Gesundheitskompetenz stärken

Die AUSTROMED-Branchengruppe Diabetes setzt sich für eine zukunftsorientierte und digital gestützte Versorgung ein – mit klarer Orientierung an den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten. Sie vereint Unternehmen, die innovative Medizinprodukte und digitale Lösungen für das Diabetesmanagement entwickeln und vertreiben. Ziel der Branchengruppe ist es, moderne Technologien wie kontinuierliche Glukosemesssysteme, Insulinpumpen oder smarte Pens nachhaltig in die Versorgung zu integrieren und deren Nutzen für Patientinnen und Patienten wie auch für das Gesundheitssystem sichtbar zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei die Förderung von Selbstmanagement, Prävention und Gesundheitskompetenz – zentrale Faktoren, um die Versorgung langfristig stabil und effizient zu gestalten. Claudia Wunsch, MBA, Sprecherin der Branchengruppe Diabetes, und der stellvertretende Sprecher Dipl. Natw. ETH Sascha Laudenbach geben Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Lösungsansätze.

Wie tragen die Produkte und Services der Branchengruppe Diabetes zur Resilienz im Gesundheitssystem bei?
Moderne und digitale Technologien in der Diabetesversorgung wie kontinuierliche Glukosemessgeräte, Insulinpumpen und intelligente Smart-Pens tragen dazu bei, Stoffwechselschwankungen zu reduzieren und damit Komplikationen sowie Folgeerkrankungen zu verringern. Damit können erhebliche Folgekosten für das Gesundheitssystem vermieden werden. Zudem befähigen unsere Technologien Menschen mit Diabetes, die eigene Gesundheitskompetenz sowie die Fähigkeit zum Selbstmanagement zu steigern. Das hilft dabei, Gesundheitsrisiken zu reduzieren und die Therapiezufriedenheit und den Gesundheitszustand nachhaltig zu verbessern.
Moderne Medizintechnologien tragen jedoch nicht nur zur Resilienz im Gesundheitssystem bei, sie fördern auch die psychische Resilienz bei Menschen mit Diabetes, denn die Technik übernimmt den größten Teil der Arbeit, die mit dem Management von Diabetes verbunden ist. Damit steht die Erkrankung nicht immer im Vordergrund und der Alltag kann so normal wie möglich gelebt werden.

Welche Innovationen bieten die Unternehmen der Branchengruppe, um das Gesundheitssystem widerstandsfähiger gegenüber Krisen oder Versorgungsengpässen zu machen?
Die Systeme sind so ausgelegt, dass sie von eigenverantwortlichen Patientinnen und Patienten selbstständig zur Therapieüberwachung und -intervention genutzt werden können. Systeme, die Daten in eine Cloud übertragen, ermöglichen dem Fachpersonal Therapieinterventionen und -optimierungen auch remote und informieren Angehörige und Betreuende in Echtzeit über den Gesundheitszustand der Betroffenen.
Mithilfe von Telemonitoring sind eine kontinuierliche Überwachung und optimale Betreuung möglich, ohne dass permanent eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden muss. Medizinisches Personal wird dadurch entlastet. Verbesserungen in diesem Bereich werden zukünftig die Zugänglichkeit zur Gesundheitsversorgung noch weiter erhöhen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte auch in Krisenzeiten verfügbar bleiben? Welche Strategien verfolgen Sie hinsichtlich lokaler Produktion, Lagerhaltung oder alternativer Bezugsquellen?
Angesichts klimatischer, geopolitischer und gesundheitspolitischer Ereignisse, die globale Lieferketten unterbrechen können, arbeiten wir fortwährend daran, unsere Lieferketten widerstandsfähiger zu machen. Zur Verringerung von Abhängigkeiten setzen wir auf eine große Diversität bei unseren Lieferanten und Produktionsstätten.
Um konkrete Zahlen zu nennen: Als Medtronic haben wir weltweit 61.000 Lieferanten in mehr als 120 Ländern. Darüber hinaus ist unser Global-Supply-Management-Team für ein verantwortungsvolles Beschaffungsmanagement verantwortlich. Das Team monitort und bewertet regelmäßig die Leistungen unserer Zulieferer – übrigens auch in Bezug auf Umweltaspekte, Menschenrechte und Ethik.

Inwiefern arbeiten Sie mit Gesundheitseinrichtungen, Behörden oder anderen Stakeholdern zusammen, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern?
Im aktiven Dialog mit Betroffenen, Patientenorganisationen, Sozialversicherungen und Leistungserbringern werden die aktuellen und zukünftigen Versorgungbedürfnisse und Rahmenbedingungen abgestimmt. Dies ermöglicht eine kurz- und langfristige Bedarfsplanung, die regelmäßig angepasst wird.

Welche regulatorischen oder politischen Rahmenbedingungen würden aus Ihrer Sicht dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit und Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen zu verbessern?
Ein Schlüssel wäre die bessere Nutzbarmachung von Daten und Telemedizin. Die schleppende Digitalisierung und unzureichende Datennutzung verhindern leider noch allzu oft eine zeitgemäße Versorgung von Patientinnen und Patienten und eine bessere Effizienz des Gesundheitssystems. Innovative digitale Tools und KI können erhebliche positive Effekte in der Gesundheitsversorgung haben, für mehr Qualität sorgen und zu deutlicher Zeitersparnis und Entlastung des medizinischen Personals beitragen. Doch haben es die Therapien schwer, schnell in die Versorgung zu kommen, und es fehlt an einer adäquaten Vergütung.
Als Sprecher der AUSTROMED-Branchengruppe Diabetes setzen wir uns für transparente Erstattungsprozesse ein, da diese leider noch fehlen. Wünschenswert wären eine definierte Prozessdauer sowie einheitliche Erstattungskriterien für unsere Produkte. Die Berücksichtigung des Nutzens von Innovationen sollte ebenfalls in den Erstattungsprozess mit einfließen.