Nicht-invasive Risikostratifizierung bei kompensierter Zirrhose

Die klinisch signifikante portale Hypertonie (CSPH) definiert sich über einen hepatic venous pressure gradient (HVPG) von ≥10mmHg und stellt die hämodynamische Schwelle für das Auftreten des ersten hepatischen Dekompensationsereignisses (i.e., Aszites sowie Varizenblutung und hepatische Enzephalopathie) dar. Bei Patient:innen mit CSPH sollte nach den Baveno-VII/Billroth-IV-Empfehlungen eine Carvedilol-Therapie erwogen werden, da diese das Dekompensationsrisiko halbieren kann. In der klinischen Routine werden zunehmend nicht-invasive Tests (NIT) zur CSPH-Diagnose eingesetzt: Die Lebersteifigkeit, die Thrombozytenzahl, sowie die Ratio aus von-Willebrand-Faktor und Thrombozytenzahl (VITRO) – der letztgenannte NIT ist eine österreichische Entwicklung. Bisher lagen jedoch keine direkten Vergleiche der prognostischen Aussagekraft dieser NIT mit dem HVPG vor.

Studie: In der am EASL-Kongress präsentierten retrospektiven Analyse wurden die Daten von 455 mittels HVPG-Messung und den obengenannten NIT-charakterisierten Patient:innen mit kompensierter fortgeschrittener Lebererkrankung ausgewertet.

Ergebnisse: NIT (das auf Lebersteifigkeit & Thrombozytenzahl basierende ANTICIPATE-Modell und der VITRO) zeigten eine vergleichbare und mitunter sogar numerisch höhere prognostische Wertigkeit für die erste hepatische Dekompensation.

Fazit für die Praxis: Die im Billroth IV-Konsensus dargelegten nicht-invasiven Kriterien für CSPH (e.g., Lebersteifigkeit ≥25kPa bzw. VITRO ≥2.5) identifiziert die Risikopopulation, bei der eine Carvedilol-Therapie zur Dekompensationsprävention erwogen werden sollte.