Ergebnisse der REGARDS-Studie – Einfluss von Alter, Ethnie und Geschlecht auf den Zusammenhang zwischen Diabetes und Schlaganfallrisiko

Hintergrund:

In den USA ist die Inzidenz an Schlaganfällen seit einigen Jahrzehnten rückläufig. Bei Personen unter 65 Jahren blieb die Inzidenz in den Jahren zwischen 1990 und 2005 allerdings unverändert1, 2, und bei jüngeren Personen mit Diabetes ist seit 2010 sogar ein Wiederanstieg zu verzeichnen.2 Das Vorhandensein eines Diabetes mellitus gilt als etablierter Risikofaktor für das Auftreten von Schlaganfällen3, wobei jedoch unklar ist, welchen Einfluss Faktoren wie Alter, Geschlecht und Ethnie auf die Assoziation zwischen Diabetes und Schlaganfallrisiko haben.

Fragestellung:

Die Studie untersuchte, ob die Assoziation zwischen Diabetes und Schlaganfallrisiko durch Alter, Ethnie und Geschlecht zusammenwirkend modifiziert wird.

Methode:

Ausgewertet wurden die Daten von 23.002 Teilnehmern ≥ 45 Jahre aus der REGARDS-(Reasons for Geographic And Racial Differences in Stroke-)Studie, einer laufenden prospektiven Kohortenstudie an schwarzen und weißen US-Amerikanern zur Untersuchung von Schlaganfällen und der damit verbundenen Mortalität. Hispanoamerikaner wurden nicht in die Studie eingeschlossen. Die Studienteilnehmer mussten bei Einschluss in die Untersuchung (2003–2007) schlaganfallfrei sein. Neu aufgetretene, tödliche oder nichttödliche Schlaganfälle wurden bis einschließlich September 2017 in die Auswertung aufgenommen. Die Bewertung erfolgte anhand der WHO-Definition (fokale neurologische Ausfälle > 24 h oder gestützt durch Bildgebung bei Dauer < 24 h). Die Diagnose Diabetes mellitus basierte auf einmalig gemessener Nüchtern­glukose ≥ 126 mg/dl oder Nichtnüchtern-(Random-)Glukose ≥ 200 mg/dl bzw. der Ein­nahme/Anwendung antihyperglykämischer Medikamente zu Studien­beginn.

Die wichtigsten Resultate:

Die Diabetesprävalenz lag bei Personen < 65 Jahre bei 17,6 %, in der Gruppe der ≥ 65-Jährigen bei 20,8 %. Personen mit Diabetes waren häufiger schwarz, hatten häufiger eine geringere Schulbildung, gehörten häufiger zur niedrigsten Einkommensklasse, hatten einen höheren BMI, niedrigere Cholesterinwerte und einen höheren sys­tolischen Blutdruck. Darüber hinaus wiesen sie häufiger eine eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 oder eine linksventrikuläre Hypertrophie auf, und es fand sich bei ihnen häufiger ein Vorhofflimmern in der Vorgeschichte.
Unabhängig vom Diabetesstatus traten Schlaganfälle bei Personen ≥ 65 Jahre häufiger auf als bei Teilnehmern < 65 Jahre. Die kumulative Inzidenz an Schlaganfällen war bei Teilnehmern mit Diabetes jedoch höher als bei Teilnehmern ohne Diabetes. Die Inzidenzrate bei Personen mit Diabetes betrug 7,55/1.000 Personenjahre, jene bei Personen ohne Diabetes 4,48/1.000 Personenjahre. Die Diabetes-Schlaganfall-Assoziation war bei Personen < 65 Jahren stärker ausgeprägt als bei Personen ≥ 65 Jahre (Abb. 1 und 2).

 

 

 

 

Schlussfolgerungen der Autoren:

Die Stärke der Assoziation zwischen Diabetes und Schlaganfall wird von Alter, Ethnie und Geschlecht gemeinschaftlich beeinflusst.Die Schlaganfallinzidenz ist bei älteren Erwachsenen (≥ 65 Jahre) zwar höher, die Diabetes-Schlaganfall-Assoziation ist aber bei jüngeren Erwachsenen (< 65 Jahre) stärker ausgeprägt.Die Gründe für den unterschiedlichen Grad der Diabetes-Schlaganfall-Assoziation sind derzeit unklar.Die Studienergebnisse sprechen dafür, dass gezielte Maßnahmen zur Prävention von Schlaganfällen besonders bei Personen mit Diabetes früher zur Anwendung kommen müssen.

Referenzen: 1 Koton S et al., JAMA 2014; 312: 259–68 ; 2 Gregg EW et al., JAMA 2019; 312: 1867–8; 3 Goff DC Jr. et al., Circulation 2014; 129(Suppl. 2): S49–S73