NÖKIS: Spitalszukunft ist digital

Effizienz und Effektivität heißen die Schlagwörter, wenn es um Spitäler geht, aber auch, wenn vom digitalen Wandel die Rede ist. NÖKIS bringt nun beides zusammen: Die Einführung eines niederösterreichweiten einheitlichen Krankenhausinformationssystems (KIS) und die Schaffung von entsprechenden Betriebsstrukturen rüsten den Klinikverbund für künftige Herausforderungen. „NÖKIS steht für eine einheitliche IT-Lösung für alle NÖ Landes- und Universitätskliniken. Es ist eines der umfangreichsten und aufwendigsten Projekte in der Geschichte der NÖ Landeskliniken-Holding.“ Aktuell wird noch an der Baseline gearbeitet, indem rund 350 Mitarbeiter als Power User identifiziert wurden und in rund 30 Arbeitsgruppen Dokumente, Formulare, Kataloge, Symbole und Logiken definieren, die in diesem neuen System abgebildet sein müssen. „Es wurden umfassende Ist-Analysen in allen NÖ Kliniken durchgeführt, um sicherzustellen, dass durch die Einführung des neuen KIS keine bestehenden Funktionalitäten vergessen werden. Gleichzeitig liegt der Fokus auch darauf, neue und zukunftsweisende Funktionalitäten zu integrieren“, erklärt NÖKIS-Gesamtprogrammleiter Ing. Wolfgang Grim, MSc.

Praxistaugliche Lösungen

Interne Prozesse werden unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit, Produktivität, aber auch der Sinnhaftigkeit und des Praxisbezuges durchleuchtet und neu aufgesetzt. „Wenn zum Beispiel ein Patient für eine OP in unser Haus kommt, wollen wir sicherstellen, dass alle betroffenen Ressourcen – vom Bett über das OP-Besteck bis hin zum Anästhesisten – zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind“, beschreibt Grim anhand eines Beispiels. Gleiches gilt, wenn etwa ein Spitalsarzt an einem anderen Standort zu einer OP eingesetzt wird: „Hier soll er alle relevanten Behandlungsinformationen so vorfinden, wie an jedem anderen Arbeitsplatz innerhalb der Holding.“ In NÖKIS werden sämtliche Prozesse integriert, die zur Diagnostik bzw. Therapie und Dokumentation klinikweit benötigt werden. Dies betrifft auch die elektronische Medikation, die elektronische Pflegedokumentation oder eine elektronische Fieberkurve. Spezialisierte Subsysteme wie beispielsweise Labor, Radiologie oder Intensivsysteme werden bestmöglich integriert.
Das macht nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht Sinn, denn ein abgesagter oder verschobener Termin bringt den Zeitplan gehörig durcheinander und ist für den betroffenen Patienten besonders unangenehm. Auch Qualität und Sicherheit werden erhöht. „Wenn wir diese Abläufe in der IT gut abbilden und planen können, haben wir einen wichtigen und richtigen Schritt in die digitale Zukunft geschafft“, sind sich auch Geschäftsführer Mag. Mag. (FH) Konrad Kogler und Ing. Mag. Jochen Pohn, Abteilungsleiter Informations- und Kommunikationstechnologie, einig. Sie wollen vor allem die Umwelten besser einbeziehen, wie etwa Patienten oder Zuweiser.
Wie groß die Herausforderung in der Praxis ist, zeigt der Blick auf die aktuell 950 Schnittstellen zu anderen Subsystemen, die das NÖKIS-Team zu managen hat. Die zwei Buchstaben „IT“ stellen überaus verkürzt dar, was standortübergreifende Planung mit zentraler Datenhaltung tatsächlich bedeutet. Darüber hinaus will das engagierte Team natürlich Innovationen auf ihre Praxistauglichkeit und Integration in NÖKIS screenen, wie etwa den Einsatz von Spracherkennung oder Mobile Devices.

Gelebte Agilität

Der digitale Wandel und Change-Prozesse sind immer mit Ängsten vonseiten der Mitarbeiter verbunden. Auch diesem Aspekt haben die NÖKIS-Experten in der Projektentwicklung breiten Raum gewidmet. „Wir haben viele unterschiedliche Generationen hier im Haus. Die jüngeren Mitarbeiter fordern diesen Wandel, ältere Mitarbeiter sind naturgemäß eher verhalten und müssen so abgeholt werden, dass der Mehrwert transparent ist. Unser Ansatz dazu ist klar: Betroffene müssen zu Beteiligten werden“, betont Geschäftsführer Kogler. Der Spagat ist auch hier groß, denn internationale wissenschaftliche Partnernetzwerke müssen dabei ebenso im Blickfeld sein wie aktuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter im täglichen Betrieb. Agiles Projektmanagement wird hier vom Schlagwort zur gelebten Praxis, denn „wichtig ist zu wissen, was heute und in Zukunft möglich ist. Wir dürfen nicht stehen bleiben, sondern müssen proaktiv den Markt sondieren und im Austausch mit der Umwelt bleiben“, betont Kogler die Herausforderung. Ein weiteres Spannungsfeld in diesem Zusammenhang ist die nationale und europaweite Gesetzgebung, konkret das Vergaberecht. „Wir haben hier Prozesse, in denen wir über mindestens zehn Jahre denken und Innovationsthemen vorantreiben. Wenn wir uns also Anbieter suchen, dann müssen die ebenso sattelfest für die Zukunft aufgestellt sein, aber genauso flexibel agieren können“, sagt Pohn und formuliert seinen wichtigsten Tipp: „Schlechte Prozesse bleiben mit einer neuen IT oder digitalen Tools immer noch schlechte Prozesse. Es geht daher nicht darum, bestehende Abläufe und Strukturen 1:1 in ein neues Zielbild zu transferieren. Das Zielbild muss verändert werden!“