Corona brachte höhere Stresswerte für Junge und einsame Menschen  

Alte Frau weint

In einer multinationalen Studie zeigten Psycholog:innen der Universität Wien, dass Alter, finanzielle Sicherheit und Einsamkeit großen Einfluss auf das individuelle Erleben der Pandemie hatten.

Wie erlebten Menschen ihren Alltag während des ersten Corona-Lockdowns? Insbesondere jüngere Personen und Menschen mit geringerer finanzieller Absicherung zeigten anhaltend höhere Stresswerte zum Abend hin. Zudem wiesen Personen, die von hoher Einsamkeit berichteten, veränderte Stimmungsverläufe im Alltag auf, heißt es in einer Studie, die in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ erschienen ist.

Das multidisziplinäres Forschungsteam von sechs Jungwissenschafter:innen hat gemeinsam mit den Studienleiter:innen Claus Lamm, Urs Nater und Giorgia Silani von der Fakultät für Psychologie der Universität Wien im Rahmen einer groß angelegten multinationalen Studie über 700 Personen aus Österreich, Deutschland und Italien mittels einer App während des ersten Lockdowns in ihrem Alltag begleitet. Die Teilnehmenden beantworteten auf ihrem Smartphone mehrmals täglich eine Woche lang Fragen zu ihrem momentanen Stresserleben und ihrer Stimmung. „Diese Gefühle verändern sich typischerweise tageszeitabhängig, mit vermehrtem Stress und mehr Energie tagsüber und einem Abfall zum Abend hin, wohingegen Gefühle der Entspanntheit am Abend in der Regel eher ansteigen. Die Analyse der Alltagsdaten aus dem ersten Lockdown zeigen demgegenüber andere Stress- und Stimmungsverläufe im Alltag in Abhängigkeit bestimmter personenbezogener Risikofaktoren“, sagt Lamm.

„Jüngere Personen berichteten von höherem Stresserleben im Alltag, vor allem in den Abendstunden, während ältere Personen den typischen Rückgang des Stresserlebens aufwiesen. Auch bei geringer finanzieller Sicherheit zeigte sich ein ähnliches Verlaufsmuster mit höheren Stresswerten in den Abendstunden“, schildert Anja Feneberg. Zudem zeigten sich geschlechtsbezogene Unterschiede: Zwar wiesen Männer höhere Stresswerte im Alltag auf als Frauen, Frauen berichteten im Tagesverlauf allerdings von mehr Energielosigkeit und Müdigkeit. Je größer die empfundene Einsamkeit, desto schlechter war zudem die Stimmung im Alltag, auffällig waren vor allem weniger Energie am Morgen und Stimmungstiefs zum Abend hin, verglichen mit Personen, die von weniger Einsamkeit berichteten. (red)

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