Prostatakarzinom: fortgeschritten

Gontero P et al., Functional outcomes and comlications of a multicentre series of open versus robot-assisted salvage radical prostatectomy – Abstract #1153

Die salvage radikale Prostatektomie (sRPE) ist mit einer hohen Rate an Komplikationen und schlechtem funktionellem Outcome verbunden. Gontero et al präsentierten mit 395 Patienten mit sRPE eine der bislang größten Kohorten zu dieser Thematik. Verglichen wurde zwischen offener (n=186) und robotischer (n=209) Chirurgie.

Das Ergebnis: Es konnte kein Unterschied bezüglich Komplikationen festgestellt werden. Eine offene sRPE war mit kürzerer OP-Zeit, eine robotische sRPE mit weniger Blutverlust (kein Unterschied in der Transfusionsrate) und kürzerem Krankenhausaufenthalt verbunden. Hinsichtlich erektiler Funktion zeigte sich nach 6 Monaten kein Unterschied, allerdings hatten Patienten nach robotischem Eingriff 12 Monate nach Therapie eine bessere erektile Funktion (robotisch: 50% vs. offen: 30%). Bezüglich Kontinenz schnitt der robotische Eingriff besser ab und war nach 6 und 12 Monaten dem offenen Eingriff überlegen. Punkto BCR zeigte sich kein Unterschied.

 


 
Kanao K et al., Should Gleason score at the positive surgical margin site be reported on the pathology of robot-assisted radical prostatectomy? – Abstract #166

Das Prostatakarzinom ist bekanntlich oft multifokal und heterogen in einzelnen Tumorknoten. In die japanische Studie wurden 475 Patienten mit biochemischem Rezidiv nach radikaler Prostatektomie und multifokalem Tumor unterschiedlicher Aggressivität eingeschlossen.

Das Ergebnis: Nach einem medianen Follow-Up von 14 Monaten konnte gezeigt werden, dass der Gleason Score am Resektionsrand eine signifikant bessere Korrelation mit dem biochemischen Rezidiv zeigt als der Gleason Score der Indexläsion.

FAZIT: Für den klinischen Alltag könnte das bedeuten, dass dies standardmäßig in den pathologischen Report aufgenommen werden könnte. Entscheidungen bezüglich adjuvanter Therapie könnten erleichtert werden.

 


 
Heidenreich A et al., Local treatment of metastasis improves oncological outcome in men with prostate cancer undergoing cytoreductive radical prostatectomy (cRP) for metastatic prostate cancer (mPCA) – Abstract #408

Axel Heidenreich präsentierte die Ergebnisse einer multizentrischen und weltweit größten Kohorte von metastasierten Prostatakarzinom-Patienten mit zytoreduktiver Prostatektomie (n=121).

Das Ergebnis: In der Studie konnte ein medianes Gesamtüberleben (OS) von rund 7 Jahren und ein medianes klinisches progressionsfreies Überleben (PFS) von 6 Jahren gezeigt werden. Zusätzlich wurde untersucht, ob eine chirurgische Metastasenresektion einen positiven Einfluss auf das OS und das PFS hat. Dies war der Fall in Bezug auf das OS (p=0,02) und das PFS (p=0,015) der Fall. Eine Metastasenbestrahlung hatte dahingegen keinen Einfluss auf das onkologische Outcome.

 


 
Abufaraj M et al., Prospective evaluation of the performance of 68Ga-PSMA 11-PET CT/MRI imaging for lymph node staging in patients with biochemical recurrance after radical prostatectomy – Abstract #405

Von der Universitätsklinik für Urologie Wien präsentierte Mohammad Abufaraj eigene Daten einer prospektiven Evaluierung der diagnostischen Performance des 68-Ga-PSMA-PET/MRI für das Lymphknoten-Staging bei Patienten mit einem biochemischen Rezidiv nach radikaler Prostatektomie (RPE). Bei insgesamt 65 Patienten mit biochemischem Rezidiv nach RPE erfolgte zwischen 2014 und 2017 eine salvage-Lymphadeketomie. Positiv zu erwähnten ist insbesondere die mediane Zahl der entfernten Lymphknoten, die bei 40 lag (mediane Zahl der positiven Lymphknoten: 4). Von den 2.611 resezierten Lymphknoten waren 11% Lymphknotenmetastasen.

Das Ergebnis: In den einzelnen Subregionen konnte das PSMA-PET/MRI eine diagnostische Genauigkeit von 86% bis 100% zeigen.

FAZIT: In Zukunft könnte eventuell eine site-directed Therapie möglich sein. Die wäre mit einer Reduktion von Nebenwirkungen, Komplikationen und Kosten verbunden.

 


 
Sternberg C et al., Prostate-specific antigen (PSA) repsonse in men with nonmetastatic castration-resistent prostate cancer (M0 CRPC) treated with enzalutamide (ENZA): Results from PROSPER – Abstract #604

Cora Sternberg präsentierte die Ergebnisse der doppelblinden, placebo-kontrollierten, randomisierten PROSPER-Studie, in welcher der Effekt von Enzalutamid in Kombination mit Androgendeprivationstherapie (ADT)im nicht metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom-Setting  überprüft wurde. Eingeschlossen wurden 1.401 Männer mit einem hohen Risiko für einen zeitnahen Progress (PSA-Verdopplungszeit ≤ 10 Monate und PSA ≥2ng/ml). Anmerkung: Eine Verdopplung des PSA-Werts ≤ 10 Monate zeigt beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom, dass die Grenzen der ADT erreicht sind.Primärer Endpunkt war das metastasenfreie Überleben.

