Zielgerichte Therapien

Verbesserung von Therapieergebnissen durch zielgerichtete Therapien bei CD30-positiven Lymphomen und beim Multiplen Myelom

Was waren für Sie die Highlights dieser Session?

Die zielgerichtete Behandlung CD30-positiver (CD30+) Lymphome mit dem Anti-CD30-Antikörper Brentuximab-Vedotin in Kombination mit der etablierten Chemotherapie hat die Prognose dieser PatientInnen deutlich verbessert. Sie profitieren von dieser neuen Kombination aus Antikörper- und Chemotherapie auch unabhängig von der Höhe der CD30-Expression in der immunhistochemischen Aufarbeitung. Es profitieren neben jüngeren auch ältere PatientInnen. Gerade beim Mb. Hodgkin haben wir PatientInnen, die weit über sechzig Jahre alt sind und vielfach durch Komorbiditäten nicht für eine intensive Chemotherapie geeignet sind. Es hat sich gezeigt, dass auch bei fortgeschrittenen Mb.-Hodgkin-PatientInnen die Kombination aus Brentuximab-Vedotin mit einem modifizierten Chemotherapie-Protokoll zu hohen Ansprechraten und zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens geführt hat.

Des Weiteren ist zu erwähnen, dass die CD30-Expression bezüglich progressionsfreien und Gesamtüberlebens auch bei peripheren T-Zell-Lymphomen von großer Bedeutung ist. Dadurch, dass bei diesen PatientInnen oft einen ungünstigen Verlauf auftritt, bringt die Implementierung von Brentuximab-Vedotin in ein etabliertes Therapieregime mit CHOP für einen beachtlichen Teil dieser PatientInnen große Vorteile. Dieses Kombinationsregime aus Antikörper- und Chemotherapie hat sich als sehr effektiv erwiesen und ist mit einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil behaftet. Es hat sich gezeigt, dass die beschriebenen polyneuropathischen Beschwerden bei 73 % der PatientInnen reversibel sind, und bei 90 % der PatientInnen kommt es durch Dosisreduktion zu einer Verminderung der polyneuropathischen Beschwerden.

 

Was bedeuten die Daten für die tägliche Routine?

Wir haben PatientInnen, die aufgrund von verschiedenen Komorbiditäten für ein intensives Chemotherapieregime nicht geeignet sind. Gerade diese PatientInnen werden von einer zielgerichteten Antikörpertherapie – insbesondere bei CD30+-Lymphomen, wie z. B. beim Mb. Hodgkin – profitieren. Diese Behandlung wird auch als Monotherapie oder in Kombination mit einer modifizierten Chemotherapie effektiv sein, zu hohen Ansprechraten führen und mit einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil verbunden sein.

 

Was gibt es Neues beim multiplen Myelom?

Das Highlight dieser Session war unter anderem auch das Ergebnis einer PatientInnenbefragung hinsichtlich ihrer Lebensqualität. PatientInnen mit einem multiplen Myelom sind meist ältere Menschen, oftmals über 70 Jahre. Dabei spielt die Lebensqualität bei dieser chronischen, bis dato nicht heilbare Erkrankung eine übergeordnete Rolle.

Meines Erachtens ist für ältere PatientInnen ein auf Ixazomib basiertes Therapieregime in Kombination mit Lenalidomid/Dexamethason besonders geeignet. Wir haben in der TOURMALINE-MM1-Studie und bei Real-Life-Daten gesehen, dass relapsierte/refraktäre PatientInnen einen günstigen Verlauf und ein zufriedenstellendes Therapieansprechen nach mehreren Therapiezyklen haben. Dieses Therapieregime ist sehr gut verträglich, kann in Tablettenform eingenommen werden, und eine Betreuung und Therapie kann im ambulanten Setting durchgeführt werden. Ich glaube, dieses Therapieregime wird speziell bei der älteren PatientInnenklientel, die für eine intensivere Therapie nicht geeignet ist, zukünftig eine wichtige Rolle einnehmen.

 

Könnten Sie noch ein kurzes Abschluss-Statement zum Thema geben?

Die Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie mit Brentuximab-Vedotin wird künftig eine wichtige Rolle bei CD30+-Lymphomen einnehmen, insbesondere beim Mb. Hodgkin. Das Medikament wird ja gerade in der HD-21-Studie getestet. Ziel dieser randomisiert kontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie ist es, zu zeigen, dass die Wirksamkeit der Therapie mit BrECADD derjenigen mit BEACOPP eskaliert nicht unterlegen ist, auch in Hinblick eines verbesserten Toxizitätsprofils.

Die Ergebnisse werden vielversprechend sein: Wir werden zukünftig Chemotherapien einsparen, zielgerichtet therapieren, das progressionsfreie sowie das Gesamtüberleben weiter verbessern, und letztendlich werden wir Toxizitäten einsparen und womöglich die Rate der Sekundärmalignome weiter minimieren.

Beim Multiplen Myelom wird zukünftig die Kombination mit Ixazomib/Lenalidomid/Dexamethason eine beachtliche Rolle spielen, insbesondere bei älteren PatientInnen; mit dem Vorteil einer oralen Therapie, verbunden mit hoher Lebensqualität. Ixazomib wird eventuell auch als konsolidierende Therapie nach der autologen Stammzelltransplantation bei MRD-(minimale-Resterkrankung-)positiven PatientInnen und in der Erhaltungstherapie nach autologer Stammzelltransplantation eine Rolle einnehmen.