Corona-Risiko in geschlossenen Räumen: Einfache Berechnung

Raumgröße, Belüftung, Anzahl der Personen, Anzahl der Redner – Mit Eingabe einfacher Parameter kann das Corona-Infektionsrisiko in Innenräumen selbst berechnet werden.

Der Innenraumluft-Analytiker DI Peter Tappler und der Umweltmediziner Assoc.-Prof. Dr. Hans-Peter Hutter haben mit Unterstützung des Klimaschutzministeriums das Online-Tool SIM-VIR entwickelt, mit dessen Hilfe sich anhand von individuell einzugebenden Parametern das relative Infektionsrisiko in Innenräumen einfach ermitteln lässt.

Wie hoch ist das COVID-19-Infektionsrisiko in Schulklassen mit Lüftungsanlage im Vergleich zu einer Klasse, in der einmal pro Stunde das Fenster geöffnet wird? Wie verändert sich das Risiko am Arbeitsplatz, wenn statt einer Person mehrere sprechen, oder nicht nur sitzen, sondern sich körperlich betätigen?
Mit dem neuen Online-Tool SIM-VIR, das seit 15.Februar kostenfrei verfügbar ist, kann das Infektionsrisiko in Innenräumen einfach berechnet werden. Erfasst werden einfache Parameter, wie beispielsweise die Raumgröße, die Personenzahl, die Aufenthaltsdauer, die Tätigkeit (sitzend, stehend etc.), Zahl der Redner, Art der Lüftung (Stoßlüften, gekipptes Fenster etc.). Die Eingabe ist einfach und erfolgt über ein drop-down-Menü. Berechnet wird dabei immer ein relativer Wert im Vergleich zu einer Ausgangssituation mit „mittlerem“ Risiko.

Relatives Risiko im Vergleich zu Ausgangssituation
Als Ausgangssituation (R=1) der Berechnung gilt eine Oberstufen-Schulklasse mit einer Belüftungsanlage im Raum, einer Lehrkraft, die spricht, und 24 Schüler*innen, die nur zuhören. Mit dem Online-Tool SIM-VIR lässt sich berechnen, wie sich dieser Wert verändert: etwa wenn die Schüler nicht nur zuhören, sondern auch reden, oder wenn der Raum größer oder kleiner ist oder wenn sich Menschen darin körperlich anstrengen.
Liegt der ermittelte Wert unter 1, ist das Risiko gering oder akzeptabel, zwischen 1 und 2 ist das Risiko erhöht und über 2 stark erhöht. So ist etwa das Risiko in einer schlecht gelüfteten Klasse etwa 4 mal höher als in der beschriebenen Referenzsituation. Bei körperlicher Anstrengung, etwa in einem Fitnesscenter, ist das Infektionsrisiko trotz Masken und trotz Lüftungsanlage –auch bei stark reduzierter Belegung – etwa 5 mal höher als in der beschriebenen Referenzsituation.
Peter Tappler und Hans-Peter Hutter, die schon seit rund zwei Jahrzehnten zu der gesundheitlichen Bedeutung von guter Belüftung forschen, erläutern die Bedeutung eines relativen Risiko-Modell: „Ein wissenschaftlich nachvollziehbar berechnetes Referenz-Modell hat wesentlich mehr Aussagekraft als die Berechnung eines ,absoluten Risikos‘, welches aufgrund der infektiologischen Datenlage mit vielen Unsicherheiten verbunden ist. Mit den Berechnungen unseres Online-Tools können Schulverantwortliche, Gebäudebetreiber oder Arbeitgeber mit Hausverstand die richtigen Entscheidungen treffen.“ (Red.: Susanne Hinger)

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Corona-Risiko in einer schlecht gelüfteten Schulklasse ist 4 mal höher als in der Referenzsituation (Quelle: Berechnung Tappler/Hutter)

>> Grafik 2

Corona-Risiko in einem Fitnessstudio ist sogar 5 mal höher (Quelle: Berechnung Tappler/Hutter)