Niereninsuffizienz aufgrund der guten Datenlage vorgereiht.
Basierend auf diesen Empfehlungen wurden retrospektiv Typ-2-Diabetes-Populationsstudien bzgl. Indikation für diese modernen Substanzklassen untersucht, man fand eine Indikation für SGLT-2-Hemmer bei > 50 % und für GLP-1-Agonisten bei > 30 %. Trotz dieser Zahlen wurden konträre Daten aus der täglichen Praxis mit ungleich niedrigeren Verschreibungszahlen für diese Medikamente präsentiert. Passend zu diesen Daten wurde – zumindest in den USA – eine nach wie vor niedrige Rate an Screenings auf eine Nierenfunktionseinschränkung und/oder Albuminurie gezeigt.

Als Ausblick in die nahe Zukunft der Therapie einer diabetischen Nephropathie wurden neue Ansatzpunkte diskutiert. Es wurden Mechanismen zu mitochondrialer Dysfunktion und oxidativem Stress sowie entsprechende medikamentöse Interventionen besprochen.

Fazit: Die Umsetzung der aktualisierten Therapieleitlinien in der Praxis und der rechtzeitige Einsatz von SGLT-2-Hemmern, GLP-1-Analoga sowie NMRA könnten die Progression der diabetischen Nephropathie verlangsamen und das kardiovaskuläre Risiko bei Diabetes mellitus und chronischer Nierenerkrankung senken.

Session/Symposium: Beyond Antihyperglycemic and Antihypertensive Agents for Diabetic Kidney Disease