Absicherung der prähospitalen Notfallmedizin

Die Sektion Notfallmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) hat ein Postionspapier zur Absicherung der prähospitalen Notfallmedizin veröffentlicht: Notärztliche Einsätze nur für kritische Fälle, Ressourcenmanagement für die ärztliche Notfallversorgung dringend erforderlich

 
19. März 2020. Notärztliche Einsätze sollten strikt auf kritische Fälle beschränkt werden – derzeit gibt es noch zu viele Einsätze, bei denen keine unmittelbare ärztliche Intervention erforderlich ist. Weitere Appelle für entsprechende Maßnahmen zur Absicherung der ärztlichen Notfallversorgung gehen an Betreiber von Notarztdiensten, an Kliniken und die gesundheitspolitischen Verantwortlichen. Aus Sicht der Fachgesellschaft sei es besonders wichtig, die Indikation zum Einsatz von Notärztinnen und -ärzten sehr kritisch zu stellen und diese ausschließlich auf vermutet lebensbedrohliche Notfälle zu beschränken. Alle anderen Notfälle sollten durch den qualifizierten Rettungsdienst versorgt werden, betont ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller.

Dies sei als die effektivste Maßnahme zu werten, um einem drohenden Zusammenbruch der ärztlichen Notfallversorgung möglichst lange entgegenzuwirken, heißt es im Positionspapier. Alle Rettungsorganisationen würden ihren Teams adäquate persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung stellen und auch laufend entsprechende Schulungen durchführen.

Intensivmediziner für Krankenhäuser

Dennoch sei zu erwarten, dass die besondere Exposition von Notärztinnen und -ärzten, die sowohl im Rettungsdienst wie auch in den Kliniken aktiv sein müssen, zu einer größeren Anzahl von Ausfällen führen werde, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Helmut Trimmel, Leiter der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI. Aufgrund der Struktur der österreichischen Notarztdienste, die zu einem wesentlichen Teil auf das Engagement von AnästhesistInnen abstellen, wird ein baldiger Engpass befürchtet. Da auch ein stark zunehmenden Bedarf an intensivmedizinischer Kompetenz in den Kliniken zu erwarten sie, wäre in der aktuellen Situation auch ein vermehrter Einsatz anderer Fachdisziplinen in der prähospitalen Patientenversorgung sinnvoll, so Trimmel.

In dem Positionspapier ergeht ein „dringender Appell“ an Leitstellen, Betreiber von Notarztdienste, Kliniken und gesundheitspolitisch Verantwortliche, in ihren Bereichen entsprechende Maßnahmen zu setzen. An Leitstellenverantwortliche ergeht das Ersuchen, „mit den gegebenen Ressourcen äußerst sorgfältig umzugehen, ihre Abfrageschemata in Hinblick auf eine entsprechende Anamneseerhebung zu überprüfen und die Ausrückordnungen entsprechend zu adaptieren“.

Die Betreiber von Notarztdiensten sollen potenziellen Ausfällen „durch Schaffung von größeren Koordinationskreisen für die Dienstplangestaltung“ begegnen. In der Koordination der Dienstpläne wie auch in den Räumlichkeiten der Dienststellen sollte, so das Positionspapier, Vorsorge getroffen werden, auch den Kontakt der Einsatzmannschaften untereinander zu reduzieren. An die Kliniken als Träger der überwiegenden Anzahl von Notarztstandorten appelliert die ÖGARI, weiterhin Ärztinnen und Ärzte für den prähospitalen Einsatz freizustellen „und alle Disziplinen durch geeignete Maßnahmen zu motivieren, sich hier zu beteiligen.“ Die gesundheitspolitisch Verantwortlichen sollen, „Vorgaben hinsichtlich bundeslandüberschreitender Tätigkeiten für überregional eingesetztes Fachpersonal definieren bzw. anpassen“, heißt es im Positionspapier.

(B&K /red shi)

Positionspapier der Sektion Notfallmedizin der ÖGARI zur Absicherung der prähospitalen Notfallversorgung