Editorial 3/20

Liebe Leserinnen und Leser,

wir alle wissen: Sowohl beruflich als auch privat haben sich praktisch alle Lebensbereiche in den letzten Monaten massiv verändert. Eine Rückkehr in ein Leben wie „vor der Pandemie“ ist derzeit in vielen Bereichen nach wie vor kaum vorstellbar und wir alle waren gezwungen, zu lernen und umzudenken. Was jeder von uns im persönlichen Umfeld erlebt, spiegelt sich auch auf gesamtösterreichischer Ebene wider: Entscheidungsträger haben dazugelernt und Versorgungsengpässe, wie wir sie im März erlebt haben, sind derzeit zum Glück nicht mehr absehbar. Spitäler, Ordinationen, Pflegeheime und Rettungsdienste haben die Sommermonate genutzt, um ihre Lager aufzufüllen und sich für den Herbst und Winter zu rüsten. Corona, Grippe und grippale Infekte werden gemeinsam auftreten und das Gesundheitssystem neuerlich auf die Probe stellen.

In vielen Bereichen steht nach wie vor das Krisenmanagement im Vordergrund, dennoch ist es für die Medizinprodukte-Branche wichtig, den Fokus für diese sichere Versorgung nicht aus den Augen zu verlieren. Die Sicherung des Standortes Österreich ist dringend erforderlich, um unabhängiger von Warenlieferungen aus dem Ausland zu werden. Das erfordert nicht nur das Überdenken der eigenen Lieferketten, sondern auch der Beschaffungspolitik des Bundes. Nur die Billiganbieter zum Zug kommen zu lassen, hat sich ganz klar als der falsche Weg herausgestellt und zum Peak der Krise waren es die heimischen Medizinprodukte-Unternehmen, die als verlässliche Partner auf den Plan getreten sind.

Als verlässliche Partner haben sich auch der intra- und extramurale Sektor erwiesen und ein neuerlicher Lockdown in diesem Bereich kann keine Lösung für das Gesundheitswesen sein. In einer Gesundheitskrise müssen diese Kräfte gut ausgerüstet und mobilisiert werden, anstatt Ordinationen zur Schließung zu zwingen. Patienten dürfen keine Angst haben, wenn sie ihren Arzt oder ein Spital aufsuchen müssen. Das bedarf einer vernünftigen Teststrategie, aber auch einer vorausschauenden Planung auf eine potenzielle Impfung. Hier braucht es jetzt Überlegungen, welche Kapazitäten an Personal, aber auch an Medizinprodukten erforderlich sein werden, um die Bevölkerung zu versorgen. Der Impfstoff allein reicht dazu nicht aus. Die Telemedizin muss weiterhin gefördert werden und das flexible Agieren der Sozialversicherung im Hinblick auf E-Rezepte, aber auch die Vergütung von telemedizinischen Leistungen der Ärzte muss in den Regelbetrieb übergeführt werden. Wer jetzt noch bremst, hat schon verloren!