So denken Patienten über Medizinprodukt: „Die allerersten Messgeräte waren so groß wie Kofferradios.“

Als ich vor mehr als 20 Jahren in den Club der insulinpflichtigen Menschen aufgenommen wurde, hatte ich Glück. Glück nicht nur deshalb, weil ich sofort in Prof. Kinga Howorka meinen persönlichen Diabetes-Guru fand, sondern vor allem auch deshalb, weil 1995 die unbedingt notwendige Kontrolle des Blutzuckers schon relativ einfach war. Es gab bereits mehr oder weniger handliche und funktionelle Geräte, die – mit dicken Blutstropfen gefüttert – innerhalb von zwei oder drei Minuten Blutzuckerwerte errechnen konnten. Die Schwankungsbreite war +/- 20 Prozent, in Summe also rund 40 Prozent (!). Aber immerhin: Messen war ­möglich und die Therapie konnte darauf abgestimmt werden. Noch wenige Jahre vor meiner eigenen Diagnose gab es nur Harntest-Streifen. Die allerersten Messgeräte waren so groß wie Kofferradios.
Die Selbstkontrolle wurde fixer Bestandteil jeder vernünftigen Therapie und zahlreiche Konzerne warfen immer neue Modelle mit immer neuen Features auf den Markt. Kürzere Messzeiten, weniger Blut, Speicherkapazitäten und schließlich auch recht bald die ersten Programme zum Auslesen gesammelter Messdaten in eigens entwickelte Software-Programme. Heute werden Chips oder Patches einmal appliziert und messen dann zuverlässig mehrere Tage, Wochen oder auch schon Monate die Zuckerwerte ihres Trägers. Sie schlagen bei Hyperglykämien auf Wunsch ebenso Alarm wie bei Unterzuckerungen, errechnen Trends, die sie mit Pfeilen anzeigen und können auch schon mit Insulinpumpen und Telefonen kommunizieren.
Das wichtigste und zugleich schwächste Glied in dieser Hightech-Kette bleibt naturgemäß der Mensch. Er ist keine Maschine, sondern abhängig von Tagesverfassung, Gemütszuständen und Vergesslichkeiten. Dazu kommt, dass die vergleichsweise großen Datenmengen – ich selbst checke meinen Zucker rund 20-mal pro Tag – plus die zusätzlichen Notizen, die heute auch in fast jedem Gerät möglich sind, mitunter auch verwirrend sein können. Viele der sorgsam gesammelten Daten können in den Arztpraxen oder bei den Krankenkassen gar nicht ausgelesen werden….