Corona-Immunisierungsrate laut Experten auf 71 % angestiegen

Laut Berechnungen des Teams um Simulationsforscher Niki Popper drückt die steigende Immunisierung der Bevölkerung die effektive Reproduktionszahl momentan um 64 Prozent.

Auf mittlerweile rund 71 Prozent der Gesamtbevölkerung schätzt das Team um den Simulationsforscher Niki Popper in seiner aktuellen „Modellbasierten Schätzung des Immunisierungsgrades in Österreich“ den Anteil der Menschen, die momentan tatsächlich gegen den SARS-CoV-2-Erreger immunisiert sind. Die Berechnung bildet den Stand Anfang Dezember ab. Zum Vergleich: In der Schätzung zum 1. November gingen die Wissenschafter noch von nur 61 Prozent Immunisierten aus. In die Schätzung gehen auch Annahmen darüber ein, dass der Impfschutz mit der Zeit auch abnimmt, eine durch Erkrankung aufgebaute Immunität nachlässt bzw. manche Menschen trotz Impfung nicht ausreichend geschützt sind, weil etwa ihr Immunsystem keine entsprechende Antwort aufgebaut hat.

Der nun doch gestiegene Bevölkerungsanteil der Immunisierten drücke die durchschnittliche Anzahl an Personen, die ein Infizierter ansteckt um rund 64 Prozent. Die Experten des Unternehmens dwh, einem Spin-off der Technischen Universität (TU) gehen deshalb von einer absinkenden Infektionslage auch in den nächsten Tagen aus. Gehe man nun Öffnungsschritte an, seien aber vor allem bundesweit funktionierende und kontrollierte Sicherheitsnetze und eine weiter hohe Impfbereitschaft wichtig, betont Popper. Die aktuellen Prognosen würden jedenfalls zeigen, dass der Trend der Neuinfektionen klar nach unten geht. „Im Grunde haben wir im Moment Halbierungszeiten von sechs bis acht Tagen, wobei der Effekt langsam schwächer wird“, erklärt Popper. Dementsprechend positiv fällt die Einschätzung der Fallzahlen auch aus. Während der Teillockdown schon dabei half, den Höhepunkt der bestätigten Neuinfektionen zu erreichen, habe spätestens der Komplettlockdown in der Folge die Geschwindigkeit der Reduktion erhöht, erklärte Popper.

Auf den Intensivstationen ist die Situation aber auch jetzt noch kompliziert, weil die Covid-19-Belegungszahlen erst zeitversetzt sinken. Das müsse man bei etwaigen Öffnungen mitberücksichtigen, denn es werden in den nächsten Wochen aufgeschobene Operationen nachgeholt und auch die aktuellen Infektionen mit Erkältungs- und Grippeviren seien ein zusätzlicher Faktor. Nicht zuletzt kämen dann mögliche Wintersportunfälle dazu. Hier müsse man Covid-19 und alles andere genau betrachten. Letztlich brauche es für eine „neue Normalität“ in den Spitälern eine Quote von maximal zehn Prozent Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen – und zwar stabil. Poppers Fazit: Egal welche Maßnahmen man zurücknimmt oder setzt, es brauche weiter Anstrengungen bei Erst-, Zweit- und bei Boosterimpfungen. Dazu müsse das effektive Detektieren und Isolieren von Infizierten auch schnell genug funktionieren. Ist dem nämlich nicht so, helfe das viele Testen auch wenig, weil man der Entwicklung zwar zusehen, sie aber nicht stoppen könne. Hier brauche es ein Sicherheitsnetz mit fundierten Daten, klaren Beschlüssen, Umsetzungsstrategien und entsprechenden Ressourcen dazu. (red)