Das Ergebnis: Verglichen mit Placebo konnte eine signifikanter Verlängerung im metastasenfreien Überleben (p<0,0001), in der Zeit bis zur PSA-Progression (p<0,0001) und bis zum Wechsel des Therapieregimes (p<0,0001) im Enzalutamid-Arm gezeigt werden. Ein Unterschied im Gesamtüberleben konnte bislang noch nicht gezeigt werden.

Kommentar Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer: Das metastasenfreie Überleben ist ein Surrogatparameter. Studien, die beweisen, dass das metastasenfreie Überleben mit dem Gesamtüberleben korreliert, fehlen. Die Zeit bis zur symptomatischen Progression (ein sekundärer Endpunkt in der PROSPER-Studie) ist relevant und war in der Studie positiv.

 


 

Heck M et al., Radioligand therapy with Lutetium 177-labeled PSMA-I&T for metastatic castration-resistent prostate cancer: Clinicla experimence with 100 consecutive patients – Abstract #607

Matthias Heck, München, präsentierte die klinischen Erfahrungen von 100 metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom-Patienten mit Progression nach systematischer Therapie, die eine Radioliganden-Therapie mit 177Lu-PSMA-I&T erhielten.Im Median lag die Anzahl vorheriger Therapien bei 3. 84 Patienten waren mit Chemotherapie vortherapiert.

Das Ergebnis: Ein PSA-Abfall von >30% >50% und >90% konnte in 40, 32 und 10% der Patienten erzielt werden. DAS PSA-progressionsfreie Überleben betrug median 4,1 Monate und das Gesamtüberleben lag bei median 12,2 Monaten bei gleichzeitig in dieser Kohorte geringer Toxizität

 


 
Ahallal Y et al., Multi-institutional prospective study comparing oncological outcomes between radical prostatectomy with extended pelvic lymph node dissection versus radiotherapy and long-term adjuvant androgen deprivation therapy for high risk localized prostate cancer – Abstract #818

Als Hintergrund dieser Studie ist zu sagen, dass prospektive Vergleiche zwischen radikaler Prostatektomie (RPE) und Radiotherapie beim Prostatakarzinom eine Rarität sind. In dieser prospektiven Studie wurde nun das onkologische Outcome der RPE + extendierter Dissektion der pelvinen Lymphknoten (RPE/e-PLND) (n=110) mit Radiotherapie + adjuvanter Langzeit-ADT (mediane Dauer 12 Monate) (n=81) bei Patienten mit lokalisierte high-risk-Prostatakarzinom verglichen.

Das Ergebnis: Nach 14 Monaten Follow-Up zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied hinsichtlich biochemischem Rezidiv und Metastasierung. Für weitere Schlussfolgerungen sind noch Langzeitdaten abzuwarten.

 


 
Bandini M et al., Contemporary trends and survival outcomes after aborted radical prostatectomy in lymph node metastatic prostate cancer patients – Abstract #822

Hier wurde mithilfe der SEER-Datenbank bei intraoperativ pN+-Prostatakarzinompatienten retrospektiv (2004–2014) der Effekt zwischen abgebrochener und vollständiger radikaler Prostatektomie (RPE) auf das tumorspezifische Überleben verglichen (n=3.800)

Das Ergebnis: In Zeitraum von 10 Jahren wurden 5% der RPEs abgebrochen. Hatten Patienten einen Ausgangs-PSA-Wert von bis zu 50ng/ml und/oder bis zu 7 Lymphknoten führte eine abgebrochene RPE zu einem deutlichen Nachteil im Überleben.

 


 
Grubmüller B et al., Staging performance and clinical impact of 68Ga-PSMA 11 ligand PET/MRI for primary diagnosed prostate cancer – Abstract #923

Zum Thema Staging wurde eine Arbeit der eigenen Abteilung präsentiert. Ziel einer prospektiven Studie war es, die Staging-Leistung des PSMA-PET/MRT bei 122 Patienten mit primär diagnostiziertem Prostatakarzinom, die an die Universitätsklinik für Urologie für eine radikale Prostatektomie geplant waren, zu evaluieren und den Einfluss auf die Therapieentscheidung zu erheben.

Das Ergebnis: Das Ganzkörper PSMA-PET/MRT änderte bei knapp einem Drittel das therapeutische Management –> entweder Chemotherapie aufgrund der Detektion von Fermetastasen oder –> Radiotherapie aufgrund einer cT4-Situation. Bei insgesamt 80 Patienten wurde eine radikale Prostatektomie mit pelviner Lymphadenektomie durchgeführt. Das PSMA-PET/MRT zeichnete sich durch eine exzellente Performance für das lokale und Lymphknoten-Staging aus:

– Accuracy für T-Staging: 82,5% (T2 85%, T3a 79%, T3b 95%)
– Accuracy für N-Staging: 93% (positiv. prädikt. Wert 100%, neg. prädikt. Wert 92%)