Corona-Welle rollt wieder: Gecko erwartet Peak im August

Österreichweit sind in 24 Stunden fast 6900 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet worden. Lesen Sie, welche Schlüsse die Gecko-Kommission daraus zieht und wie es weiter geht.

Die Gecko-Kommission hat in ihrem neuen „Executive Report“ auf den vom Corona-Prognose-Konsortium erwarteten Infektions-Anstieg verwiesen. „Die Prognose geht von einem weiteren Anstieg der Fallzahlen aus. Dieselbe Entwicklung wird auch bei den Belagszahlen der Normal- und der Intensivstationen prognostiziert“, heißt es im Report. Darin wird insbesondere auf die Omikron-Subvariante BA.5 verwiesen, die derzeit in Portugal eine Welle verursacht. „In Österreich sehen wir eine nahezu wöchentliche Verdoppelung der Anteile von BA.5/BA.4 bei den Neuinfektionen“, heißt es dazu im Report. In der Kalenderwoche 23 wurde (über das Sentinelsystem der AGES) zuletzt ein Anteil von 35,9 % für BA.4/5 ermittelt – in der Woche davor lag der Anteil noch bei 18,4 %. Auch verweist der Report darauf, dass sich die Omikron-Subvariante „mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit“ auf die Effektivität bestehender Antikörpertherapien auswirken dürfte.

Zur weiteren Entwicklung in Österreich stellte Simulationsforscher Niki Popper in der Kommission laut Bericht Szenarien zum Immunitätsverlauf bis Jahresende 2022 vor. In allen angenommenen realistischen Szenarien (es handelt sich dabei ausdrücklich um keine Prognose, Anm.) würden Infektionswellen entstehen, „die wiederum zu neuerlicher Immunisierung (und damit Peaks) führen“. Bei einem „BA.2 Szenario“ könnten bis zu 350.000 Fälle (15-25 %) verhindert werden, sofern 50 % aller Grundimmunisierten eine weitere Auffrischungsimpfung erhalten, so der Report. Mithilfe von zusätzlichen Auffrischungsimpfungen würde sich die Maximalauslastung im Spitalsbelag stärker reduzieren lassen, teilweise um ca. 25 %.

Die nächste Welle erwartet Popper (je nach definiertem Szenario) entweder erst im Oktober/November oder schon früher – nämlich dann, wenn sich andere (Sub-) Varianten als BA.2 ausbreiten (wie derzeit absehbar, Anm.). In diesem Fall werden die Fallzahlen bereits im Juni und Juli ansteigen und dann bereits im August oder September einen Peak erzeugen. Sollte dies so eintreten, dann werde die folgende „Herbstwelle“ ein wenig später und weniger stark ausgeprägt stattfinden (sofern Kreuzimmunität besteht). Fix ist das freilich nicht: „Bei entsprechend schnellerer Verbreitung anderer (Sub-) Varianten können sich diese Prozesse noch weiter nach vorne verschieben“, heißt es im Report. Zu den Auswirkungen auf das Gesundheitssystem erklärte Popper in der Kommission, ein schneller hoher Peak könnte über einen kürzeren Zeitraum zu hohen Belagsständen auf den Intensivstationen und den Normalstationen führen.

Derzeit wird ein vierter Stich für Personen ab 80 Jahren vom Nationalen Impfgremium (NIG) dezidiert empfohlen, für Über-65-Jährige lautet die NIG-Vorgabe, dass eine solche Auffrischung erfolgen „kann“. Für jüngere Personen ist sie nicht empfohlen, soll aber auf Wunsch auch „nicht vorenthalten werden“. Betreffend des Schutzes von Genesenen verweist Gecko auf die international dünne Datenlage. Es gebe aber „erste Hinweise“ dafür, „dass eine Infektion mit Omikron BA.1 nur einen begrenzten Schutz gegen symptomatische Erkrankungen bietet, die durch die neuen Unterlinien von Omikron (BA.4 und BA.5) verursacht werden“.

Österreichweit sind in 24 Stunden bis Mittwochvormittag 6.869 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 gemeldet worden. Das sind rund doppelt so viel wie vor einer Woche und 2.600 mehr als am Vortag. Außerdem wurden neun weitere Todesfälle registriert. Das Prognosekonsortium veröffentlichte indes seine Vorschau für die kommende Woche und ging dabei erst für Sonntag innerhalb einer 68-prozentigen Schwankungsbreite von maximal 6.500 Fällen aus. Dieser Wert wurde bereits jetzt übertroffen. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner stieg von 300 auf 340 Fälle. Die Modellrechner von TU Wien, MedUni Wien und Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) prognostizieren ein Anhalten des seit zwei Wochen verzeichneten Anstiegs, gingen aber vorerst für nächsten Mittwoch von einer Inzidenz von 400 bis 670 Fällen aus. Als Mittelwert wurde 500 angenommen, das wären rund 6.500 Neuinfektionen pro Tag, innerhalb des 68-prozentigen Konfidenzintervalls sind am kommenden Mittwoch aber auch bis zu 8.500 Fälle möglich. Dadurch werden auch die Zahl der Spitalspatient:innen wieder steigen. (red/APA)