Ausbreitung der Delta-Variante in Österreich schon bei 25 %

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Die erstmals in Indien nachgewiesene sogenannte Delta-Variante des Coronavirus breitet sich jetzt auch in Österreich schnell aus. Donnerstag und Freitag sind die gemeldeten Infektionsfälle wieder gestiegen.

Der Virologe Andreas Bergthaler von der Meduni Wien geht davon aus, dass basierend auf den Zahlen der AGES von der Vorwoche die Delta-Mutation mittlerweile einen Anteil von 25 Prozent an den Neuinfektionen hat. In wenigen Wochen könnte die Delta-Variante zu 90 Prozent das Fallgeschehen dominieren. Bergthaler verwies darauf, dass es nunmehr aber deutlich weniger Fälle gibt, als im Winter. So lag das Fallgeschehen durch die Ausbreitung der Alpha-Variante Anfang Jänner deutlich höher. „Wir haben zurzeit in absoluten Zahlen ein zumindest zehnmal niedrigeres Infektionsgeschehen als damals im Jänner. Dies erleichtert das Contact Tracing und sollte uns zusammen mit dem saisonalen Effekt auch die Chance geben, die absoluten Infektionszahlen besser zu kontrollieren“, sagte der Experte der APA. Wesentlich sei, ob mit dem relativen Anstieg der Delta-Variante auch die absoluten Infektionszahlen stark ansteigen und in welchem Ausmaß unsere medizinischen Kapazitäten dadurch belastet werden. Zuletzt sind die Zahlen wieder gestiegen – waren es am Mittwoch 110 Fälle, so waren es am Donnerstag wieder 125 und am Freitag 153.

Anfang Juni war die ansteckendere Delta-Variante noch für geschätzte drei Prozent der Neuinfektionen verantwortlich, die Woche darauf waren es bereits 13 Prozent und in der Vorwoche eben ein Viertel. „Auch wenn diese Zahlen einer größeren Schwankungsbreite unterliegen, ist der Trend vergleichbar mit anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Deutschland mit geschätzten 15 Prozent oder Schweden mit 23 Prozent“, erläuterte Bergthaler. Dominant ist diese neue Variante bereits in Russland oder in England. „Die Pandemie ist auf keinen Fall vorbei. Man sieht bei anderen Ländern, wie schnell es gehen kann – auch im Sommer. Die Frage ist, ob bei uns die absoluten Fallzahlen auch steigen“, erläuterte der Experte.

Das Gesundheitsministerium appellierte an die Menschen, ihre Impftermine auch wahrzunehmen. „Die Impfung schützt uns und unsere Mitmenschen und schafft neue Möglichkeiten, um im Sommer wieder verreisen zu können“, heißt es in einer Stellungnahme. Das Nationale Impfgremium (NIG) hat seine Anwendungsempfehlung für die Corona-Schutzimpfung aktualisiert und rät nun aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante zu kürzeren Impf-Intervallen. Außerdem empfiehlt das NIG weiterhin denselben Impfstoff für den Zweitstich. Ein heterologes Impfschema, also das Mischen der Vakzine, wird jedoch bei medizinischer Kontraindikation oder dem Eintreten einer Schwangerschaft empfohlen, heißt es in der Anwendungsempfehlung. Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer wird nun ein Intervall von 21 Tagen zwischen Erst- und Zweitstich empfohlen, für die Vakzine von Moderna ein Abstand von 28 Tagen und für den Impfstoff Vaxzevria der Firma AstraZeneca soll das Intervall auf vier bis acht Wochen reduziert werden, schreibt das NIG. Bisher war hier ein Abstand von zwölf Wochen vorgesehen. (red/APA)