Early Stages

Zukunftsträchtige Kombination aus Brentuximab und AVD bei hohem Risiko

Welche der bei der Session besprochenen Studiendaten schätzen Sie als die Daten mit der höchsten Praxisrelevanz sein?

Der erste Vortrag zum Thema der HD16-Studie hat gezeigt, dass man die Strahlentherapie auch bei den Patienten mit frühem Hodgkin-Lymphom und günstiger Prognose nicht einfach streichen kann. Im PET-gesteuerten Behandlungsarm wurde bei Eintreten einer PET-Negativität nach zweimaliger ABVD-Therapie beobachtet und nur bei PET-Positivität bestrahlt. Die Patienten ohne Radiotherapie wiesen im Endeffekt doch höhere Relapsraten auf. Dieser Unterschied war klinisch relevant und statistisch signifikant.

Der völlige Verzicht auf die Bestrahlung ist auch in den frühen Stadien der Erkrankung nach wie vor keine Option. Ein großes Thema war natürlich die Einsparung der Toxizität, die bei Hodgkin-Lymphom schon lange diskutiert wird, vor allem im Zusammenhang mit der Strahlentherapie. Hier wurde bei der Session unter anderem die Kardiotoxizität hervorgehoben. Mit modernen Techniken wie der Involved-Node-Radiotherapie lässt sich die Belastung bereits reduzieren.

Weiters hat eine Pilotstudie bei Patienten mit frühem Hodgkin-Lymphom mit ungünstiger Prognose die sehr interessante Kombination aus Brentuximab und dem AVD-Schema getestet. Brentuximab Vedotin ist derzeit nur im Stadium III/IV zugelassen, sodass man diese Erkenntnisse nicht sofort umsetzen kann; aber die Kombination wird sicher eine wertvolle Option darstellen, sobald die Zulassung erfolgt ist. Es hat sich doch ein erheblicher Vorteil in Bezug auf das Erreichen der PET-Negativität gezeigt.

Die UK-NCRI-RAPID-Studie weist auf eine Assoziation des maximalen Tumordurchmessers vor Therapiebeginn mit dem ereignisfreien Überleben bei PET-negativen Patienten hin. Wie sehen Sie diese Daten aus der derzeitigen Perspektive?

Die Studie hat den prognostischen Stellenwert des größten Tumordurchmessers bei Patienten geprüft, die eine komplette metabolische Response unter der ABVD-Therapie erzielt haben. Nach fünf Jahren war die ereignisfreie Überlebensrate bei den Patienten mit einem Tumordurchmesser von weniger als 5 cm signifikant höher als bei jenen mit einem Durchmesser von maximal 5 cm. Die Ergebnisse weisen den Tumordurchmesser als unabhängigen Risikofaktor aus, aber der definierte Schwellenwert von 5 cm wurde nach dem Vortrag sofort kontrovers diskutiert. Als ein alternativer Schwellenwert waren früher bereits 7 cm im Gespräch. Weitere Studien müssen diese Erkenntnisse erst noch bestätigen, daher würde ich sie nicht ab morgen in meiner klinischen Praxis umsetzen.

Darf ich Sie noch um ein Abschluss-Statement bitten?

Durch die in der Session vorgestellten Daten wird sich in meiner täglichen Praxis vorläufig nicht sehr viel ändern. Allerdings sehe ich für die Zukunft Potenzial in der Kombinationstherapie aus Brentuximab Vedotin und AVD. Diese Therapie ist derzeit natürlich noch nicht umsetzbar, aber wahrscheinlich wird sie etabliert werden. Bei ungünstiger Prognose wäre es darüber hinaus sehr von Vorteil, wenn man die Rate der Patienten, bei denen eine PET-Negativität erzielt werden kann, steigern könnte.